@Huginn: Meine Aussagen bzgl. Bildung mehrerer Stromkreise und additiver Schutzmaßnahmen sind Vorschläge, um dir ein paar kreative und hilfreiche anregungen zu geben, was Du davon umsetzt, bleibt dir überlassen, Die Problematik der Kombination B16 und Schukosteckdosen solltest du aber ernst nehmen – dies ist mehr als nur ein Vorschlag! Es gibt hier zwei empfehlenswerte Herangehensweisen: Entweder 2,5mm² Querschnitt und Absicherung bis maximal B13, C13 oder K16. Oder 1,5mm² Querschnitt und Absicherung bis maximal B10/C10/B13/C13.
Alles natürlich abhängig von Leitungslänge, Verlegeart, Leitungstyp, Anzahl belasteter Leiter und evtl. Häufung. Für dich als Laien ist es am einfachsten, du gibst uns die notwendigen Daten und wir berechnen dir Querschnitt und Überstromschutzorgan.
Du solltest zwei Dinge wissen, um die Problematik verstehen zu können:
Schukosteckdosen sind keine hochpräzisen Steckverbindungen und sollten auf keinen Fall mit mehr als 16-17A belastet werden können. Ein Leitungsschutzschalter (LS) mit 16A der Charakteristik A oder B oder C oder D löst aber FRÜHESTENS bei 18,1A aus und darf BIS ZU 23,2A durchlassen - Grund ist die Toleranz: Ein LS dieser vier Charakteristika darf ab dem 1,13-fachen des Nennstromes auslösen, muss es jedoch erst beim 1,45-fachen (das ist (wenn auch nur geringfügig) auch von der Zeit der Überlastung abhängig). Das bedeutet, dass im worst case bis zu 23,1A über mehrere Stunden lang fließen könnten, bis dahin hat sich allerdings die Steckdose in Rauch aufgelöst. Daraus ergibt sich: U.A. B16 bietet einen schlechten Schutz, da die Sicherheit der Anlage mit dem Wissen des Benutzers steht und fällt - und da der Benutzer in aller Regel Laie ist, sollte man Anlagen so konzeptionieren, dass sich diese Selbst schützen, egal welchen Mist der Benutzer macht. In der Vergangenheit wurde oft B16 oder L16 eingesetzt, weil der am billigsten war und die Errichter der Anlage darauf vertraut haben, dass der Nutzer keine Fehler macht. Ich dagegen habe schon mehrfach gesehen, dass Leute über eine Mehrfachsteckdose Waschmaschine und Trockner an eine Steckdose hängen, weil keine mehr frei ist oder Spülmaschine und Untertisch-Warmwassergerät oder 2-3 Heizlüfter (um "den Bau mal richtig auszutrocknen") oder gar einen Elektroherd, weil an der gewünschten Wand keine HAD vorhanden war. Dass dabei Brände entstehen können (und auch werden), leuchtet wohl jedem ein.
Lösung:
Für die meisten Steckdosen reicht B10/C10 aus, diese lösen bei 2599-3335W (11,3-14,5A) aus, das heißt, mindestens 2600W kann man betreiben, im Schnitt sind es eher 2800-2900W. Selbst wenn man mal davon ausgeht, dass sich irgendwer einen staubsauger mit 2200W gekauft hat (schon das ist eigentlich übertrieben viel, aber mehr ist definitiv Quark), reicht hier die Leistung normalerweise für den Betrieb gut aus.
Möchte man mehr, kann man B13/C13 verwenden. Diese LS lösen im Überlastfall frühestens bei 14,69A (3378W) aus und spätestens bei 18,85A (4335W) und obwohl der zweite Wert auch höher ist als 17A, eignet sich der B13/C13 doch sehr gut für die Absicherung einer Schukosteckdose, die stark belastet werden soll.
Noch besseren Schutz bietet der B12/C12 (Auslösung frühestens bei 13,56A (3119W) und spätestens bei 17,4A (4002W), er ist allerdings ziemlich selten!
EDV-Stromkreise kann man je nach Länge gut mit 1,5mm² anbinden und mit einem K6/D6 absichern, wodurch man etwa den Kurzschlussschutz eines B16 hat, vereint mit dem Überlastschutz bis 7,2A. Dadurch kann man ohne Probleme auch ein 5x1,5mm² legen und den Drehstromkreis in Wechselstromkreise aufteilen und hat trotz des geringen Querschnitts gut Leistungsreserve (natürlich auch wieder abhängig von Länge, Verlegeart, ... etc.
