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Nullung, TN-S Netz, Bestandsschutz, wie kann erweitert werden? Suche nach: bestandsschutz (412) |
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BID = 700246
lithium123 Neu hier
Beiträge: 28
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Hallo liebes Forum
Ein guter Freund von mir hat sich eine Eigentumswohnung zur Vermietung gekauft (alte Bundesländer, wenn das wichtig ist). Er bat mich nun darum, mal schnell ein paar Steckdosen nachzusetzen, bzw. Aufputzleitungen verschwinden zu lassen. Hauptsächlich geht es um Steckdosen in der Küche und im Bad, da dort alles neu gefliest wird und ein späteres Nachrüsten nicht mehr möglich ist.
Zur Wohnung: ES ist eine Dreizimmerwohnung aus den 70ern. Die Unterverteilung wurde vor ein paar Jahren erneuert. Also Zähler aus den Wohnungen sind in den Keller gewandert und die UV sitzt jetzt in einer Nische im Flur. Zuleitung ist 5x10mm². In der UV selber sitzen ein 3-poliger Hauptschalter und 6 Hager B16 A Sicherungsautomaten. Auf 1-3 ist die Herdanschlussdose aufgelegt, auf 4 sind Flur, Bad, Küche und Kinderzimmer, auf 5 sind Wohnzimmer und Schlafzimmer und 6 ist Reserve (ein bisschen unterdimensioniert wie ich finde So weit so gut!
Jetzt kommt aber das Problem, was ich nicht ganz raffe. Nach Begutachtung aller vorhandenen Steckdosen, musste ich feststellen das es sich immer noch um "klassische Nullung" handelt. In jeder Dose ist nur die Schwarze und Graue Ader vorhanden und eine Kupferbrücke vom Pol zum Schutzkontakt. Verstehe halt nicht wieso die UV in TN-S ausgeführt ist und der Rest mit der Nullung geblieben ist. Hätte man nicht alles neu machen müssen oder lief das dann unter Bestandsschutz?
Auf der Abgangsseite in der UV verschwinden jetzt drei Leitungen in der Wand ( 5x1,5mm² für den Herd und die beiden 3x1,5mm² für die Räume). Wo die wieder auftauchen konnte ich noch nicht sehen, ist noch überall Tapete drauf.
Da ich das alles umsonst machen würde, möchte ich natürlich so wenig Arbeit wie möglich haben. Darum meine Frage:
1. Wenn Möglich, könnte ich z.B. die Küche und das Bad vom originalen Netz trennen, jeweils eine extra Zuleitung aus der UV ziehen, mit Automaten und FI absichern und den Rest beibehalten.
2. Darf ich dann in den Räumen mit der kl. Nullung noch weitere Schuko-Steckdosen nachsetzen.
3. Ist eigentlich nur wichtig bei einem vielleicht nötigen Komplettumbau, ich hoffe der Kelch geht an mir vorbei Ist es nun nach VDE vorgeschrieben die Komplette Wohnung mit FI('s) abzusichern.
Schonmal vielen Dank für eure Antworten
Nur zur Info:
Ich selber habe Energieelektroniker gelernt aber seit Jahren nicht mehr in diesem Job gearbeitet, deshalb bin ich auch nicht mehr mit den neusten VDE-Richtlinien vertraut. Ich würde halt nur den Umbau für ihn machen und alles nochmal vom Meisterbetrieb abnehmen lassen. |
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BID = 700247
sam2 Urgestein
Beiträge: 35330 Wohnort: Franken (bairisch besetzte Zone)
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Da muß alles neu!
Und das nichtmal "leider", sondern "es ist an der Zeit" und auch die richtige Gelegenheit.
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"Das Gerät habe ich vor soundsoviel Jahren bei Ihnen gekauft! Immer ist es gegangen, immer. Aber seit gestern früh geht es plötzlich nicht mehr. Sagen Sie mal, DA STIMMT DOCH WAS NICHT???" |
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BID = 700249
fuchsi Schreibmaschine
Beiträge: 1704
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Wenn die verbleibenden Stromkreise zum Zeitpunkt Ihrer Errichtung den damaligen Stand der Technik entspricht, könnten diese so belassen werden (was ich aber bezweifle da 3 adrig angespeist, und dann klassisch genullt ).
Dann kannst Du, wie geplant, lediglich den betroffenen Küche/Bad Stromkreis komplett erneuern.
