Autor |
|
|
|
BID = 483698
photonic Schreibmaschine
Beiträge: 1301 Wohnort: Zürich, Schweiz
|
|
Hallo Zusammen
Ich hab einen Patienten auf dem Tisch, es ist ein Netzteil das ich reparieren möchte weil Ersatz nicht günstig erhältlich ist. Im Inneren schlägt irgendwo Spannung in einem Kondensator über, ansonsten funktioniert es noch.
Nun ist das Teil leider in einer Kunststoffbox vergossen, die Seitenwände habe ich schon mal weggeschnitten, jetzt habe ich einen netten Gummiklotz voll Elektronik...
Die Vergussmasse ist klar-transparent und in etwa Bernsteinfarbig. Mechanisch nicht allzu stabil und sehr flexibel. Ein Stück lässt sich einfach zwischen den Fingern zerreissen, aber alles aus der Elektronik rauspuhlen wird sehr mühsam und birgt Beschädigungsgefahr.
Kennt jemand diese Vergussmasse und evtl einen Trick wie man das am besten wegbekommt? Bei Bedarf kann ich morgen einb Foto einstellen.... |
|
BID = 483707
perl Ehrenmitglied
Beiträge: 11110,1 Wohnort: Rheinbach
|
|
Ich habe auch Laserdioden, die in solch einer gelatineartigen Masse vergossen sind.
Zuerst dachte ich, dass es sich um Silikon handelt und deshalb habe gerade mal ein Stückchen angezündet um zu sehen, ob weisses SiO2 übrigbleibt.
Das Zeug ist aber geschmolzen und mit starker Russentwicklung rückstandslos verbrannt.
Vermutlich handelt es sich also um einen Aromaten, und als solcher sollte er sich in Toluol oder Xylol lösen lassen oder zumindest so stark quellen, dass er keine mechanische Festigkeit mehr hat.
P.S.:
Falls da Kondensatoren mit Polystyrol- oder Polyesterfolie drin sind, werden die sich auch auf diese Art auflösen !
P.P.S.:
Ich habe gerade mal etwas ausprobiert: Waschbenzin geht nicht, aber in Xylol löst sich die Farbe heraus und und da das Zeug offenbar den gleichen Brechungsindex hat, wird es fast unsichtbar, so dass man denkt es sei weg.
Es quillt aber nur und wird bröselich.
Aceton probier ich gleich mal, aber vermutlich geht das nicht.
3.P.S.:
Mit polaren Lösungsmitteln wie Aceton, Isopropanol, Nitroverdünnumng tut sich erwartungsgemäß nichts.
_________________
Haftungsausschluß:
Bei obigem Beitrag handelt es sich um meine private Meinung.
Rechtsansprüche dürfen aus deren Anwendung nicht abgeleitet werden.
Besonders VDE0100; VDE0550/0551; VDE0700; VDE0711; VDE0860 beachten !
[ Diese Nachricht wurde geändert von: perl am 22 Dez 2007 1:47 ]
[ Diese Nachricht wurde geändert von: perl am 22 Dez 2007 1:56 ] |
|
BID = 483764
GeorgS Inventar
Beiträge: 6450
|
Hallo photonic,
Vergussmassen für Schaltungen sind meist
silikonbasiert oder Urethan.
In beiden Fällen aber grundsätzlich unlöslich,
höchstens etwas quellbar.
Du wirst dich also mit einem Skalpell oder
ähnlichem zu dem verdächtigen Bauteil "durchpopeln"
müssen. :=(
Hauptproblem ist dabei das Kleben der weichen
Gummimasse am Messer, wie beim Käseschneiden.
Versuch mal, das Messer mit Öl zu schmieren.
Und wie gesagt, Skalpell oder ähnlich, damit
die Flanken des Messers möglichst klein sind.
"Was nicht da ist, kann nicht kleben"
Wenn du erst mal ein Stückchen heraus hast, geht
es leichter, wenn du dann eine Seite mit Pinzette
vom Schnitt wegziehst.
Gruß
Georg
|
BID = 483765
Makersting Schriftsteller
Beiträge: 612 Wohnort: Ostfriesland
|
@ perl: Das nenne ich mal Praxisnähe in Sachen Chemie!
[ Diese Nachricht wurde geändert von: Makersting am 22 Dez 2007 13:44 ]
|
BID = 483781
photonic Schreibmaschine
Beiträge: 1301 Wohnort: Zürich, Schweiz
|
Danke für eure Tipps!
