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Schraubklemmen anziehen: Wie fest? |
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BID = 809101
Kermit24 Gesprächig
Beiträge: 156 Wohnort: Köln
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Hallo,
ich habe nun schon mehrfach gehört/gelesen, dass man bei Elektroinstallationen (starre Kupferadern) Schraubklemmen nur handfest anziehen soll und keinesfalls "anknallen", weil sich die Klemme dann in kurzer Zeit erst recht lösen würde.
Der Grund dafür erschliesst sich mir allerdings nicht: Es wird behauptet, da Kupfer ja ein weicheres Metall ist, es dann nachgeben kann, insbesondere wenn es sich durch den Stromfluss erwärmt. Oder es wird behauptet, dass man mit "Anknallen" die Ader beschädigen würde.
Nun, bisher 'knalle' ich Schraubklemmen immer richtig fest an (außer bei sehr kleinen Schrauben, wo die Gefahr des Schraubenkopf-Abreißens oder Gewinde-Beschädigens besteht). Also insbesondere rede ich von Schraubklemmen an Sicherungen/LS-Schaltern in Verteilungen oder Dosenklemmen in Abweigkästen. Klar ist dann eine deutliche Beschädigung/Verforumg der Ader zu sehen (wenn ich die Klemme wieder löse). Aber nur handfest hält m.E. nicht und löst sich durch Erschütterungen/Vibrationen erst recht wieder? Ein Ausbilder meinte zudem, dass sich allein durch 50Hz-Vibrationen der Leitungen mit den Jahren/Jahrzehnten Schrauben lösen können.
Damals gingen unsere Ausbilder immer hin und haben versucht die 1,5er Adern aus den Klemmen von LS-Schaltern oder Doliklemmen zu ziehen. Besonders bei Doliklemmen ist das Anknallen m.E. besonders wichtig (und schwierig!), besonders wenn mehrere Adern in eine Klemme geführt sind. Da haben uns die Ausbilder am häufigsten durch Ziehen und hin- und herdrehen der Doliklemme die Adern wieder lösen können!
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BID = 809109
Offroad GTI Urgestein
Beiträge: 12742 Wohnort: Cottbus
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Zitat :
| nur handfest anziehen soll und keinesfalls "anknallen", weil sich die Klemme dann in kurzer Zeit erst recht lösen würde. | Im Grunde schon. Nur hat handfest für jeden eine andere Bedeutung.
Für das Verbinden von bspw. zwei Kupferschienen mit Maschinenschrauben gibt es vorgeschriebene Drehmomente. Für andere Verbindungsarten natürlich auch. Bei fast jedem elektrischen Gerät mit Schraubklemmanschluss steht in der Bedienungsanleitung, mit wieviel Drehmoment die Schrauben angezogen werden sollen.
Und ja, es stimmt. Wird die Schraube zu fest angezogen, kann dies erst recht zu einer Fehlfunktion führen.
Hier ein interessanter Beitrag diesbezüglich
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Theoretisch gibt es zwischen Theorie und Praxis keinen Unterschied. Praktisch gibt es ihn aber. |
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BID = 809110
Elektro Freak Inventar
Beiträge: 3434 Wohnort: Mainfranken
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Was für ein Zufall, über das gleiche Thema haben wir heute in der Innung geredet, da war der "Ausbilder" der gleichen Meinung das man Klemmen nur mit Drehmomentschlüssel anziehen sollte !
Offtopic :
| Mehr über das was wir dort erzähl bekommen und ich hier anderst gehört hatte werde ich bei Gelegenheit auch mal zu Papier bringen digitalisieren |
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BID = 809126
Kermit24 Gesprächig
Beiträge: 156 Wohnort: Köln
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In der praxis habe ich noch nie ein Elektriker gesehen, der Schlitz oder Kreuzschlitz-Schrauben mit einem Drehmomentschlüssel anzieht. Finden sich bei Herstellerangaben von Doliklemmen/LS-Schaltern tatsächlich Anzugsdrehmomente? In der Ausbildung sind die mir zumindest nie aufgefallen (und da musste ich einige Dokumentationen lesen)
[ Diese Nachricht wurde geändert von: Kermit24 am 9 Jan 2012 22:21 ]
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BID = 809127
Offroad GTI Urgestein
Beiträge: 12742 Wohnort: Cottbus
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Zitat :
| In der praxis habe ich noch nie ein Elektriker gesehen, der Schlitz oder Kreuzschlitz-Schrauben mit einem Drehmomentschlüssel anzieht. |
Ich auch nicht.
