Elektroinstallation im Leningrader Atomkraftwerk

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Autor
Elektroinstallation im Leningrader Atomkraftwerk
Suche nach: elektroinstallation (1718)

    







BID = 479971

Topf_Gun

Schreibmaschine



Beiträge: 1236
 

  


Zum Ablauf des Unfalls Steht in der Wikipedia einiges.

grobe Zusammenfassung:

1. Ausklemmen des Schutzaus für den Reaktor aus dem Reaktorschutzsystems.
2. Der Reaktor war unter Volllast und wurde dann durch Bedienfehler abgewürgt. (Xenonvergiftung)
3. Dadurch senkte sich die Wärmeabgabe auf unter 200MW.
Um den Reaktor wieder auf sie 200MW zu bekommen, wurden zuviele Steuerstäbe gezogen.

Dadurch war der Reaktor
a. mit zuwenig Steuerstäben
b. mit Xe-135 vergifteter Kern (aus dem Zerfall von I-135)
c. zu kalt

als die bremsende Wirkung von b und c nachgelassen hat, ist der reaktor innerhalb von Sekundenbruchteilen durch geschätzte 100GW thermische Leistung zerflogen.

Das in Tschenobyl war sträflicher Leichtsinn!


Gruß Topf_Gun

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BID = 480053

Kurzschlus

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Beiträge: 192
Wohnort: Magdeburg

 

  


Zitat :
Topf_Gun hat am  9 Dez 2007 10:43 geschrieben :

Ob angereichert oder nicht spielt für den Verbrauch an Uran keine Rolle.

Uran besteht aus 99,3% U-238, welches im Reaktor nicht spaltbar ist.
Die restlichen 0,7% U-235 ist spaltbar.


Leider nicht, das Problem hinsichtlich des Uranverbrauchs ist eher, dass aus technischen und wirtschaftlichen Gruenden nur bis ca 0.3-0.4% abgereichert wird. Es wird also quasi die Haelfte vom nutzbaren U-235 weggeworfen.

Das waere nicht der Fall bei Nutzung von Natururan-Reaktoren.

Und der Reaktor in Niederaichbach war insofern eine schoene Konstruktion (kein brennbarer Graphit-Moderator, Gas als Kuehlmittel, kann nicht verdampfen usw.)


Zitat :
[kurze Ausfuehrung zum Brueten]

Das macht bei einer Reichweite von 50 Jahren (nur mit U-235) maximal 35000 Jahren. Gut es wird weit weniger sein, aber 5000 Jahre Reichweite sollten auf jeden Fall drinn sein.


Leider auch nicht so viel, das Problem sind hier die ganzzahligen Pu-Isotopen, die nicht spaltbar sind (Pu-240, Pu-242). Der Anteil dieser Isotope nimmt bei zunehmendem Abbrand immer mehr zu, so dass Wiederaufarbeitung nur 2-3x realistisch ist.

Nebenbei, aus gerade diesem Grunde wird bei der Produktion von Waffenplutonium das Material auch nur max. 1-2 Wochen lang im Reaktor abgebrannt, bis es in die chemische Trennung geht. ("Wiederaufarbeitung", Purex-Prozess)


perl hat am  9 Dez 2007 14:42 geschrieben :


Willst du ausprobieren welche Folgen es hat, wenn der nächste solche Reaktor, egal ob wegen personeller oder technischer Mängel, direkt vor deiner Haustür explodiert ?


Ich habe ja nicht sagen wollen, dass ich den Bau von RBMK-Reaktoren begruessen wuerde. Ich wollte nur darauf hinweisen, dass die Dinger zuverlaessiger arbeiten, als man so sagt (im Vergleich zu westlichen Reaktoren).


Zitat :

Was waere geschehen, wenn der Tschernobyl-Reaktor in einem "Gehaeuse" wie einem Flakbunker eingebaut waere?
Die Brocken wären nur etwas weiter geflogen.


Glaube ich eigentlich nicht.

