Eigenartige Steckdose

Im Unterforum Historische Technik - Beschreibung: Geräte, Bauteile, Installationen aus alter Zeit.

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Autor
Eigenartige Steckdose
Suche nach: steckdose (11048)

    







BID = 720305

Trumbaschl

Inventar



Beiträge: 7574
Wohnort: Wien
 

  


Die Sicherungen bestehen aus einem längs gefalteten länglichen Pappstreifen mit Messingenden (simpel gefalztes Messingblech), die gleichzeitig die Kontakte sind. Der Sicherungsdraht liegt längs zwischen den beiden Papphälften und ist durch ein kleines rundes Loch auf einer Seite sichtbar. Die Abmessungen waren 28x7x1mm. Die Pappe hatte je nach Nennstrom eine unterschiedliche Farbe, 1, 2 und 4A verschiedene Brauntöne, 6A grün und 10A rot, ähnlich wie bei den Diazedsicherungen.


Offtopic :
Mein Vater hat mir als ich ein Kind war einmal eine kleine Schachtel mit Reservesicherungen geschenkt, die er von seinem Großvater hatte, daher habe ich verschiedenste Stromstärken von denen in meiner Sammlung. Mein Vater kann sich noch erinnern, daß ab und zu Steckdosen aufgeschraubt wurden, weil eine durchbrennende Glühlampe die Steckdosensicherung mitgenommen hat, und dann die Sicherung mit einer Spitzzange gewechselt wurde. Er hat auch erzählt, daß er als Kind von den gedrehten Textilleitungen alter Steh- und Tischleuchten so manchen elektrischen Schlag erhalten hat, da die Gummi-Aderisolierung nicht mehr die beste war... das galt damals (späte 40er, frühe 50er) als völlig alltäglich und nicht weiter bemerkenswert.


Ich glaube ich werde ein Foto dieser Steckdose einmal an einen ehemaligen Professor von mir, der auch Kustos im Technischen Museum ist schicken, was der dazu meint.

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"Und dann kommen's zu ana Tür da steht oben "Eintritt verboten!" und da miaßn's eine!"

BID = 720380

TP 16

Gelegenheitsposter



Beiträge: 69
Wohnort: Krauschwitz

 

  

Hallo,

das mit der Farbkennzeichnung ist warscheinlich abhängig vom Hersteller.
ich habe 6A Sicherungen dieser Bauform deren Farbe mehr in Richtung orange geht.
Und selbst bei den etwas moderneren Diazed Sicherungen habe ich 6er die grau oder lila gekennzeichnet sind.
Der Herr bei ERF hatte nicht schlecht gestaunt.

mfg

BID = 720399

Trumbaschl

Inventar



Beiträge: 7574
Wohnort: Wien

Das kannte ich noch nicht... Diazed ist eine Siemens-Erfindung und die haben auch die Kennfarben definiert (um 1910) und ich dachte, alle Hersteller hätten dieses System übernommen. Die einzige Abweichung vom Standardschema die ich kenne sind eben die Pappsicherungen in 1 und 2A die beide eher braun/orange sind (1A müßte IIRC weiß sein, 2A ist rosa bei Diazed), 4A sollte ocker sein, 6A eben grün (eher graugrün bei den Pappstreifen) und 10A rot, mein einziges Exemplar eher so zwischen magenta und rosa (leichte Farbdifferenzen sind ja nicht unüblich, auch die rote Ader von Gummischlauchleitungen war ja eher schweinchenrosa als sonstwas, gerade beim "neuen" Ersa-Lötkolben wieder gesehen).

