Erfahrungsbericht Erneuerung Elektroinstallation.

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Autor
Erfahrungsbericht Erneuerung Elektroinstallation.
Suche nach: elektroinstallation (1714)

    







BID = 516251

jhandt

Gesprächig



Beiträge: 112
Wohnort: Wien
 

  


Ich will mich in erster Linie nochmals für die freundliche Hilfe bedanken , insbesondere bei (alphabetisch) Fentanyl, sam2, shark1 und Trumbaschl; ausserdem will ich eine kurze Zusammenfassung liefern:
Ich habe im Zuge der Renovierung meiner (Eigentums)wohnung die Elektroinstallation erneuert (Leitungen grösstenteils neu verlegt, Unterverteiler erneuert, weiteren Unterverteiler angelegt). Gestern war der Elektriker da und hat die Steckdosen, den Isolationswiderstand und die FIs getestet. Scheint alles OK.

Kurzzusammenfassung: Viel mehr Arbeit als man sich am Anfang denkt.

Etwas audführlicher: Ich versteh jetzt besser warum Elektriker so viel Geld für anscheinend sehr einfache Tätigkeiten verlangen. Dabei geht es nicht darum (wie manchmal und meiner Meinung nach fälschlicherweise behauptet) daß nur der Fachmann das arkane und hochkomplexe Wissen besitzt, eine fachgerechte und sichere Installation zustande zu bringen. Für normale Wohnungsinstallationen muss man ja nur wenige und sehr einfache Grundregeln einhalten (Strombelastbarkeit, Leitungslängen, FIs, nur ein Stromkreis pro Dose verdrahten etc etc).
Vielmehr ist die Sache einfach für den ungeübten ein grosser Aufwand. Duzende Wago Klemmen, Steckdosen und Lichschalter anzuschliessen sind halt einfach viel Arbeit, für den Professionisten mit Routine ist es sicher einacher. Und richtig gutes Werkzeug ist teuer. Zum Abisolieren von hundert Adern wäre halt eine gute Zange mit Längeneinstellung etc gut. Ausserdem kann man viele Dinge schlecht machen von denen man gar nicht weiss dass sie schwierig sein können: Dosen einputzen zum Beispiel. Meine Vierer-Doesen sind alle recht schief und nicht vollständig eingegipst, d.h. der Wind der durch die Heraklit Schalung zieht kommt durch die Dosen.

Ein paar weitere ungeordnete Bemerkungen:

  • Ich hätte besser durchsichtige Wago Klemmen nehmen sollen. Oft hab ich Drähte wieder aus den Klemmen gezogen und neu hineingestopft, weil ich etwas paranoid war ob sie auch richtig drin sind (und nicht nur eine kleine Kontaktstelle haben, die dann überhitzt...)
  • Die Hager Volta Kleinverteiler sind anscheinend sehr praktisch und auch für den Laien gut verwendbar. (Ich hab natürlich keinen Vergleich zu anderen Verteilern.)
  • Phasenschienen und Wago-Halter für die Hutschiene sind auch enorm praktisch.
  • Einmal bin ich in den Stromkreis geraten : während der Umbauten hab ich den altern Unterverteiler ohne Deckel auf den Boden positioniert (der alte FI, halt noch 0,1A, war imemr aktiv). Einmal hab ich beim Einschalten eines LSS am oberen Rand des LSS "gegengehalten" und bin mit den fingern an die nicht fingersicheren schraubklemmen gekommen. Natürlich völlig harmlos: Strom nur in 2 Fingern (derselben Hand), und das nur einen Sekundenbruchteil.
  • Einen Kurzschluß hab ich auch verursacht: Ja klar, kein anständiger Mensch (und insbesonders kein Laie) arbeitet jemals an einer eingeschaltenen Installation. In der Praxis glaubt man halt manchmal zu muessen (ist halt doch viel Stress auf der Baustelle). Ich hab also ca drei Steckdosen unter Strom angeschlossen, einmal ist die N Ader ausgekommen und hat die Phase-Ader gestreift. Hat geknallt und die Dose war dann aussen etwas angerußt, aber hat anscheinend (hoffentlich) keine bleibenden Schäden verursacht.
  • Die Elektriker, die dann die Installation getestet haben, waren etwas enttäuschend. Freundlich, aber völlig uninteressiert. Sie haben zB nur die Steckdosen testen wollen, und zB ob der PE bei den Ventiallator- und Lichtauslässen richtig angeschlossen ist. Sie haben die FIs getestet (indem offenbar das Messgerät an einer Steckdose einen Fehlstrom erzeugt hat), aber Sie haben sich nicht erkundigt wie die Installation aussieht, Leitungslängen, Querschnitte etc. Sie haben die Bestückung der Unterverteiler notiert, diese aber nicht einmal aufgemacht um hinein zu schauen....


