TAB / Telefunken U373a Kompressor Im Unterforum Alle anderen elektronischen Probleme - Beschreibung: Was sonst nirgendwo hinpasst
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TAB / Telefunken U373a Kompressor Suche nach: kompressor (4365) |
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BID = 21742
mokke Gerade angekommen
Beiträge: 2
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hallo!
ich hab probleme beim verstaendnis des schaltplans des genannten kompressors. zu sehen unter:
http://www.hoelderlinetunes.de/tunes/comp.jpg
ums vorwegzunehmen, ich hab keine grosse ahnung von elektronik.
ich hab soweit durchschaut, das vor dem ausgang die regelspannung abgenommen wird, rechts unten durch die schwelle/threshold fliesst, ueber den releaseschalter und das vu-meter wieder in den verstaerkungskreislauf zurueckfliesst und die verstaerkung durch die beiden transformatoren in emitterschaltung (?) in abhaengigkeit vom anliegenden ausgangspegel regelt.
aber:
warum die transformatoren / die symmetrie, und warum hat tr2 3 eingaenge linkseitig? trafo hat doch nur 2 oder ist das ne art gleichrichter ? wenn t6 und t8, die beiden symmetrischen verstaerkungstransistoren in emitterschaltung sind, wuerde der ausgangsstrom ueber c8 auf tr2 fliessen, aber eben komischerweise in die mitte ...
was ueberhaupt ist die besonderheit an einem symmetrischen verstaerker ?
der aufholverstaerker danach und der rest unten und rechts ist eher unwichtig, mir gehts nur um die eigentliche verstaerkungsschaltung zwischen tr1 und tr2.
warum wird das signal zwischen tr2 und tr3 unsymmetrisch gemacht ?
naja, fragen ueber fragen, waer nett wenn mir jemand hilft. ich will ein referat darueber halten, und bin eigentlich musikwissenschaftler...
[ Diese Nachricht wurde geändert von: mokke am 3 Jun 2003 23:59 ] |
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BID = 21751
perl Ehrenmitglied
Beiträge: 11110,1 Wohnort: Rheinbach
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Es liegt wohl an der Hitze, daß heute Transformatoren als Transistoren und umgekehrt bezeichnet werden.
Zitat :
| der rest unten und rechts ist eher unwichtig, mir gehts nur um die eigentliche verstaerkungsschaltung zwischen tr1 und tr2. |
Je nu, die "eigentliche Verstärkungsschaltung" ist keine und der unwichtige Rest nach rechts macht die Verstärkung.
Symmetrische Schaltungen werden in der Audiotechnik bevorzugt, weil sie gegen die bei asymmtrischen Schlatungen gern auftretenden Masseschleifen und die durch sie hervorgerufenen Brummeinstreuungen weitgehend immun sind.
Nun zu der wohl etwas sehr alten Schaltung.
Wenn wir uns die beiden Transistoren T6 und T8 ersteinmal wegdenken, wird das (symmetrische) Eingangssignal über Tr1 eingekoppelt, und gelangt dann über den Spannungsteiler (R7+R28+R20):R20 auf den Transformator Tr2, dessen Primärwicklung eine Mittelanzapfung besitzt. Diese Mittelanzapfung dient der Symmetrierung des Signals zwischen den beiden Transformatoren und nicht etwa fürs Gegenteil:
Zitat :
| warum wird das signal zwischen tr2 und tr3 unsymmetrisch gemacht ? | .
Von der Sekundärwicklung von Tr2 gelangt das Signal zu dem aus T5, T4, T3, T7 bestehenden Gegentaktverstärker. Die Spannungsverstärkung dieses Verstärkers wird im Gegenkopplungspfad durch R10 eingestellt und beträgt etwa 100 ((R9+1/2R10+R13):R13).
Das Ausgangssignal des Verstärkers steht nach Abtrennung der Gleichspannung durch C10 unsymmetrisch an Pin 18 und nach Tr3 auch symmetrisch an Pin19 und Pin20 zur Verfügung.
Das unsymetrische Ausgangssignal wird außerdem über Tr4 einer aus T11 und T13 bestehenden Zweiweggleichrichtung zugeführt. Die Höhe der Gleichspannung kann durch R36 justiert werden.