Es handelt sich offenbar wirklich um das was Perl beschrieben hat, mien Material verhält sich gleich. Hydrolysebeständig ist es wie erwartet leider auch, so dass in NaOH kochen auch nichts gebracht hat. Ich probier mal ob ich das Zeugs mit Xylol irgendwie wegbekomme, habe aler leider gerade keines da.
Zur Hälfte hab ich mich schon mal mechanisch durchgebuddelt, aber zwishcen den Bauelementen steckt halt ncoh einiges.
Weiss jemand ncoh einen tipp wie man am einfachsten den Ort finden kann an dem der Durchschlag erfolgt? Lauschen mit einem Plasikschlauch brachte mich bisher nciht weiter, irgendie tönt die geamte Platine gleich, der Körperschall verteilt das Geräusch gut.
|
BID = 483785
perl Ehrenmitglied
Beiträge: 11110,1 Wohnort: Rheinbach
|
Vielleicht kannst du den Durchschlag im Dunkeln ja sehen.
Mit Lösungsmitteln solltest du, wie ich schon erwähnte, vorsichtig sein, damit du nicht irgendwelche Isolierstofffolien auflöst.
Das Zeug hält übrigens auch Dimethylformamid und die Hitze des Lötkolbens von ca. 320°C aus.
Von Polyurethan hätte ich eigentlich eine schlechtere Hitzebeständigkeit erwartet.
Dem Freischneiden mit dem Skalpell ist sicherlich der Vorzug zu geben und so ist das gewöhnlich auch beabsichtigt.
_________________
Haftungsausschluß:
Bei obigem Beitrag handelt es sich um meine private Meinung.
Rechtsansprüche dürfen aus deren Anwendung nicht abgeleitet werden.
Besonders VDE0100; VDE0550/0551; VDE0700; VDE0711; VDE0860 beachten !
|
BID = 483795
GeorgS Inventar
Beiträge: 6450
|
Zitat :
photonic hat am 22 Dez 2007 15:49 geschrieben :
|
Danke für eure Tipps!
Hydrolysebeständig ist es wie erwartet leider auch, so dass in NaOH kochen auch nichts gebracht hat. Ich probier mal ob ich das Zeugs mit Xylol irgendwie wegbekomme, habe aler leider gerade keines da.
|
Ochottochottochott!
Kochen in Natromlauge, erstens ist Natronlauge völlig zwecklos,
da die überhaupt nicht penetriert in einem Material,
welches mal gerade in Xylol etwas quillt.
Und zweitens: gesetzt dein PUR-Gummi hätte sich gelöst,
meinst du die kochende NaOH wäre etwas Gutes für die
Bauteile?
Vor Xylol hatte perl doch mit guten Gründen gewarnt, oder?
@ perl,
Temperaturbeständigkeit gegen mal eine Minute Lötkolbenspitze
ist kein Kriterium. Für die meisten organischen Verbindungen
ist bereits unter 200° Schluß, selbst Imiddrahtlacke gehen
nur bis etwa 170°.
So etwas definiert sich bei Belastungen für Wochen und Monate.
Übrigens mußte ich über deinen Schluß aus dem Brenntest oben etwas grinsen:
"Vermutlich handelt es sich also um einen Aromaten", das
ist bei Feststoffen ein Trugschluß, verkokle mal spaßeshalber
PE, auch das blakt je nach Luftzutritt/Flammengröße ganz schön.
"Aceton probier ich gleich mal, aber vermutlich geht das nicht." ist auch
problematisch, denn z. B. Polystyrol, der "aromatischste"
aller gängigen Kunststoffe ist in Aceton bestens löslich.
Löslichkeit ist etwas komplizierter als das Chemielehrersprüchlein
"similia similibus" vorgaukelt.
Speziell bei Polymeren führt dies in die Irre, die Entropie des
Lösevorgangs spielt eine komplizierte Rolle dabei.
Gruß
Georg
|
BID = 483800
Otiffany Urgestein
Beiträge: 13763 Wohnort: 37081 Göttingen
|
hallo, versuch mal das Teil eine Nacht ins Gefrierfach zu legen; vielleicht kannst Du dann mit dem Dremel mehr ausrichten!?