Es gibt ja Sollbruchstellen im modernen Reaktorcontainment, erst mal die Abblaseventile, und dann die grosse Tuer (fuer den Materialtransport). Waere solches in Tschernobyl vorhanden gewesen, waere es vielleicht einfacher gewesen, den Luftzutritt zum brennenden Graphitmoderator zu bremsen und den Brand frueher einzudaemmen.


Topf_Gun hat am  9 Dez 2007 15:36 geschrieben :

Zum Ablauf des Unfalls Steht in der Wikipedia einiges.

grobe Zusammenfassung:

1. Ausklemmen des Schutzaus für den Reaktor aus dem Reaktorschutzsystems.
2. Der Reaktor war unter Volllast und wurde dann durch Bedienfehler abgewürgt. (Xenonvergiftung)
3. Dadurch senkte sich die Wärmeabgabe auf unter 200MW.
Um den Reaktor wieder auf sie 200MW zu bekommen, wurden zuviele Steuerstäbe gezogen.

Dadurch war der Reaktor
a. mit zuwenig Steuerstäben
b. mit Xe-135 vergifteter Kern (aus dem Zerfall von I-135)
c. zu kalt

als die bremsende Wirkung von b und c nachgelassen hat, ist der reaktor innerhalb von Sekundenbruchteilen durch geschätzte 100GW thermische Leistung zerflogen.


Das ist noch nicht alles:
4. wurde das Notkuehlsystem (die vier Notkuehlwasserzuleitungen) abgesperrt und die Ventile verplombt.
5. machte sich ein Konstruktionsfehler verhaengnisvoll bemerkbar (s.u.)

Dadurch konnte, als die Leistung des Reaktors nach Abklingen der bremsenden Wirkung der Xenonvergiftung anstieg, kein zusaetzliches Wasser eingespeist werden, auch nicht manuell (zum Entsiegeln und Aufdrehen der Notkuehlwasserleitungen fehlte die Zeit entsprechend).

Daraufhin trat das in Effekt, was Elektrolurch beschreibt:


Zitat :
elektrolurch hat am  9 Dez 2007 15:06 geschrieben :


ich meine mal gehört zu haben, dass beim RBMK-Reaktor der positive "Dampfblasenkoeffizient" (void-Koeffizient) und die Kompliziertheit (viele einzelne Kühlkanäle) die Hauptursache des Unfalls war. Diese Dinge sind aber konstruktionsbedingt.


Als das Wasser im Reaktor zu kochen begann, drueckte der Reaktorfahrer den Schnellabschalteknopf (Scram).

Daraufhin fielen die Steuerstaebe in den Reaktor.
An den Spitzen der Steuerstaebe befand sich ein 15 cm langer Abschnitt aus Graphit.

Dadurch beschleunigte sich die durch den positiven void-Koeffizienten eh schon erhoehte Kettenreaktion explosiv.

Und der Reaktor, der vorher schon bedrohlich grummelte, platzte nun endgueltig auseinander.

(Dieser Konstruktionsfehler mit dem Graphit an den Steuerstabspitzen wurde in der Folge bei allen RBMK-Reaktoren beseitigt)


Zitat :
Topf_Gun hat am  9 Dez 2007 15:36 geschrieben :

Das in Tschenobyl war sträflicher Leichtsinn!


Absolut!

Und das alles wegen einem Turbinenauslaufexperiment, das man wohl auch in einem konventionellen Kraftwerk haette machen koennen.

Eine sehr eindrueckliche und detaillierte Schilderung der ganzen Geschichte findet sich im Buch "Verbrannte Seelen" des russischen Atomtechnikers Medwedjew.