Jedoch eine Erweiterung dieser bestehenden Stromkreise auch nur um eine einzige Steckdose ist nicht möglich. Sollte dies gefordert sein, muss der komplette Stromkreis erneuert werden. (z.B.: aufgrund der RCD Pflicht neuer Steckdosen)
Auch wenns eventuell weh tut. Aber glaub mir, wenn nicht sofort, wirds nie wieder geschehen. Jetztz hat der Wohnungseigentümer sowieso den Dreck aufgrund der Renovierung des Bades in der Wohnung, macht gleich alles richtig und Ordentlich
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BID = 700265
Martin Wagner Schriftsteller
Beiträge: 768 Wohnort: Unterfranken
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Wenn Adern sw/gr/rt, dann ist die Wohnung wahrscheinlich eher aus den 60ern.
Deine drei neuen Leitungen hören da auf, wo vorher der Verteiler/Zählerplatz war
An den Anlagenteilen mit kl. Nullung darfst du außer Reparaturen nix mehr ändern, ohne alles neu machen zu müssen. Im Bad/Küche muss sowieso alles neu, da größere Änderung.
Gruß Martin
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BID = 700267
der mit den kurzen Armen Urgestein
Beiträge: 17434
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Zitat :
lithium123 hat am 5 Jul 2010 14:47 geschrieben :
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Hallo liebes Forum
Jetzt kommt aber das Problem, was ich nicht ganz raffe. Nach Begutachtung aller vorhandenen Steckdosen, musste ich feststellen das es sich immer noch um "klassische Nullung" handelt. In jeder Dose ist nur die Schwarze und Graue Ader vorhanden und eine Kupferbrücke vom Pol zum Schutzkontakt. Verstehe halt nicht wieso die UV in TN-S ausgeführt ist und der Rest mit der Nullung geblieben ist. Hätte man nicht alles neu machen müssen oder lief das dann unter Bestandsschutz?
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Also TN-S-Netz und klassiche Nullung geht schon mal gar nicht!
Wenn dann ist das ein TN-C-S Netz!
Bestandsschutz ist spätestens mit Erneuerung der UV und der Hauptleitung hinfällig.
Neue Steckdosen nur über FI, im Bad und in Räumen mit erhöhter Gefährdung bestand schon länger FI Plicht !
Brücke vom N zum PE ist falsch SCHUTZ GEHT VOR FUNKTION !!
grob gesagt diese Anlage entspricht noch nicht mal den alten Forderungen raus und neu !!
Gruß Bernd
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BID = 700277
sam2 Urgestein
Beiträge: 35330 Wohnort: Franken (bairisch besetzte Zone)
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Zitat :
der mit den kurzen Armen hat am 5 Jul 2010 17:48 geschrieben :
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Brücke vom N zum PE ist falsch SCHUTZ GEHT VOR FUNKTION !! |
Irrtum. Zum Zeitpunkt der Errichtung war das noch umgekehrt (also PEN erst zur N-Klemme und von dort Brücke zur PE-Klemme) üblich und zulässig. Es bestand auch keine Pflicht zum Umbau, nachdem diese Regel eingeführt wurde.
Zitat :
| grob gesagt diese Anlage entspricht noch nicht mal den alten Forderungen |
Zumindest der genannte Punkt wäre kein Grund diesbezüglich.
Auch nicht zwingend die neue Zuleitung und der neue UV (über die man jetzt doch heilfroh sein muß!).
Dem hingegen (mit Ausnahme der Bernd-üblichen sinnentstellenden Satzzeichensparsamkeit) kann ich mich anschließen.
Oder war es sogar so, daß ich das zuerst gesagt hatte und Du Dich mir anschließt...?
Auch recht.
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BID = 700309
ego Inventar
Beiträge: 3093 Wohnort: Köln
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Typicher fall einer sehr sinnvollen Steigeleitungssanierung:
Hierbei wird mitnichten eine Anpassung der Altanlage fällig, dies währe auch alles andere als förderlich um Vermieter überhaupt zu Sanierungen bewegen zu können. Sie schafft aber die ideale Ausgangslage um leer stehende Whg. den heutigen Bedürfnissen anpassen zu können.
Wenn die Anlage den zum Zeitpunkt der Errichtung (eher50er/60er Jahre)geltenden Vorschriften entspricht, und keine Mängel aufweist(welche aber behoben werden können), darf sie weiterbetrieben und auch erweitert werden. Ab der Erweiterungstelle ist sie als TN-S System auszuführen, Steckdosen sind über FI(nach der aufteilungstelle!) zu schützen.
Das einzig richtige ist natürlich die komplette erneuerung aller noch klassich genullter Teile.