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BID = 720528

GeorgS

Inventar



Beiträge: 6450

Hallo Trumbaschl,
danke für die Erläuterung. In dem (nicht von mir verfassten)
Boche "Elektrotechnik für Jungen" von Adams/Günther (1916)
werden zum Selberbasteln so ähniche Sicherungen beschrieben,
aber es ist von Glimmer die Rede.
Interessant ist auch, daß damals Bleidraht oder Silberdraht
für Sicherungen diente, und angeblich in Elektrogeschäften
lose zu kaufen war.
Gruß
Georg


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Dimmen ist für die Dummen

[ Diese Nachricht wurde geändert von: GeorgS am 16 Okt 2010 10:02 ]

BID = 720570

Trumbaschl

Inventar



Beiträge: 7574
Wohnort: Wien

Ja, Bleistreifensicherungen in Keramikhaltern sind mir aus dem Technischen Museum bekannt, offenbar mußte man da den mit einer Flügelmutter gesicherten zylindrischen Sicherungshalter abnehmen und konnte dann in den losen Sicherungsdraht einsetzen. Irgendwann vor ewigen Zeiten (vor dem Crash) habe ich hier einmal (leider sehr schlechte) Handyfotos von solchen uralten Sicherungen aus einem Haus in Wien, da ssicher mindestens bis in die 1970er bewohnt war, ins Forum gestellt. In GB gibt es ähnliche Sicherungen heute noch, und loser Sicherungsdraht 5, 15 und 30A ist in jedem Supermarkt erhältlich. Iren (die generell den Briten sehr ähnliche Elektrik haben, allerdings in der ursprünglichen Elektrifizierung stark von Siemens beeinflußt waren und daher DIazedsicherungen verwenden) nennen das "Stück Kleiderbügel zwischen zwei Schrauben". Briten halten dafür Diazedsicherungen für absolut gemeingefährlich und schwören auf ihre "rewireable fuses".

Um Glimmer handelt es sich bei den Steckdosensicherungen ganz sicher nicht.

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BID = 720644

Martin Wagner

Schriftsteller

Beiträge: 768
Wohnort: Unterfranken
Zur Homepage von Martin Wagner

Wer den Sicherungsdraht noch nicht gesehen hat...
Kostet ein paar Pence, ist in jedem Supermarkt auf der Insel zu bekommen.

BID = 720758

Draht

Stammposter



Beiträge: 263
Wohnort: Falkensee / Spandau City
ICQ Status  

Laß das mal nicht einen vom VDE sehen !
Die flippen doch glatt aus.

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Erst wenn die letzte Glühlampe für immer erloschen ist,
werden wir wirklich sehen, was uns verboten wurde.

Dieser Beitrag ist ein Spitzenprodukt des Kombinat VEB Wortmüllproduktion Falkensee

BID = 720773

Trumbaschl

Inventar



Beiträge: 7574
Wohnort: Wien

Und so sehen die Sicherungshalter dazu aus:
Bild eingefügt

Verteiler:
Bild eingefügt

Vom Hertsller Wylex werden einerseits diese Verteiler und Sicherungselemente noch heute(!) produziert (allerdings würde wohl selbst auf der nassen Insel keiner auf die Idee kommen, einen neuen Verteiler mit etwas anderem als normalen LSS zu bestücken) und außerdem LSS zum Einbau in diese alten Kisten.

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BID = 720809

GeorgS

Inventar



Beiträge: 6450


Zitat :
Kostet ein paar Pence, ist in jedem Supermarkt auf der Insel zu bekommen.


Hallo Martin,
weißt du,
woraus der Draht besteht?
Georg

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Dimmen ist für die Dummen

BID = 720895

Martin Wagner

Schriftsteller

Beiträge: 768
Wohnort: Unterfranken
Zur Homepage von Martin Wagner

Nein, keine Ahnung. Der Lötkolben bei 450° lässt den Draht jedenfalls völlig kalt. Lötbar scheint er aber zu sein, was auf eine Verzinnung hindeuten würde.

