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Tantal Elkos durcht Low ESR Pb-Al ersetzen? Suche nach: elkos (11871) esr (1277) |
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BID = 930177
attersee Stammposter
Beiträge: 448 Wohnort: Wien
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Kürzlich erwarb ich einen Hirschmann Rundfunk-Messempfänger (etwa 1980), bei dem MW und LW nicht funktioniertn. Ursache war ein kurzgeschlossener Tantal-Elko (C1) im Abstimmspannungs-Modul. Nach einem Tag Betrieb machte (C2) einen Kurzschluss, - mit der vollen Schweinerei (siehe Bild, Rest des Elkos bereits entfernt).
Das Modul macht mit einem TBA800 aus 12 V DC eine Abstimmspannung von gut 27 V. Die vierstufige Villard-Schaltung ist voller Tantals (22u/16V). Insgesamt gibt es im Modul 11 Tantals.
Nachdem Tantals immer wieder mit Kurzschlüssen ‚auffällig werden‘, überlege ich, sie durch Low ESR Blei-Aluminium Typen zu ersetzen, in der Hoffnung, die MTBF zu reduzieren. Platzmäßig gibt es kein Problem. Spricht aus Eurer Sicht etwas dagegen?
Grüße,
attersee
PS: Die gereinigte Schaltung sieht wieder ganz passabel aus.
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BID = 930183
perl Ehrenmitglied
Beiträge: 11110,1 Wohnort: Rheinbach
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Zitat :
| Blei-Aluminium Typen | Gibt es so etwas überhaupt?
Ich schätze, daß man damals die Ta-Elkos in der Hoffnung auf eine hohe Zuverlässigkeit gewählt, und dabei ins Klo gegriffen hat.
Du kannst da sicher normale Alu-Elkos verwenden, oder darauf hoffen, dass die Hersteller der Ta-Perlen mitlerweile ihre Lektion gelernt haben.
Der Spannungsvervielfacher ist ja nicht hoch belastet.
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BID = 930186
attersee Stammposter
Beiträge: 448 Wohnort: Wien
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Perl, herzlichen Dank für Deine Bewertung. Und das zu später Stunde.
Das Datenblatt der Low ESR Typen von YAGEO, die besagter 'C' anbietet, spricht von "105°C Single-Ended Lead Aluminum Electrolytic Capacitors".
Mag schon sein, dass die Hersteller die Technologie bei Tantals verbessert haben, doch was ich auf die schnelle im Internet so fand, hat mich nicht überzeugt. Ich werde Deinem Rat folgend den konservativen Weg gehen.
Grüße, attersee
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BID = 930190
Onra Schreibmaschine
Beiträge: 2488
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Zitat :
attersee hat am 1 Jul 2014 02:23 geschrieben :
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Das Datenblatt der Low ESR Typen von YAGEO, die besagter 'C' anbietet, spricht von "105°C Single-Ended Lead Aluminum Electrolytic Capacitors".
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Das "Single-Ended Lead" bedeutet dass der Elko 2 Anschlüsse auf einer Seite besitzt, gemeinhin als radialer Anschluß bezeichnet. Das Lead bedeutet hier also eher Draht und hat nur indirekt mit Blei zu tun.
Der Konstrukteur (oder der Einkäufer?) hat die Datenblätter der Elkos anscheinend nicht sorgfältig genug gelesen.
Onra
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BID = 930199
attersee Stammposter
Beiträge: 448 Wohnort: Wien
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Danke Onra für die Klarstellung. So geht es, wenn man im Kopf die Trennzeichen falsch setzt.
Nachtrag (falls sich jemand die Schaltung genauer ansieht): R2 ist durch eine Induktivität mit ca. 35 - 40 µH zu ersetzen. Den abgeschmorten Wicklungsdraht hielt ich wegen einer Fehlmessung zunächst für einen Widerstandsdraht. Die Spulendaten habe ich unter Berücksichtigung des Kernmaterials rückgerechnet.
Grüße, attersee
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BID = 930225
perl Ehrenmitglied
Beiträge: 11110,1 Wohnort: Rheinbach
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Offtopic :
| @onra:
Zitat :
| Der Konstrukteur (oder der Einkäufer?) hat die Datenblätter der Elkos anscheinend nicht sorgfältig genug gelesen. | Ich denke, du spielst damit auf die Strombelastung bzw. auf die mystischen 3 Ohm/V an, die man damals berücksichtigen sollte.
Ich habe allerdings den Eindruck, daß auch bei Tantal-Elkos bei langer Lagerung ein Abbau der Oxidschicht stattfindet.
Ich habe zwar bisher keine Literaturstelle gefunden, die ein Neu-Formieren ähnlich dem bei Al-Elkos empfiehlt, -vielleicht ist es auch sinnlos-, aber ich habe schon etliche Ta-Elkos gehabt, auch nasse, die beim Wiedereinschalten nach sehr langer Lagerung defekt waren. |
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BID = 930284
Onra Schreibmaschine
Beiträge: 2488
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[quote]
perl schrieb am 2014-07-01 14:05 :
Zitat :
| Ich denke, du spielst damit auf die Strombelastung bzw. auf die mystischen 3 Ohm/V an, die man damals berücksichtigen sollte. |
Das bezog sich mehr auf das (früher) empfohlene Spannungs-Derating:
http://www.kemet.com/Lists/Technica.....s.pdf
Die Perlen werden wohl noch keine Polymertypen sein und die 16V scheinen mir in einer Impulsanwendung doch sehr knapp. Zumal es inzwischen auch elegantere Möglichkeiten zur Hilfsspannungserzeugung gibt .
Zitat :
| Ich habe allerdings den Eindruck, daß auch bei Tantal-Elkos bei langer Lagerung ein Abbau der Oxidschicht stattfindet. |
Die Einen sagen Nein zum "Wear Out": http://www.avx.com/docs/techinfo/voltaged.pdf (übrigens mit einem interessanten Beispiel, dass sogar 50% Derating nicht immer ausreichend sind).
die Anderen eingeschränkt Ja: http://www.kemet.com/Lists/Technica.....s.pdf
Onra
[ Diese Nachricht wurde geändert von: Onra am 1 Jul 2014 23:34 ]
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BID = 930291
perl Ehrenmitglied
Beiträge: 11110,1 Wohnort: Rheinbach
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Offtopic :
| @onra: Interessant!
Allerdings bezweifle ich, dass man mit Arrhenius und "wear out" vorhersagen kann, was bei einer 35-jährigen Lagerung, meist ohne Spannung, passiert.
Vielleicht wissen das diese Spezialisten Bild eingefügt besser als manche Ingenieure |
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BID = 931476
attersee Stammposter
Beiträge: 448 Wohnort: Wien
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Ein kurzer Endbericht, damit der Kreis geschlossen ist. Das Abstimmspannungs-Modul läuft mit den Al-Elkos natürlich einwandfrei. Das anfangs gezeigte Schaltbild bitte nicht zu genau ansehen. Hier ist die korrigierte Version.
Der Oszillator des LW-Tuners hat mich noch etwas schwitzen lassen, denn da hat ein kleiner Styroflex-Kondensator hin und wieder (selten und kurz) eine Unterbrechung gezeigt.
Dank an die Helfer. Der Hinweis auf das Spannungs-Derating erklärt so manches. Interessante Artikel.
Grüße, attersee
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