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BID = 700330
lithium123 Neu hier
Beiträge: 28
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Hallo ihr Lieben
Vielen Dank erstmal für die vielen und schnellen Antworten. Kann natürlich sein das das Haus von Anfang 70er oder sogar aus den 60ern ist. Dort sind 6 Parteien drin, die Wohnung liegt EG
@sam2
Wenn ich ihm das erzähle wird er sich aber freuen und JA Sam2 du hast es zuerst gesacht, Haus abreißen und Neubau :-)))
@fuchsi
Also die verbauten Steckdosen sind alle noch die Ersten und zum Zeitpunkt der Errichtung wohl Standard gewesen. In jeder Dose ist jeweils nur die schwarze und graue Ader aufgeklemmt. Bei der Grauen kann ich jetzt nicht mit Sicherheit sagen ob erst auf den PE oder auf den N. Auf jeden Fall ist dort dann noch eine Kupferbrücke von PE nach N gelegt, aber nicht mit einem Stück Ader sondern die wurden speziell ab Werk so konstruiert. Und der Einsatz der vorne drauf ist, ist auch schön mit 2 Schrauben zu befestigen. Na man hat ja sonst nix zu schrauben :-). Die jetzige UV kam auch erst viel später dazu, muss allerdings auch schon ein paar Jahre her sein, dort sind nämlich noch die mehr eckigen Automaten von Hager drin. Die alte "UV", wenn man das so nennen will, saß ebenfalls im Flur nur hinter der Tür, samt Zähler in einen kleinen Schränkchen in der Wand. Und das ganze hatte mich ja so gewundert, dass die vielleicht so in den 90ern (kann ich nicht genau sagen) die UV neu machen und den ganzen andern Rotz so lassen.
Also mit andern Worten die haben nur die UV neu gemacht sonst ist der Rest original wie bei der Errichtung. Irgendwelchen Mietern schien dies natürlich zu wenig zu sein und haben angefangen mal ein paar Steckdosen zu setzen, Aufputz versteht sich :). Sind auch wirklich wenig: WZ= 3, SZ= 2 o. 3, KZ= 1, Küche= 3 + 3 nachgesetzte, Bad= 1, Flur= nothing.
@Martin Wagner
Eine rote Leitung konnte ich nicht entdecken, zumindest nicht in den Steckdosen und die Abzweigdosen hatte ich noch nicht auf. Der Zählerplatz war vorher woanders in einem Schränkchen in der Wand hinter der Tür. Dort ist jetzt alles schön aufgeräumt. In diesem Flur gibt es halt eine Nische für z. B. Jacken und schuhe. Dort haben sie die neue UV an die Wand geklatscht. Die Zuleitung von 5x10mm² kommt vom Keller der direkt unter der Wohnung ist im unteren Teil der UV an. Die drei abgehenden Kabel verschwinden genau daneben wieder in der Wand. Die Herdleitung kann ich nachvollziehen, weil die Küche direkt auf der Rückseite der Nische ist und natürlich in der Herdanschlussdose endet Die beiden anderen Leitungen müssen dann irgendwo in einer Abzweigdose angebunden sein um die Räume zu versorgen.
@der mit den kurzen Armen
ja sicherlich wäre TN-C-S Netz eine bessere Bezeichnung nur bei mir ist es eher ein TN-C-S-C Netz <lach>. Also ich hab eine 5-adrige Zuleitung in der UV liegen. Die natürlich dann auch separat oben auf der PE und N klemme aufgelegt ist. Die drei abgehenden NYM-Leitungen sind auch separat aufgelegt, nur die Ausgänge, sprich die Steckdosen in jedem Raum sind klassisch genullt. So eine Kombi hab ich noch nicht gesehn. Ich glaube früher durfte man auf N auflegen und dann eine Brücke zum PE. Danach durfte man nur noch auf PE auflegen und dann weiter zum N. Aber wie gesagt die Steckdosen wurden so schon hergestellt, die Brücke war bereits Bestandteil der Dose bzw wurde für den Einbau dazugelegt.
@ego
Also doch kein Fusch "Ab der Erweiterungstelle ist sie als TN-S System auszuführen, Steckdosen sind über FI(nach der aufteilungstelle!) zu schützen", hmm, da würde es ja schon klemmen. Wie soll man eine Stdose z.B. im Kinderzimmer die dann am Ende der Nullung liegt mit einem FI absichern.
