Auch das Thema hatten wir schon hier im Forum, aber ich bevor ich es nun suche, erkläre ich es kurz nochmal:

Ja, das hängt mit der Struktur der Teilnehmeranschlußleitungen zusammen.

Wenn es eng bebaute Gebiete mit hoher Versorgungsdichte sind (Innenstadt bzw. gewerblich), wird vorzugsweise jeder Endverzweiger direkt von nächsten Kabelverzweiger angefahren. Oder es sind tzwar Abzweige vorhanden, aber alle Doppeladern durchgehend beschaltet. Dann sind solche Klimmzüge nicht nötig, weil jede Doppelader direkt beschaltet werden kann.

In dünner besiedelten (Wohn-) Gebieten jedoch macht man es gerne anders. Dort geht eine höherpaarige Stammleitung vom Kabelverzweiger die Straße entlang. Zu jedem Gebäude (früher nichtmal zu jedem) wird dann z.B. eine Leitung mit 10DA abgezweigt (in Muffen). Von diesen 10DA sind aber beispielsweise nur 4DA direkt zum Kabelverzweiger geführt. 3DA gehen dagegen zum linken Nachbarhausanschluß und 3DA zum rechten. Das spart in der Hauptleitung enorm Adern.

Wenn nun in einem Gebäude mehr als die direkt durchgehenden 4DA benötigt werden, hofft man, daß im linken oder im rechten Nachbarhaus die dortigen 4DA nicht voll benötigt werden. Dann kann man nämlich durch Einlegen von Brücken im nachbarlichen Endverzweiger welche von "dessen" durchgehenden Aderpaaren nutzen.

Es ist also ein System, welches darauf setzt, daß ein erhöhter Leitungsbedarf nur punktuell auftritt. In der Praxis kommt man damit auch meist hin.
Das ganze System bietet also hohe Nutzbarkeit und Flexibilität bei gleichzeitig geringem Bedarf an (teurer) ursprünglicher Leitungsverlegung und nachträglicher Grabarbeit.

Denn sollten in beiden Nachbarhäusern bereits alle durchgehenden Paare belegt sein, ist diese Lösung natürlich nicht möglich! Man kann donn versuchen (falls ihrerseits noch frei), die neue Leitung über eine andere Querverbindung das Nachbarn zum übernächsten Haus weiterzuschleien usw.
Oder es muß aufgegraben und zumindest in der Muffe umgeklemmt werden (sofern dort noch andere Adern zum Kabelverzweiger frei sind). Ansonsten ist Strippenziehen fällig. Oder man versucht andere technische Tricks, wie z.B. das Zusammenfassen von zwei reinen Analoganschüssen als Digitaler oder früher Trägerfrequenz-Zweieranschluß. Macht man heute - wenn überhaupt - nur noch sehr ungern, weil dann kein ISDN und/oder DSL möglich ist.


[ Diese Nachricht wurde geändert von: sam2 am 14 Apr 2006 10:35 ]

Zitat :

Oder man versucht andere technische Tricks, wie z.B. das Zusammenfassen von zwei reinen Analoganschüssen als Digitaler oder früher Trägerfrequenz-Zweieranschluß. Macht man heute - wenn überhaupt - nur noch sehr ungern, weil dann kein ISDN und/oder DSL möglich ist.

So ungern macht man das gar nicht. PCM2er bzw. 4er sind immer noch gängige Praxis, wenn die Adern am APL nicht reichen. Meist ist das dann der Fall, wenn das vorhandene Verzweigerkabel nicht mehr hergibt, also nicht nur durch Umschalten in einer Muffe zusätzliche DA gewonnen werden können und eine Baumaßnahme unverhältnismäßig wird. Es gibt mittlerweile auch Systeme, über welche man ISDN-Anschlüsse multiplexen kann. Die funktionieren auf der Basis von HDSL. Was DSL am Einzelanschluß betrifft, da sieht es bei PCM- und Multiplexanschlüssen leider wirklich schlecht aus. Wenn manuell recherchiert wird, kann man oft einen Anschluß mit durchgehender DA mit einem peripheren tauschen, aber einen Anspruch hat man nicht und bei der automatischen Recherche wird so ein Fall gar nicht berücksichtigt.

MfG

> Dann kann man nämlich durch Einlegen von Brücken im
> nachbarlichen Endverzweiger welche von "dessen"
> durchgehenden Aderpaaren nutzen

Wenn meine Telefonleitung durch den Anschlusskasten beim Nachbarn geht, besteht da nicht eine höhere Gefahr, dass dort jemand meine Leitung abhören kann?

Ja, klar! Wäre mir - wenn das Nachbarhaus ein Einfamilienhaus ist - nicht sehr geheuer.

Wenn ich am Verteiler im Mehrfamilienhaus herumspiele habe ich wenigstens noch die Gefahr, dass die Nachbarin in den Keller kommt um was zu holen. Aber wenn man wunderbar ungestört bleiben kann...

Heutzutage wird ja meist nichts mehr verplombt oder so.

Im Prinzip hast Du Recht.

Aber da der Nachbar oft nichts von seinem "Glück" weiß, gibt es da in der Praxis wenig Probleme.

Noch schlimmer sind ja z.B. viele Reihenhäuser aus den 60ern bis 70ern dran:
Ein EVz im ersten Haus und dann immer schön aufputz von Keller zu Keller, jedesmal durch einen unverplombten Abzweigkasten!

Wenn Die Jungs sehr gut waren, haben sie wenigstens die weitergeführten Adern ungeschnitten durchgeführt. Hilft zwar auch nicht gegen Manipulationen, aber sie lassen sich dann wenigstens leichter nachweisen...

Jedoch:
Da der Große Bruder sowieso mithört, warum soll dann ausgerechnet Dein Nachbar es nicht dürfen...?
Du potentieller Terrorist, Du! Hast bestimmt Rohrreiniger und Dünger und Zucker und sonstige böse Dinge im Haus.

Es gibt allerdings Sicherheitsschrauben mit einem seltsamen Profil, die kriegt man sehr schwer raus.

Und wenn derjenige den man belauschen will, ISDN hat, wirds auch sehr sehr frickelig

MfG; Fenta

Zitat :

Es gibt allerdings Sicherheitsschrauben mit einem seltsamen Profil, die kriegt man sehr schwer raus.

Du meinst sicher das Rillenschließsystem. Wenn die Schraube vorschriftsmäßig reingedreht wurde, bekommst du das ohne den Originalbit überhaupt nicht zerstörungsfrei auf. Irgendwie ist das ja auch so gewollt.

MfG

also ein Schließmechanismus ist es nicht, sondern einfach eine asymmetrische Rille, kann in den nächsten Tagen gern mal ein Foto von machen!

MfG, Fenta