Gruß
Peter
|
BID = 483802
d0um Gesprächig
Beiträge: 158
|
Oder punktuell mit flüssigem Stickstoff behandeln und einem sehr kleinen Meißel das nun spröde Materiel entfernen.
|
BID = 483806
photonic Schreibmaschine
Beiträge: 1301 Wohnort: Zürich, Schweiz
|
Zitat :
GeorgS hat am 22 Dez 2007 16:52 geschrieben :
|
Kochen in Natromlauge, erstens ist Natronlauge völlig zwecklos,
da die überhaupt nicht penetriert in einem Material,
welches mal gerade in Xylol etwas quillt.
Und zweitens: gesetzt dein PUR-Gummi hätte sich gelöst,
meinst du die kochende NaOH wäre etwas Gutes für die
Bauteile?
Vor Xylol hatte perl doch mit guten Gründen gewarnt, oder?
|
Naja je nachdem woraus die Masse besteht hätte es ja sein könenn dass sie hydrolysierbar ist. Ich hab nur ein paar Krümel gekocht, nicht die ganze Schaltung. Beim Verbrennen und dem Geruch nach dem ausblasen der Flamme riecht es eher wie wenn da etwas kautschukartiges enthalten wäre. Brennen tut die Masse ebenfalls etwa gleich gut wie Gummi.
Wenn es anders nicht geht zerstöre ich lieber mit Xylol den einzigen nicht-keramischen Kondensator der Schaltung und kann danach das Material leichter abtragen als dass ich mit mechanischen Werkzeugen etwas beschädige was ich nicht einfach neu kaufen kann.
Aceton habe ich auch gerade ausprobiert, die Stücke die ich für eine Stunde eingelegt hatte kann man nun ganz einfach zwischen den Fingern zu Krümeln zerreiben. Ich werde der Schaltung mal ein Acetonbad verordnen...
Flüssigstickstoff nehm ich lieber nicht, da ist die Chance doch sehr gross dass etwas zerspringt das ich noch brauche...
[ Diese Nachricht wurde geändert von: photonic am 22 Dez 2007 17:33 ]
|
BID = 483808
perl Ehrenmitglied
Beiträge: 11110,1 Wohnort: Rheinbach
|
Zitat :
| es ist ein Netzteil das ich reparieren möchte |
Ist da kein Trafo o.ä. drin, dem du damit vielleicht den Spulenkörper oder die Lagenisolation auflöst ?
|
BID = 483812
photonic Schreibmaschine
Beiträge: 1301 Wohnort: Zürich, Schweiz
|
Es ist ein strombegrenztes Schaltnetzteil und hat noch einen kleinen Ferritübertrager drin, den ich dann evtl neu wickeln muss mit frischer Isolation, etc. Den Durchschlag konnte ich bis jetzt nirgends sehen, auch im dunkeln nicht. Möglicherweise ist er auch in der einen Wicklung des Übertragers drin. Ein Kurzschluss nach dem Sekundärgleichrichter hat wesentlich mehr Energie als das was während dem Betrieb passiert, daher meine Vermutung dass der Trafo etwas abbekommen hat.
[ Diese Nachricht wurde geändert von: photonic am 22 Dez 2007 17:50 ]
|
BID = 483814
GeorgS Inventar
Beiträge: 6450
|
Hall photonic,
Lösemittel können alles uns jedes beschädigen,
wenn sie lange einwirken, z. B. die Haftung der
Leiterbahnen auf der Platine.
Da du so großzügig bist betreffs Ersatz/Neufertigung
von Teilen: solltest du nicht evtl. das Netzteil gleich
ganz.... :=)
Gruß
Georg
|
BID = 483822
photonic Schreibmaschine
Beiträge: 1301 Wohnort: Zürich, Schweiz
|
Ich werde das Netzteil als ganzes ersetzen müssen, mittlerweile ist es leider komplett gestorben. .
Der Isolationsfehler lag im Trafo, aber leider habe ich bei dessen Demontage aufgrund der immer noch überall klebenden Vergussmasse die haarfeinen Wicklungsdrähte zum Teil abgerissen bevor ich zuordnen konnte woher sie genau kamen und wie herum sie angeschlossen waren.
Die gesamte Schaltung ausbuddeln und analysieren habe ich dann irgendwie doch keine Lust.
|
BID = 483846
perl Ehrenmitglied
Beiträge: 11110,1 Wohnort: Rheinbach
|
|