Wer verwendet denn noch solche Dinger? Schon mal was von Wago-Klemmen gehört
Zitat :
| Finden sich bei Herstellerangaben von [...]LS-Schaltern tatsächlich Anzugsdrehmomente? |
Ja. Siehe beispielsweise hier: Hager LSS oder hier: ABB LSS
In beiden Fällen sind es 280Ncm.
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Theoretisch gibt es zwischen Theorie und Praxis keinen Unterschied. Praktisch gibt es ihn aber.
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BID = 809128
der mit den kurzen Armen Urgestein
Beiträge: 17434
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Der faule Eli nimmt den Stabschrauber und der hat ne Drehmomenteinstellung
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Tippfehler sind vom Umtausch ausgeschlossen.
Arbeiten an Verteilern gehören in fachkundige Hände!
Sei Dir immer bewusst, dass von Deiner Arbeit das Leben und die Gesundheit anderer abhängen!
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BID = 809130
Offroad GTI Urgestein
Beiträge: 12742 Wohnort: Cottbus
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Dies wäre passendes Werkzeug
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BID = 809133
Kleinspannung Urgestein
Beiträge: 13360 Wohnort: Tal der Ahnungslosen
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Zitat :
der mit den kurzen Armen hat am 9 Jan 2012 22:32 geschrieben :
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Der faule Eli nimmt den Stabschrauber und der hat ne Drehmomenteinstellung
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Offtopic :
| Nicht der Faule,sondern der Schlaue mit der richtigen Ausrüstung... |
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Manche Männer bemühen sich lebenslang, das Wesen einer Frau zu verstehen. Andere befassen sich mit weniger schwierigen Dingen z.B. der Relativitätstheorie.
(Albert Einstein)
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BID = 809137
der mit den kurzen Armen Urgestein
Beiträge: 17434
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Offtopic :
| leg du mal 300 Leitungen auf einen Industrieschrank mit Schraubklemmen auf. |
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BID = 809176
Kermit24 Gesprächig
Beiträge: 156 Wohnort: Köln
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Zitat :
Offroad GTI hat am 9 Jan 2012 22:29 geschrieben :
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Wer verwendet denn noch solche Dinger? Schon mal was von Wago-Klemmen gehört
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Wir, bzw. mein Chef, der uns das Material bestellt. Vermutlich hat er noch massenhaft davon gelagert. Wago-Klemmen wären mir natürlich auch lieber.
Zitat :
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Zitat :
| Finden sich bei Herstellerangaben von [...]LS-Schaltern tatsächlich Anzugsdrehmomente? | Ja. Siehe beispielsweise hier: Hager LSS oder hier: ABB LSS
In beiden Fällen sind es 280Ncm.
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Tatsache! Dabei habe ich früher etliche ABB-Spezifikationen lesen müssen. Muss ich wohl echt immer überlesen haben. Danke für den Hinweis
[ Diese Nachricht wurde geändert von: Kermit24 am 10 Jan 2012 6:29 ]
[ Diese Nachricht wurde geändert von: Kermit24 am 10 Jan 2012 6:30 ]
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BID = 809187
rasender roland Schreibmaschine
Beiträge: 1735 Wohnort: Liessow b SN
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Zitat :
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Für das Verbinden von bspw. zwei Kupferschienen mit Maschinenschrauben gibt es vorgeschriebene Drehmomente.
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Ich bin beruflich schon etwas raus was den Schaltschrankbau betrifft.
Aber ich weiss wir hatten Tabellen in denen das Drehmoment
für die entsprechende Schraubengröße stand.