Nochmals vielen Dank an alle!
Jakob


[ Diese Nachricht wurde geändert von: jhandt am 17 Apr 2008 15:56 ]

[ Diese Nachricht wurde geändert von: jhandt am 17 Apr 2008 15:58 ]

BID = 516255

shark1

Inventar



Beiträge: 4878
Wohnort: DACH

 

  

Danke für das Lob, bekommt man nicht oft :)!!

PS: Gut das du noch lebst, so ein Stromschlag kann auch anders enden

BID = 516282

:andi:

Inventar



Beiträge: 3205
Wohnort: Bayern


Zitat :
jhandt hat am 17 Apr 2008 15:56 geschrieben :


bin mit den fingern an die nicht fingersicheren schraubklemmen gekommen. Natürlich völlig harmlos: Strom nur in 2 Fingern (derselben Hand), und das nur einen Sekundenbruchteil.


Harmlos ist das nicht. Der Strom fließt quer über deinen Körper ab. 20 milisekunden reichen für Herzkammerflimmern.

_________________
"Gestern gings noch, da kann net viel sein"

BID = 516343

jhandt

Gesprächig



Beiträge: 112
Wohnort: Wien

1. Ich ziehe die Harmlosigkeits-Behauptung gern zurück.
2. Wenn ich jetzt drüber nachdenke, glaub ich aber dass ich vermutlich eher in den FI Hauptanschluss gegriffen habe, und dabei mit dem Finger N und eine Phase "kurzgeschlossen" habe. Grund:
a. Sonst haette wohl doch der FI ausloesen muessen? (Der hat jedenfalls noch funktioniert.)
b. Nachher hab ich mir noch gedacht dass ich Glück hatte das Strom nur durch den Finger (zwischen N und Phase) geflossen ist (aber vermutlich ist das, was man sich unmittelbar nach einem Stromschlag so denkt, nicht furchtbar verlässlich)

BID = 516353

:andi:

Inventar



Beiträge: 3205
Wohnort: Bayern

Du kannst eine abkriegen, die wehtut, aber für den 30mA FI noch nicht reicht. Ist mir auch schon passiert. Der meiste Strom wird in deinem Fall auch nur lokal in den Fingern geflossen sein.
Aber bei solchen Sachen bin ich lieber übervorsichtig. Vorhandensein eines FI legitimiert in keinem Fall Arbeiten unter Spannung. Oft wird auch fälschlicherweise angenommen, der FI begrenze den möglichen Strom durch den Körper auch auf 30mA. In der Zeit, bis der FI auslöst, was mechanisch bedingt einfach ein Moment ist, können natürlich auch mehr als 30mA fließen.
Naja, du lebst ja noch.


[ Diese Nachricht wurde geändert von: :andi: am 17 Apr 2008 20:40 ]

BID = 516962

Heimwerker.

Stammposter



Beiträge: 268

Hallo!


Zitat :
Sie haben die Bestückung der Unterverteiler notiert, diese aber nicht einmal aufgemacht um hinein zu schauen....


Die haben dir ein unterschriebenes Messprotokoll ausgehändigt, auf dem steht, dass die Anlage in Ordnung ist, haben aber den UV nicht aufgemacht????