Gruß Martin

BID = 720918

Trumbaschl

Inventar



Beiträge: 7574
Wohnort: Wien

Googeln hat verschiedene Aussagen erbracht... unter anderem verzinntes Kupfer. EIne andere Seite meinte Legierungen aus Aluminium, Chrom, Stahl und Nickel, konkret

Zitat :

* Aluchrom alloy
* Cronifer alloy

http://www.allelectricalproducts.com/fuse-wires.html

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Edit: Wechstaben verbuxelt

[ Diese Nachricht wurde geändert von: Trumbaschl am 17 Okt 2010 21:02 ]

BID = 728680

Trumbaschl

Inventar



Beiträge: 7574
Wohnort: Wien

Mittlerweile habe ich in einem Antiquariat eine Maté-Komplettpreisliste von 1931, gültig ab 20. Mai 1931 gefunden. Diese Steckdosenbauart kommt darin nicht vor! Die "3-polige Kraftsteckdose" sieht ähnlich aus (erhältlich in 10A und 25A), scheint aber für 3 runde Stifte vorgesehen zu sein, eher eine Vorform der späteren Drehstromsteckdosen mit 3 Stiften und 2 Schleifkontakten. Außerdem sind diese Kraftsteckdosen nur AP erhältlich und sowohl Stecker als auch Steckdose sind länglich und flach.

Die Sache wird eindeutig immer mysteriöser!

Sobald ich dazukomme wird natürlich die ganze Liste gescannt! Nach fast 80 Jahren sehe ich da keine Probleme mit Rechten mehr. Absolut faszinierender Lesestoff!
Interessant finde ich vor allem, daß Porzellan billiger(!) war als Bakelit! Weißes Bakelit kostet nochmals 20% extra. Die Preise sind reichlich geschmalzen sofern die Aussage, daß man um 1930 für einen Schilling ein Schnitzel mit Bier, Salat und Dessert bekam stimmt (ich würde meinen dann kann man 1 Schilling problemlos mit 10 Euro ansetzen). Ein schlichter 4A-AP-Ausschalter aus weißem Porzellan kostet beispielsweise (vom Hersteller im Hunderterpack!) öS 1,08, ein Kreuzschalter schon 1,88,-. Ein Drehschalter AP 10A VDE (extra ausgewiesen) als Ausschalter (Porzellan, weiß) schon 2,20,-, der Kreuzschalter stolze 3,85,-. Ein UP-Drehschalter mit Glasabdeckung (Befestigung mit "Spreizklemme" schlägt mit 2,60 zu Buche ("ohne Bleidose"), "mit Bügelbefestigung" (die hier übliche Version) wird es gleich noch teurer, der Schalter kommt auf 3,80,-.

So richtig geschmalzen wird es dann bei Mehrfachkombinationen wo beispielsweise bei 5-fach die Bakelitplatte schon alleine mit 7 Schilling zu Buche schlägt, die geschliffene Glasplatte mit 6,50, und die dazugehörige Bleidose mit 6 Schilling.

Eine Kombination aus 5 Drehschaltern mit Glasplatte wie ich sie letztens gesehen habe (3x Wechsel, 2x Aus) käme also auf:
3,58
3,58
3,58
2,98
2,98
6,50
0,80 (Unterlagsblech)
3,00 (Dose 3-fach)
4,00 (Dose 2-fach)
also
31,00 und das nur als Herstellerpreis bei Großabnahme... rechnen wir noch mal mindestens(!) 20% drauf, das bringt uns auf 37,20. Das dann mal 10 um auf heutiges Geld zu kommen... €372 für eine Kombination aus 5 Lichtschaltern!

Nachttischlampen aus Bakelit ohne Schirm um 240 Euro sind auch nicht ganz ohne...

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BID = 728693

sam2

Urgestein



Beiträge: 35330
Wohnort: Franken (bairisch besetzte Zone)

Das kommt schon hin, vom Kaufkraftvergleich her.
Derartige Dinge waren damals absolute High-Tech-Luxusgüter!

_________________
"Das Gerät habe ich vor soundsoviel Jahren bei Ihnen gekauft! Immer ist es gegangen, immer. Aber seit gestern früh geht es plötzlich nicht mehr. Sagen Sie mal, DA STIMMT DOCH WAS NICHT???"

BID = 728745

Trumbaschl

Inventar



Beiträge: 7574
Wohnort: Wien

Ja, den Eindruck hatte ich auch!
Das erklärt wohl, wieso es in alten Häusern/Wohnungen so wenige Steckdosen gibt (vom geringen Bedarf einmal abgesehen).

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