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So wie es aussieht muss wohl erstmal eine Mauerfräse besorgt werden, so ein Mist
Also,
1. Ist es jetzt Pflicht alle Räume mit Steckdosen über FI abzusichern oder reicht weiterhin nur das Badezimmer?
2. Wie sichert ihr die Kühl-Gefrier-Kombi ab?
3. Teilt ihr den Licht und den Steckdosenkreis auf zwei verschiedene FI's auf?
4. Mir ist mal der Gedanke gekommen die Zuleitungen von der UV in die einzelnen Räume im Boden, sprich im Estrich mit Schlauch zu verlegen. Spricht etwas dagegen?
5. Bei einer Installation vor 2 Jahren konnte ich beobachten, dass der Elektriker sich die Abzweigdosen gespart hat und alles in einer tieferen Schalterdose verdratet hat. Sehr praktisch wie ich finde aber ist das jetzt Standard geworden?
Sorry für die ganzen Fragen und die langen Antworten.
Gruß L123
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BID = 700332
Bartholomew Inventar
Beiträge: 4681
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Zu 1.:
Alle neuen Schukos in Wohnanlagen müssen FI-geschützt (30mA) werden.
Zu 3.:
Ist sinnvoll;, wenn der Besitzer aber zustimmt, darf aber auch bloß ein FI für alles (sofern dieser gegen Überlast geschützt ist) verbaut werden.
Gruß, Bartho
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BID = 700337
fuchsi Schreibmaschine
Beiträge: 1704
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Zitat :
lithium123 hat am 6 Jul 2010 01:22 geschrieben :
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ja sicherlich wäre TN-C-S Netz eine bessere Bezeichnung nur bei mir ist es eher ein TN-C-S-C Netz <lach>. Also ich hab eine 5-adrige Zuleitung in der UV liegen. Die natürlich dann auch separat oben auf der PE und N klemme aufgelegt ist. Die drei abgehenden NYM-Leitungen sind auch separat aufgelegt, nur die Ausgänge, sprich die Steckdosen in jedem Raum sind klassisch genullt. So eine Kombi hab ich noch nicht gesehn.
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Weils so noch niemals zulässig war.
Einmal den PEN aufgetrennt, immer den PEN aufgetrennt.
Wenn die Zuleitung tatsächlich 5polig ausgeführt ist (und auch 5 polig verwendet - oftmals wurde eine 5pol SteigLeitung verlegt, aber nur 4pol also genullt verwendet), dann kann und darf es keine klassisch genullte Steckdose mehr geben.
Solltest Du in der Steigleitung keinen PEN mehr, sondern einen PE und einen N haben, so MUSS die komplette Wohnung elektrisch auf den neusten Stand gebracht werden.
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BID = 700355
Martin Wagner Schriftsteller
Beiträge: 768 Wohnort: Unterfranken
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Offtopic :
| Also muss ich den (eh schon wenigen) sanierungswilligen Kunden jetzt mitteilen, das sie entweder statt der zukunftssicheren 5adrigen Steigleitung eine 4adrige bekommen oder wenns die TAB nicht zulassen, garnix gemacht werden darf . Sanierung eines kompletten Hauses ist schlicht und ergreifend nicht immer Möglich, sei es weil kein Geld da ist, oder weil die Hälfte der Mieter jenseits der 80 ist oder....
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BID = 700389
sub205 Schriftsteller
Beiträge: 916 Wohnort: Gründau
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Zitat :
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4. Mir ist mal der Gedanke gekommen die Zuleitungen von der UV in die einzelnen Räume im Boden, sprich im Estrich mit Schlauch zu verlegen. Spricht etwas dagegen?
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wird doch heute schon fleissig so gemacht bei vielen Neubauten!
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BID = 700397
sam2 Urgestein
Beiträge: 35330 Wohnort: Franken (bairisch besetzte Zone)
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Das möchte ich sehen!
Installationsrohr im Estrich...
Vielleicht bei einem ausreichend dicken Verbundestrich, aber niemalsnicht bei einem auf Trennlage oder gar einem schwimmenden.
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BID = 700403
elo22 Schreibmaschine
Beiträge: 1403 Wohnort: Euskirchen
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Zitat :
sam2 hat am 6 Jul 2010 16:23 geschrieben :
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Das möchte ich sehen!
Installationsrohr im Estrich...
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Jo wohin denn sonst? Wände darf man nicht beliebig schlitzen und über Funk wäre mir neu.
Lutz
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BID = 700406
fuchsi Schreibmaschine
Beiträge: 1704
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Unterm SchwimmEstrich in der Isolierung vielleicht?
Und dann die entstandenen Schlitze in den zugeschnittenen Isolierplatten mit StyroporKugerl-Zement Mischung ausfüllen.
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