Zitat :
sam2 hat am 10 Mär 2007 18:31 geschrieben :
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Als MAK-Wert werden dort 9000mg/m³ angegeben, aber eben wegen des Sauerstoff-Verdrängungseffekts und nicht wegen einer "echten" Giftigkeit.
Ob wir uns darauf einigen können?
Oder Du spendierst mir eine neuere Ausgabe...
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Also einigen können wir uns darauf wohl nicht. Immerhin enthält die Luft pro m
3 etwa 1kg Stickstoff und das wäre dann soetwas wie ungiftig.
Wenn ein Stoff bei einem Zehntel dieser Menge schon die Wirkung hat, daß man in die Grube fährt, ist er wohl alles andere als ungefährlich.
Einen neuen Römpp bekommst du von mir auch nicht. Ich habe ja selbst nur die Erstausgabe.
Egal, ob für den MAK-Wert 5000 oder 9000 ppm genannt werden, das ist jedenfalls weniger als 1% und natürlich mit einer Sicherheitsmarge versehen.
Du verwechselst offenbar diesen "Verdrängungseffekt" mit Verdünnung.
Die natürliche Luft besteht bekanntlich zu etwa 4/5 aus Stickstoff und zu 1/5 aus Sauerstoff. Das bedeutet, daß wir auf Meereshöhe einen Sauerstoffpartialdruck von etwa 0,2 bar haben.
Ebenso könnte bekannt sein, daß in 4km Höhe der Luftdruck nur noch halb so groß ist.
Da die Luft gut durchgemischt ist, bedeutet das logischerweise einen Sauerstoffpartialdruck von etwa 0,1 Bar.
Für nicht höhenadaptierte Menschen wirds dann allmählich knapp und deswegen ist z.B. für Segelflieger die Mitnahme einer Sauerstoffmaske Pflicht, wenn sie diese Höhe überschreiten wollen.
Anderseits leben in dieser und größeren Höhen noch abertausende von Menschen problemlos und ohne aus dem letzten Loch zu pfeifen.
Die Hauptstadt Boliviens z.B. hat mit LaPaz und El Alto zusammen über 1 Mio Einwohner und liegt in solcher Höhe.
Wie man sieht, schadet ein Sauerstoffpartialdruck von 0,1 Bar, wie er durch Verdünnung entsteht, noch nicht.
Völlig anders sieht es aus, wenn die Luft hierzulande 10% CO
2 enthält.
Dann steht, obwohl der Sauerstoffpartialdruck noch 0,18 Bar und damit 80% höher als in den Anden ist, der Sargdeckel schon weit offen, was ja auch dein Römpp nicht bestreitet.
Der Grund für diesen Unterschied ist in der chemischen Reaktionsfreudigkeit des CO
2 zu sehen.
Das aus Sauerstoff und Kohlenstoff im Organismus entstehendende CO
2 liegt teils als simple physikalische Lösung des Gases (Kohlensäure existiert nahezu nicht), und teils in Form von Hydrogencarbonationen HCO
3- (entsteht aus Carbonat) vor. Zwischen diesen Komponenten besteht ein chemisches Gleichgewicht, wodurch u.a. der pH-Wert des Blutes stabilisiert wird.
Wenn das Blut in der Lunge mit der Luft in Berührung kommt, diffundiert ein Teil des gelösten Gases in die damit unbelastete Luft. Gleichzeitig wird CO
2 aus dem Hydrogencarbonat nachgeliefert.
Da es sich dabei um dynamische Gleichgewichte handelt, ist nach der Einstellung des Gleichgewichtszustandes die Konzentration des im Blut verbleibenden CO
2 proportional dem CO
2-Partialdruck in der Luft. Jetzt habe ich mal schnell auf einer Medizinseite
http://www.netdoktor.de/laborwerte/fakten/blutgase/blut_pco2.htm nachgeschaut: Dieser Wert liegt bei etwa 40 Torr, was 40/760 = 53mBar bzw. einer CO
2-Konzentration von 5,3% entspricht.
Wenn die eingeatmete Luft mehr als diese CO
2-Menge enthält, kann das Blut kein CO
2 mehr abgeben evtl. nimmt es sogar welches aus der Luft auf.
Zunächst aber steigt dadurch nur die Hydrogencarbonatkonzentration
(CO
32- + H
2O + CO
2 <---> 2 HCO
3-), während der pH-Wert sich noch kaum ändert.
Irgendwann ist aber alles im Blut enthaltene Carbonat in Hydrogencarbonat verwandelt.
Dann ist die Pufferkapazität erschöpft, und von nun an bildet sich etwas Kohlensäure, der pH-Wert sinkt und es treten die physiologischen (Gift-)wirkungen auf.
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[ Diese Nachricht wurde geändert von: perl am 28 Mär 2007 0:33 ]