Lichtstromkreise sichert man üblicherweise mit maximal 10A ab, da viele Schalter nur diesen Strom führen können, es geht aber natürlich auch C4/K4/B6/C6, wodurch mit einem 1,5mm² auch ziemlich lange Leitungswege möglich werden (der Aufpreis für die kleineren LS amortisiert sich so ganz schnell!
Anzumerken ist hierbei: Sowohl Wasschmaschinen wie auch immer mehr Spülmaschinen kommen immer öfter mit max. 10A aus, bei Waschmaschinen ist das mittlerweile eher die Regel als die Ausnahme und selbst 6kG-Maschinen benötigen immer seltener 13A oder 16A. Normale Haushalts-Staubsauger mit mehr als 2,2kW sind Unsinn, eigentlich ist alles über 1,5kW schon ein reiner Marketingtrick und die meiste Energie wird dabei in Wärme(!) umgewandelt. Andere Geräte werden immer Sparsamer und/oder haben Einschaltstrombegrenzer.
Es gibt auf dem Markt an hochqualitativen LS / Schutzgeräten massenhaft auswahl und man kann damit, das entsprechende Wissen vorausgesetzt, sehr gute, sehr sichere, zuverlässige, leistungsfähige (performante) und funktionale anlagen konzeptionieren/errichten und es ist traurig, dass dieser ewiggestrige Dreisatz ("Schuko-1,5mm²-B16") immernoch so stark in den Köpfen verankert ist! Schließlich verbauen sich viele Kunden dadurch die Aussicht auf eine Zukunftsweisende und sichere Installation, die sich auch bei Fehlern (beabsichtigte wie unbeabsichtigte) selbst schützt - und damit auch das Leben der Bewohner und ihrer Kinder und Gäste - und zwar nicht erst bei extremen Fehlern, sondern schon bei Fehlern, die bei längerandauerndem Auftreten zu bleibenden und - das ist das gefährliche - kaum feststellbaren aber brandgefährlichen Schäden an der Installation führen können.
Lies hierzu bitte auch
dieses Dokument, es trifft es ziemlich gut!
Neben dem Schutz vor Überlast und Kurzschluss ist seit neuestem FÜR ALLE STECKDOSEN der Schutz gegen indirektes Berühren gefordert, Pulsstromsensitive FI-Schutzschalter (Charakteristik A) mit einem Differenz-Auslösestrom von höchstens 30mA sind also jetzt immer Pflicht (es gibt nur winzige Ausnahmen, die man dennoch nicht machen sollte. Ich persönlich gehöre zu den Menschen, die schon jeher alles via FI geschützt haben!). Es empfiehlt sich hier der Einsatz von mindestens 2 FI, wenn man außenanlagen hat, damit nicht ein böswilliger Mensch dur einen N-PE-Schluss an einer Außensteckdose das Ganze Haus ausschalten kann! Zwingend notwendig ist also ein FI für das ganze Haus, es gibt aber einige bessere Alternativen (um nur mal drei von etlichen möglichen zu nennen):
Möglichkeit A: Ein 30mA-FI für außen, ein 30mA für innen
Möglichkeit B: Ein 30mA-FI für außen, je ein 10mA-FI pro Badezimmer (oder einer für alle) und ein 30mA-FI für den Rest.
Möglichkeit C: Ein 30mA für außen, ein 30mA für die Haustechnik und den Kühlschrank, ein 30mA für den Rest und je ein 10er für die Bäder (zur not für die Bäder auch 30mA).
Wenn dir C zu teuer erschneint, rate ich zu B, das ist ein guter Kompromiss! Übrigens muss der Kühlschrank auf jeden Fall mit eingebunden werden - Fehlauslösungen kommen ohnehin so gut wie nie vor!
Wichtig: FI-Schutzschalter (ausgenommen die teuren FI/LS) schützen NUR vor Erdschluss, nicht aber vor Kurzschluss oder gar überlast. Der FI muss selbst gegen Ü?berlast- und Kurzschluss geschützt werden. Der Kurzschlussschutz wird vom Hersteller festgelegt, der Überlastschutz richtet sich nach dem Nennstrom des FI. Ein 40A-FI muss demnach entweder eine vorgeschaltete strombegrenzende Sicherung von MAXIMAL 40A (empfehlenswert sind höchstens 35A bei einem 40A FI) oder pro Außenleiter muss der Strom nach dem FI durch die Anordnung der nachgeschalteten Leitungsschutzschalter begrenzt werden: Bei einem 40A-FI wären das z.B. maximal 4x 10A-LS pro Außenleiter oder z.B. 2x16 + 1x 6A oder 3x13A. Ich persönlich ziehe die Variante mit der vorgeschalteten Begrenzung vor, ist am sichersten und zuverlässigsten.