BID = 480076

high_speed

Schreibmaschine



Beiträge: 2073

Dann zitiere ich mich mal wieder selber:


Zitat :
high_speed hat am 21 Jan 2007 22:24 geschrieben :

..
Es wird immer zu Unfällen kommen, wenn wirtschaftliche
Interessen im Hintergrund sind. Es wird selten mehr
eingebaut als vorgeschrieben ist. Wenn für ein Kraftwerk 2
Notgeneratoren vorgeschrieben sind, dann versucht man es auf
einen zu reduzieren. Wenn man damit nicht durchkommt, baut
man eben nur die 2 vorgeschriebenen ein.



https://forum.electronicwerkstatt.d.....00805

Die Diskussion über die Sicherheit von KKWs hatten wir aber schon
einmal. Mir ist lieber eins nach westlichen Standard gebautes Kraftwerk
in meiner Nähe, als eins mit Sparpolitik gebautes Osteuropäisches
Kraftwerk.

(Grohnde ist nicht weit weg.)
http://de.wikipedia.org/wiki/Kernkraftwerk_Grohnde
http://www.iaea.org/cgi-bin/db.page.....k=HOT

Kernenergie ist eine Technologie, bei der ein sehr hoher
Sicherheitsstandart angewendet werden muss. Aus Spargründen
darf es niemals zu abstrichen kommen, aber leider denken die
Betreiber lieber an ihre Profite, die Schäden zahlt ja
schließlich die Allgemeinheit.

Wenn ein Betreiber denkt es nicht so ernst zu nehmen mit der
Sicherheit, sollte man ihm ohne viel Diskussion die Betriebserlaubnis
entziehen. (Siehe schwedisches Unternehmen.)

Holger

_________________
George Orwell 1984 ist nichts gegen heute.
Der Überwachungsstaat ist schon da!

Leider lernen die Menschen nicht aus der Geschichte,
ansonsten würde sie sich nicht andauernd wiederholen.

[ Diese Nachricht wurde geändert von: high_speed am  9 Dez 2007 19:24 ]

BID = 480128

powersupply

Schreibmaschine



Beiträge: 2920
Wohnort: Schwobaländle


Zitat :
Kurzschlus hat am  9 Dez 2007 18:10 geschrieben :


Daraufhin fielen die Steuerstaebe in den Reaktor.
An den Spitzen der Steuerstaebe befand sich ein 15 cm langer Abschnitt aus Graphit.


Die Steuerstäbe werden bei den RBMK-Reaktoren doch von unten motorisch eingefahren(Stand so mal in der PM)
In den Westlichen Rektoren können sie bei Spannungsausfall hineinfallen.

Gruß powersupply

BID = 480169

Topf_Gun

Schreibmaschine



Beiträge: 1236

@powersupply

Da bringst Du etwas durcheinander:

Bei Druckwasserreaktoren und auch beim RBMK dind die Steuerstäbe von Oben. Bei Siedewasserreaktoren kommen die Stäbe von unten (Pneumatisch oder mechanisch vorgespannt und elektrisch festgehalten).
Beim Siedewasserreaktor ist der Bereich oberhalb des Kernes durch die Einbauten für den Dampf blockiert.

Gruß Topf_Gun



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BID = 480205

Kurzschlus

Gesprächig



Beiträge: 192
Wohnort: Magdeburg

Topf-Gun hat recht, die Hauptsteuerstaebe beim RBMK werden von oben eingefahren.
Vielleicht hat powersupply sich unvollstaendig erinnert, oder die PM hat Mist geschrieben, denn von unten in den Kern eingefahren werden beim RBMK nur eine kleine Anzahl von Steuerstaeben, die aber nur der Steuerung der Energieverteilung innerhalb des Kerns dienen.
Siehe auch: https://www.eoearth.org/article/Lig.....RBMK)

Und fuer high_speed auch ein kleines Schmankerl, hier kannst Du nachlesen, was so in Deiner Nachbarschaft abgeht: http://www.nadir.org/nadir/initiati......html

Und der Thread, auf den high-speed verweist, ist auch derbe, auch wenns da eher um Flugzeuge ging (Da war ich allerdings noch nicht Mitglied im Forum)

Und nun auch von mir viele Gruesse an Alle!

edit:
Bei dem Flugzeuge-Thread und bei dem was high-speed gesagt hat, musste ich grad an Folgendes denken:

Letzten Monat fiel das AKW Ignalina in Litauen (auch ein RBMK-Reaktor, sogar 1500MWe ) wegen einem Kurzschluss aus.