Allerdings habe ich nie verstanden warum es ein "empfohlenes"
Anzugsmoment ist. M10 z.B. 25-30 Nm (die Zahl kann falsch sein,
ist jetzt nur so aus der Erinnerung)
Das heisst je nach Oberarm kann ich mir die Nm aussuchen oder wie.
Auch in den von Dir verlinkten Beitrag lese ich nur
etwas von einer Empfehlung.
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mfg
Rasender Roland
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BID = 809189
Offroad GTI Urgestein
Beiträge: 12742 Wohnort: Cottbus
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Warum die Formulierung nun gerade empfohlenes Drehmoment lautet, ist eine gute Frage...
Aber vielleicht hat einer zufällig die DIN 43673 - 1 bei sich rumliegen. Dann könnte man der Geschichte mal auf den Grund gehen.
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Theoretisch gibt es zwischen Theorie und Praxis keinen Unterschied. Praktisch gibt es ihn aber.
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BID = 809192
:andi: Inventar
Beiträge: 3205 Wohnort: Bayern
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Ich halte das für eine sehr gute Frage. Ich habe eine Kollegin, die die Klemmen nur auf Berührung anzieht, so dass die AEH gerade nicht von alleine wieder rausfällt. Ich bin eher das Gegenteil, in der Ausbildung hab ich mal geschafft bei einem ABB FI die L1-Klemme beim Anziehen aus dem Gehäuse zu brechen.
Seitdem reiß ich mich aber zusammen, speziell bei Klemmen wo die Schraube auf dem Leiter dreht - den kann man damit tatsächlich abdrehen bzw er bricht dann bei geringer mechanischer Last direkt an der Klemmstelle ab. Aufzugklemmen kann man schon ein bisschen strammer anziehen. Alles unter der Voraussetzung dass man kein "Glump" vorliegen hat...
Eigenartig finde ich die Klemmen an den aktuellen ABB FI, wo die dicken Schrauben auf dem Leiter drehen. Wenn man dort einen starren Leiter klemmt, hat man irgendwie das Gefühl dass die bald wieder aufgehen wird.
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"Gestern gings noch, da kann net viel sein"
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BID = 809196
Offroad GTI Urgestein
Beiträge: 12742 Wohnort: Cottbus
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Zitat :
| Eigenartig finde ich die Klemmen an den aktuellen ABB FI, wo die dicken Schrauben auf dem Leiter drehen. |
Den Typ kenne ich jetzt nicht, ist aber wirklich seltsam.
Es sollte bei solchen Gerätschaften viel öfter die Federklemmtechnik zur Anwendung kommen, dann stellt sich die Frage nach irgendwelchen Drehmomenten erst gar nicht da sich die Klemmstelle automatisch spannt.
...Oder hat WAGO etwa alle Patentrechte an diesem Konzept, so dass kein anderer Hersteller diese Technik verwenden kann...
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Theoretisch gibt es zwischen Theorie und Praxis keinen Unterschied. Praktisch gibt es ihn aber.
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BID = 809218
888 Stammposter
Beiträge: 378 Wohnort: dreieich
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Federklemmen finde ich auch nicht 100 % überzeugend:
wenn ein runder Leiter durch eine Feder (die den Leiter obendrein nur mit einer scharfen Kante berührt) auf eine ebene Kontaktfläche gedrückt wird, ergibt sich leider nur eine ganz kleine Kontaktfläche => hohe Stromdichte an der Übergangsstelle. Ob das auf Dauer (wenn regelmäßig für längere Zeit Ströme im zweistelligen Amperebereich fließen) gut geht wage ich zu bezweifeln.
Wer schon einmal einen Leiter aus einer WAGO Klemme vorschriftsmäßig rausgedreht und dann einen Blick auf die Feder in der Klemme geworfen hat, wird gesehen haben, das die Feder nicht mehr in ihre Lage im Neuzustand zurückgegangen ist. Wird die Klemme erneut verwendet, erzeugt die Feder garantiert nicht mehr den ursprünglichen Anpressdruck.
Damit dürften auf längere Sicht ebenfalls Kontaktprobleme vorprogrammiert sein.
MfG
888
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