Die dritte Alternative ist, FI zu verwenden, deren Nennstrom nicht unterhalb der Hauptabsicherung des Hauses. Durch den deutlich höheren Preis (ein 63A-FI kostet in der Regel mindestens doppelt so viel wie ein 40A-FI) macht sowas meistens nur dann sinn, wenn man für einen Strang 63A benötigt oder man nur einen FI einsetzt.
Zusätzlich zum Schutz vor Überlast, Kurzschluss, Erdschluss, indirektem und direktem Berühren gibt es weitere Ansatzmöglichkeiten, um die Sicherheit und den Komfort zu steigern, z.B. die Bildung einer größeren Anzahl von Stromkreisen, als zuvor. Das kostet nicht die Welt, macht die anlage aber zukunftssicherer und man spart später vielleicht einmal viel Zeit, Geld und Dreck, weil man weniger nachrüsten muss. Ich persönlich lege bei einer Basisinstallation folgende Leitungen zu den Wohnräumen (Leitungstyp meistens NYM oder NHXMH):
5x2,5mm²: Drei Wechselstromkreise für Laststeckdosen (Sauger, Klimageräte, ... etc) mit max. 3x K16 oder C13
5x1,5mm² oder 3x 3x1,5mm²: Drei Wechselstromkreise für elektronische Geräte, abgesichert mit 3x K6 oder K8
3x1,5mm²: Lichtstromkreis, abgesichert mit C6
3x1,5mm² oder Leerrohr zu den Rollädenkästen, vorbeigeführt (oder zusätzliches Rohr vom Rollladenkasten) an/zu einer UP-Leerdose auf Bedienhöhe für Rolladensteuerung
2 Cat.6-/Cat.7-Leitungen für Netzwerk oder Telefon
Leerrohr oder Koax-Leitung(en) für Fernseh- oder Radioempfang
Leerrohr(e) zu einer zentralen stelle, z.B. um mal Hausautomationskomponenten integrieren zu können.
Alternativ reicht natürlich auch ein 5x2,5mm² für Licht, Laststeckdosen und EDV-Steckdosen, aber zumindest ein paar Leerrohre würde ich mit reinlegen – das kostet vielleicht 50-200 Euro und schafft große Erleichterung bei Erweiterungen. Elektrische Rolläden z.B. sind nicht mehr unbedingt Luxus, sondern werden oft eingebaut, wenn die alten Handbedienten mal die Segel streichen. Und genau dann freut man sich über ein Leerrohr und den geringen Staub und Dreck, der entsteht.
Bei der Gelegenheit kann man auch gleich Leerrohre (bitte immer die schwarzen oder dunkelgrauen (stabilen) in ausreichender Größe nehmen) für die „unsichtbare“ Verlegung von Lautsprecherleitungen oder den Strom- und Datenleitungen zu einem an der Wand befestigten Flachbildschirm verlegen – nichts ist schöner wie ein LCD- oder Plasmabildschirm, der anscheinend „unangeschlossen“ an der Wand hängt.
Desweiteren sind Überspannungen und Blitzteilströme eine immer größere Bedrohung für immer empfindlichere Schaltungen. Ein guter Überspannungsschutz ist dank ih-bäh heute nicht mehr teuer und für jedermann erschwinglich – die Konzeption ist zwar teilweise sehr knifflig, aber dafür gibt es ja das Forum! Musste man früher ie Komponenten beim Händler kaufen und das Ganze machen lassen, zahlte man oft sogar als Privatanwender ohne riesige versorgungs- und Dateninfrastruktur im Haus mehrere tausend euro – heute bekommt man ein umfangreiches Konzept aus Komponenten mit neuester Schutztechnologie für wenige hundert Euro, teilweise weniger als 200! Damit schützt man nicht nur teure Geräte und wichtige Haustechnische Einrichtungeb (moderne Heizungssteuerungen z.B. sind sehr empfindlich), sondern auch die Elektroinstallation im Haus ansich und – natürlich am wichtigsten: Man leistet einen Beitrag zum Schutz des eigenen Lebens!
MfG; Fenta