Aufgrund des relativ geringen Wertes des Siebkondensators C20 wird die Gleichspannnung recht schnell wieder abfallen, sodaß die am Emitter von T11 erzeugte Spannung annähernd der Hüllkurve des Tonsignals entspricht.
Die aus D4, D5, T14 sowie einigen passiven Bauteilen bestehende Schaltung ist nicht leicht zu durchschauen. Klar ist, daß hier unterschiedliche Anstiegs-und Abfallzeiten der Regelspannung festgelegt werden, vermutlich arbeitet T14 auch als Logarithmierer.
T10 arbeitet als Pufferstufe für die so erzeugte Regelspannung, die über T12 auch das Aussteuerungsinstrument antreibt. Mit R33 wird der Nullpunkt des Instruments eingestellt, mit R36 Vollausschlag.
Nun zu dem R7+R8 sowie durch T5 und T8 gebildeten steuerbaren Dämpfungsglied für die NF:
Obwohl eigentlich selbstverständlich, wird oft übersehen, daß ein NPN-Transistor ein NPN-Transistor bleibt, wenn man die Emitter und Kollektoranschlüsse vertauscht.
Um möglichst gute Eigenschaften zu erzielen, sind bei praktisch allen bipolaren Transistoren die Emitter und Kollektoren zwar sehr unterschiedlich ausgeführt, dennoch haben die meisten Transistoren noch einige Stromverstärkung, wenn man sie im invers also "falschherum" betreibt.
Im folgenden nehme ich an, daß C8 entladen ist, und seine Spannung sich aufgrund der hohen Kapazität, wenn überhaupt, nur langsam ändert.
Wenn, zunächst ohne NF-Signal, eine positive Regelspannung von mehr als etwa +2V an den Basen von T6 und T8 anliegt, werden deren Basis-Kollektorstrecken leitend.
Der Kollektor funktioniert jetzt also als Emitter!
Dabei wird die Spannung an den gemeinsamen pseudo-Emittern durch T9 bei etwa 1,4V festgehalten. D2 und R29 sowie D3, R31 sorgen dafür, daß der Stromfluß ab einer Regelspannung von etwa 0,7V weich einsetzt.
Wenn jetzt eine NF-Spannung hinzukommt, angenommen der Emitter von T6 wird positiv, wird ein Strom fließen, dessen Höhe von der NF-Spannung sowie von der schlechten Stromverstärkung des invers betriebenen T6 bestimmt wird.
Dadurch wird das NF-Signal bedämpft.
Dieser Strom wird auch versuchen das rechte Ende von C8 negativ aufzuladen.
Zur gleichen Zeit wird der aber der Emitter von T8 durch die NF negativ, sodaß dann dessen Basis-Emitterstrecke leitend wird. Der daraus resultierende Strom wird versuchen, das rechte Ende von C8 positiv zu laden, sodaß sich die Spannung an C8 kaum verändern wird. Dies gelingt umso besser, je näher an 1 die Stromverstärkung der invers betriebenen Transistoren ist.
Zusammenfassend läßt sich sagen, daß die Ausgangsleitwerte der Transistoren T6 und T8 einen durch die Regelspannung steuerbaren Shunt bilden, der für kleine Signalspannungen ohmschen Character hat, und im Zusammenspiel mit dem Vorwiderstand R7+R28 das NF-Signal umso stärker abschwächt, je stärker die invers betriebenen Transistoren angesteuert werden.
Etwas spekulativ, weil nicht überprüft, möchte ich vermuten, daß im Inversbetrieb der normalerweise unerwünschte Ausgangsleitwert der Transistoren besonders hoch ist, und evtl. auch der Aussteuerbereich in dem die Ausgangskennlineie ohmschen Character hat, größer ist, als im Normalbetrieb.
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Haftungsausschluß:
Bei obigem Beitrag handelt es sich um meine private Meinung.
Rechtsansprüche dürfen aus deren Anwendung nicht abgeleitet werden.
Besonders VDE0100; VDE0550/0551; VDE0700; VDE0711; VDE0860 beachten !