_________________
Viele Grüße,
Heimwerker

Alle Angaben sind ohne Gewähr und unverbindlich zu verstehen, ich übernehme auch keine Haftung für entstehende Schäden.
Ich bin kein Fachmann und meine Meinung muss nicht den Normen entsprechen.

BID = 516972

sam2

Urgestein



Beiträge: 35330
Wohnort: Franken (bairisch besetzte Zone)

Dann haben Sie ja gar nicht gesehen, daß Du alle Brücken in 1,5mm² ausgeführt hast - und die PE-Verbindungen mit lauter Lüsterklemmen...

BID = 517013

jhandt

Gesprächig



Beiträge: 112
Wohnort: Wien

So ist es: Ich hab einen "Überprüfungsbefund" bekommen, in dem steht: "Die Anlage wurde überprüft und entspricht den am Tage der Überprüfung gültigen Vorschriften". Die UV wurden nicht geöffnet.

Dabei bin ich so stolz auf meine UV, ich bin nämlich draufgekommen dass man nicht mal Lüsterklemmen braucht für die PE-Verbindungen; einfach ordentlich verdrillen reicht völlig! Sicherheitshalber noch Isolierband drum und gut ist!

BID = 517047

:andi:

Inventar



Beiträge: 3205
Wohnort: Bayern

mal den Teufel nicht an die Wand, die Amis machen das oft so. Bei denen ist der PE in der normalen Installationsleitung eh blank.

_________________
"Gestern gings noch, da kann net viel sein"

BID = 517130

shark1

Inventar



Beiträge: 4878
Wohnort: DACH

Über Installationen in Amerika denkt man besser nicht nach!
Denn dann beginnt man sich zu fragen, warum wir nicht einfach die in die schmeißen

BID = 517143

Fentanyl

Fentanyl mit Overkill
Volle Kanne !




Beiträge: 1912

Daran muß ich auch immer denken, wenn mal wieder einer dieses Lang als Technologie-Mekka anpreist: Wohnhäuser, die eher Hundehütten gleichen und bei einer steifen Brise in sich zusammenfallen (wobei meist kein großer Schutthaufen entsteht, sondern ein relativ kleines Häufchen von Holz und Gips), selbst bessere Häuser sind nicht arg stabil, Wolkenkratzer sind meist aus Stahl, Glas und ein wenig Pseudo-Beton gebaut, eine oft katastrophale Niederspannungsversorgung (ähnlich sieht es bei Mittelspannung und teilweise auch Hochspannung aus, wobei letztere etwas besser ist), Telefonleitungen, die Kreuz und Quer laufen, meistens keinerlei Überspannungsschutz, schlechte Versorgungskonzepte wie Split-Phase, Schlösser, die auch ein Lockpickinganfänger in wenigen Minuten öffnet, oft einfach verglaste Fenster, ... etc. (ich könnte ewig weitermachen). Wäre ich der Präsident gewesen, hätte ich die >2 Billionen US$ irrwitzigen Verteidigungsausgaben statt in dämliche Kriege lieber in die Sanierung der Netze und erhöhung der Standards gesteckt, 25% davon ins Bildungssystem, damit nachher auch jemand da ist, der das Zeug administrieren kann und niemand mehr fragt, wann denn der "Hitler-Gedenktag" sei...

@jhandt: Danke für das Lob!

MfG; Fenta

BID = 517155

Sue

Gesprächig



Beiträge: 164
Wohnort: Frechen

Nana….was muss ich denn da lesen, Kritik an der Bauausführung in meiner Heimat?

Unbestritten ist es so das, vor allem in den Vororten und im mittleren Westen sehr leicht gebaut wird und eben Holz und Gipskarton die bevorzugten Baustoffe sind. Aber das ganze hat auch einige erhebliche Vorteile die hauptsächlich in den Kosten liegen und es vielen Menschen überhaupt erst ermöglichen Eigentum zu erweben. Zusätzlich kommt eine andere Mentalität hinzu. Man baut nicht für ein Leben sondern nur für ein paar Jahre, dann verschlägt es einen sowieso wieder woanders hin.