Und nun will Litauen, anstatt es wie mit der EU vereinbart 2009 abzuschalten, erst 2012 oder 2015 stillegen, weil die es (absichtlich?) verschlafen haben, Ersatz zu bauen.

[ Diese Nachricht wurde geändert von: Kurzschlus am 10 Dez 2007  0:00 ]

BID = 483913

faustian.spirit

Schreibmaschine



Beiträge: 1388
Wohnort: Dortmund

Wie lange hat es gedauert bis die Gundremmingen wirklich auseinandergebaut haben...?

---

Die Betonglocken sind wohl eher als Schutz vor äusseren Einflüssen gedacht. Für die Belastbarkeit durch einen im inneren stattfindenden Sprengvorgang erinnere ich mich daran irgendwo mal an einen Wert von um die 70 Kilo TNT gelesen zu haben....

---

Die Quelle ist als Lesestoff wahrlich nicht vor dem Schlafengehen zu empfehlen, zumindest nicht für Nichtzyniker. Und wenn bezieht sich das alles auf eine IM PRODUKTIONSBETRIEB BEFINDLICHE Anlage......


http://de.wikipedia.org/wiki/Kernkraftwerk_Leningrad

... die größtenteils noch zehn Jahre laufen soll

Da sind noch andere interessante Fakten in dem Report, ich fasse mal zusammen, u.a:

....Es wird massenhaft verbrauchtes Brennmaterial am Standort dauerhaft gelagert - der nie davor vorgesehen war! .... Dazu wurde noch umgebaut um die Lagerdichte erhöhen zu können!....

....wobei die Brennelementegehäuse wohl zu Undichtigkeiten neigen (ca. 5% laut dem Bericht)...

....in einem Gebäude mit blankem Betonboden, keinem Klo und undichten Türen ....

....Es wurden schwere Werkstätten direkt in Brennelementelagern eingerichtet....

....Und nicht dafür ausgebildetes Personal dazu genötigt dort Arbeiten an Gefässen für Altbrennstoff durchzuführen....

....Die Wahrscheinlichkeit eines Wirbelsturms wird mit 1 in 10000 Jahren geschätzt und daher als vernachlässigbar betrachtet... (das rechnet sich auf 1% Chance auf eine Katastrophe pro 100 Jahre Bestehen der Anlage! )....

....Da wird alles geklaut was nicht niet und nagelfest ist....

....Radioaktiver Unrat wird in Plastiktüten gelagert....und teilweise ungeprüft auf den Müll gegeben.....

....Auf dem Gelände ist auch eine Firma die schwach radioaktiv kontaminierten Metallschrott recycelt ... zu Rohstoffen für ENDVERBRAUCHERPRODUKTE.....

....Adäquate Dekontaminierungsausrüstung scheint dort nicht vorhanden zu sein....


....Das Gelände war einst ein Friedhof....

....Dem Kühlwasser wird Sägemehl beigemischt um Risse in den Rohren in den Kühlvorrichtungen selbsttätig zu stopfen.... das restliche Sägemehl wird mit dem Kühlwasser in den Golf von Finnland geleitet....


....Kranbediener ohne Schein, an Kränen bei denen Sicherheitsvorrichtungen planwidrig weggelassen wurden....

....Übermäßig Kontaminierte Behälter scheinen oft das Gelände zu verlassen....

....Verbrauchte Brennelemente müssen gegossen werden .....


---

4GW ist doch schon eine gewaltig große Anlage, auch unter AKW-Maßstäben?

---

Warum haben "die Russen" gute Ingenieure aber keinen Plan von/kein Interesse an QM?


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