[ Diese Nachricht wurde geändert von: perl am 4 Jun 2003 5:52 ] |
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BID = 21786
mokke Gerade angekommen
Beiträge: 2
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wow!
erstmal vielen dank! so komplett haette ich das gar nicht erwartet.
das mit der tr-tr verwechlsung lag mit sicherheit an der hitze oder an meinem (unzulaenglichen) e-wissen.
und du hast natuerlich recht das "der deigentliche verstaerker" keiner ist, sondern nur ein daempfer, aber er ist das was diesen kompressor so besonders macht. und ausserdem hatte ich den rest der schaltung so halbwegs verstanden. spaetestens seit deiner top-erklaerung.
nur noch 1-2 fragen die sich noch aufgeworfen haben:
was genau bringt die entkopplung des daepmfungskreises zwischen TR1 und TR2 ? ist das auch nur zur entfernung von gleichspannunganteilen und brummeinstreunungen ?
"Diese Mittelanzapfung dient der Symmetrierung des Signals zwischen den beiden Transformatoren und nicht etwa fürs Gegenteil" --> symmettrierung zw tr1 und tr2 ? das war doch schon symm oder ?:oops:
und, mir hat jemand gesagt das die beiden transistoren t6/t8 auch teile eines seit den 50ern verbreiteten komplementaer-gegentakt-verstaerkers (/daempfers) sind, d.h das jeder transistor bei der anliegenden nf-wechselspannung je eine "halbwelle" uebernimmt. oder so.. das wuerde doch imho zu deiner erklaerung der beiden transistoren passen, das einmal (in deinem bsp) b-c und beim anderen b-e leitend wird.
und, wenn ja, macht man das dann nur, wegen den unterschiedlichen kennlinien der transistoren je nach stromrichtung, oder gibt es da noch andere gruende fuer ?
auf jeden fall hast du mir jetzt schon sehr geholfen, vielen dank nochmal. die schaltung ist tatsaechlich etwas aelter, original 1970, wird aber wegen der einzigartigen statischen kennlinie und der ausserordentlichen "deutschen" qualitaet und verarbeitung etc. noch heute weltweit in studios eingesetzt.
das ding klingt einfach wahnsinnig..
gruss,
mecki
ps: ich bin immer noch beeindruckt, wie man so einen doch komplexen plan auf wenige blicke hin durchschauen kann, nicht nur die grobe funktionsweise versteht sondern auch noch z.b. spannungen und zu erwartende probleme entdecken kann.
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BID = 21816
perl Ehrenmitglied
Beiträge: 11110,1 Wohnort: Rheinbach
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Zitat :
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was genau bringt die entkopplung des daepmfungskreises zwischen TR1 und TR2 ? ist das auch nur zur entfernung von gleichspannunganteilen und brummeinstreunungen ?
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Genau, dadurch wird der Eingangskreis vom Rest der Schaltung galvanisch getrennt. Das ist neben der Symmetrierung auch der Zweck des Ausgangstrafos.
Zitat :
| das war doch schon symm oder ?:oops: |
Das war mit Glück vielleicht schon symmetrisch. An Tr2 ist es das definitiv und auch galvanisch vom Eingang getrennt.
Das erlaubt die Verwendung der streng symmetrischen Regelschaltung.
Ich vermute stark, daß darüberhinaus T6 und T8 paarig ausgesucht sind.
Durch die exakte Symmetrie werden von den durch die Regeltransistoren verursachten Verzerrungen die geradzahligen Harmonischen ausgelöscht.
Zitat :
| das wuerde doch imho zu deiner erklaerung der beiden transistoren passen, das einmal (in deinem bsp) b-c und beim anderen b-e leitend wird. |
Das abwechselnde Leitendwerden ist für eine verzerrungsarme Schaltung nicht ausreichend.
Was man braucht, ist ein möglichst ohm'sches Verhalten des Dämpfungsnetzwerks. Also daß I streng proportional U ist.
Die Flußkennlinie der BC-Diode, die bekanntlich eine exponentielle Characteristik hat, sollte sich möglichst genau mit der Ausgangskennlinie des invers betriebenen Transistors, die ohmsch anfängt und bei höheren Spannungen Sättigungsverhalten zeigt, zu einer Geraden ergänzen.
Das durch Dimensionierung und geschickte Transistorwahl, die Transistoren werden ja jenseits jeder Spezifikation betrieben, optimal hinzukriegen, hat die Telefunken Ingenieure wahrscheinlich sehr viele Laborstunden gekostet.
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Besonders VDE0100; VDE0550/0551; VDE0700; VDE0711; VDE0860 beachten !
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