Die Elektroinstallation ist in den ländlichen Gebieten auf einem Niveau wie man sie hier auch in den 50er und 60er Jahren hatte, in den Großstädten ist es sehr unterschiedlich. Teilweise sind da durchaus sehr gute Anlagen vorhanden, teilweise sieht es schlimm aus, was aber auch zu einem Großteil an wilden Erweiterungen liegt. Es gibt keine direkte Kontrollinstanz wie bei uns die VNB’s welche sich auch mal Gedanken um Zuleitungen oder Leistungsbegrenzung machen, da wird fröhlich erweitert bis gar nichts mehr geht und plötzlich mal ein Trafo abraucht ( was übrigens häufiger vorkommt!).

Man darf das aber nicht so verallgemeinern, in Deutschland ist ja auch nicht alles aus Gold wie man hier im Forum ja auch oft genug feststellt und in einigen Teilen von Europa sieht es ja durchaus auch schlimm aus.

Gruß
Emmett

BID = 517166

shark1

Inventar



Beiträge: 4878
Wohnort: DACH

Ja, klar sind die Installationen hier auch nicht alle so wie sie sein sollten. Aber IT, ES, PT,... gelten auch nicht als die Vortschrittsnationen Nummer 1!

BID = 517168

Trumbaschl

Inventar



Beiträge: 7574
Wohnort: Wien

Also die Leichtbauweise wird durchaus auch von Amerikanern selbst kritisiert...

Was Elektroinstallation angeht: einerseits ist man vorschriftstechnisch geradezu paranoid, andererseits werden Dinge ziemlich locker gesehen, das ist aus hiesiger Sicht etwas schwer zu beurteilen. Auf der einen Seite gibt es Gegenden, die Installation im Stahlpanzerrohr mit Gewinde im WOhnbau vorschreiben (z.B. Chicago), andererseits wird oft Mantelleitung mit Metallschellen angenagelt. Dafür gelten da wieder massive Vorschriften, Mantelleitung AP mit Nagelschellen zu verlegen wäre undenkbar, da muß Kabelkanal oder Rohr her, bei Verlegung in Holzständerwänden muß entweder ein Sicherheitsabstand zur Oberfläche eingehalten werden oder es müssen auf die Ständer Blech-Nagelschutzplatten aufgebracht wetden um die Leitung zu schützen.

Kupfer sparen durch Split-Stromkreise (ähnlich wie bei uns aufgeteilter Drehstromkreis) ist sehr beliebt, in Anbetracht der aufgrund der Spannung niedrigen möglichen Leistung pro Stromkreis (120V 15A oder 20A) auch nachvollziehbar.

Die Mittelspannungsversorgung ist bei langen Ausläufern ebenfalls aus Materialersparnis oft nur einphasig, folglich gibt es auch keine Drehstromanschlüsse, sondern an Dreileitergleichstrom angelehnte 120/240V-Anschlüsse (240V einphasig mit geerdeter Mittelanzapfung).
Niederspannungsversorgung existiert kaum in größerem Maßstab, da es überwiegend viele kleine Trafos gibt statt wenige große wie bei uns.

Gerüchteweise soll aber jetzt in manchen Gegenden allmählich auf 120/208V Drehstromversorgung (Sternschaltung) für Privathaushalte umgestellt werden.

Ich kann nur sagen es ist eine eigenwillige Mischung, die meiner persönlichen Meinung nach durchaus zum Gesamtbild der USA paßt. Manches ist gut, manches völlig übertrieben sicher, manches haarsträubend windig.

OT: Einphasenwechselstrom mit Mittelanzapfung gibt es in UK auch - dort halt mit 230/460V. Es gibt auch dort 460V-Wechselstrommotoren.

_________________
"Und dann kommen's zu ana Tür da steht oben "Eintritt verboten!" und da miaßn's eine!"


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