Erfindung der Wechselschaltung Im Unterforum Historische Technik - Beschreibung: Geräte, Bauteile, Installationen aus alter Zeit.
Autor |
Erfindung der Wechselschaltung |
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BID = 491153
Trumbaschl Inventar
Beiträge: 7574 Wohnort: Wien
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Weiß jemand, wann die Wechselschaltung erfunden wurde, bzw. begann, sich auszubreiten?
Das Haus in dem ich wohne hatte beim Bau 1914 jedenfalls definitiv nur Ausschalter und auch aus anderen Häusern dieser Epoche kenne ich kaum Wechselschaltungen, bis in die frühen 50erjahre.
Andererseits hatte ich einmal das Vergnügen ein Haus vor dem Abbruch zu besichtigen, wo in einer Wohnung noch Leitungen mit Textilisolierung auf Glasisolatoren zu finden waren, mit Schaltern von ca. 1890-1900. Dort gab es in der Küche eine Wechselschaltung mit original wirkenden Leitungen, allerdings waren beide Wechselschalter Kippschalter aus braunem Bakelit, also erheblich neuer.
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"Und dann kommen's zu ana Tür da steht oben "Eintritt verboten!" und da miaßn's eine!" |
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BID = 491709
Hellumm Gesprächig
Beiträge: 140 Wohnort: München
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Falls es Dir was hilft, in meinem Haus Bj. 1938 gibt es im Treppenhaus eine Wechsel-, sogar Kreuzschaltung für das Licht.
Die Schalter sind zwar erheblich neuer, jedoch sieht man an der Verdrahtung ( 1qmm Al Textilummantelt im Bergmannrohr), daß das Original ist, bzw. aller Wahrscheinlichkeit sein müsste.
Im 1.OG ist die Verdrahtung noch unberührt. Nur gut, daß die alte Dame die dort wohnt als stärksten elektrischen Verbraucher ein 1kW Bügeleisen verwendet. Sonst müsste ich mir glatt Sorgen machen. |
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BID = 491711
sam2 Urgestein
Beiträge: 35330 Wohnort: Franken (bairisch besetzte Zone)
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Zitat :
| 1qmm Al Textilummantelt im Bergmannrohr |
Sowas gab es nie!
Dürfte sich wohl um verzinntes Kupfer handeln!
Und da Reichsgebiet, eigentlich auch nicht unter 1,5mm².
Das täuscht jedoch - gerade bei textiler Isolation - gerne.
Wechselschaltungen gab es wohl schon seit Anbeginn der Elektrifizierung. Aber ich hab leider keine Unterlagen aus dem 18. Jahrhundert...
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BID = 491714
Otiffany Urgestein
Beiträge: 13763 Wohnort: 37081 Göttingen
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Gab es wohl doch!
Ob nun mit angegebenem Querschnitt, oder eher dicker kann ich nicht mehr sagen, aber in meiner Jugend hatte ich in einer Altbauwohnung so meine Probleme mit der Elektrik. Diese Aludrähte waren so spröde, daß sie beim Hinbiegen in der Abzweigdose immer wieder abbrachen, bis man schon fast keine Verbindung mehr herstellen konnte.
Gruß
Peter
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BID = 491751
Trumbaschl Inventar
Beiträge: 7574 Wohnort: Wien
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Ich habe ganz entschieden schon 1mm2 Al gesehen, allerdings mit PVC-Isolierung, und es handelte sich definitiv um reines Al, die Leiter waren sehr weich und durchgehend silbrig im Querschnitt. Verzinntes Kupfer leuchtet an der Schnittfläche ja rot. Verbaut in Österreich, stillgelegt unter 1962 verlegten Fliesen, der letzte Einsatzzeitpunkt steht also eindeutig fest.
Brüchig spricht eigentlich nicht für Al - im Gegenteil, alle Aludrähte die ich kenne sind sehr weich und biegsam. Entweder das war eine sehr miese Legierung oder ganz etwas anderes.
Die erste definitive Erwähnung einer Wechsel- und Kreuzschaltung habe ich in einem Buch von 1940, dort werden sie nicht als etwas Ungewöhnliches bezeichnet.
Seit dem Posten dieses Threads habe ich allerdings Kreuzschalter von ca. 1910 gefunden... scheint es also schon lange zu geben, nur nicht wirklich üblich gewesen zu sein.
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BID = 491768
sam2 Urgestein
Beiträge: 35330 Wohnort: Franken (bairisch besetzte Zone)
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Österreich ist was anderes, mit Ausnahme der "Anschluß"-Zeit galten dort andere Regeln.
Aber im Reichsgebiet hat sich der VDE selbst während der ärgsten Kriegszeit erfolgreich allen Bestrebungen widersetzt, den generellen Mindestquerschnitt von festverlegten Leitungen der Niederspannungs-Energieversorgung von 1,5mm² auf 1,0mm² herabzusetzen!
Alu-Leiter in Endstromkreisen wurden zumeist in 2,5mm² ausgeführt (belastbarkeitsgleicher Ersatz für 1,5mm² Cu).
Ob davon abweichend nicht doch Jemand eine Anlage mit anderem Material (das z.B. für Kleinspannungszwecke gedacht war) selbstgestrickt hat, ist natütlich nicht auszuschließen.
Aber Alu-Leiter von 1,0mm² sind mir auch in keinem anderen Zusammenhang bekannt.
Wenn Jemand da weitergehende Erkenntnisse hat, immer her damit!
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BID = 491798
GeorgS Inventar
Beiträge: 6450
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Zitat :
Trumbaschl hat am 16 Jan 2008 08:58 geschrieben :
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Brüchig spricht eigentlich nicht für Al - im Gegenteil, alle Aludrähte die ich kenne sind sehr weich und biegsam. Entweder das war eine sehr miese Legierung oder ganz etwas anderes.
Die erste definitive Erwähnung einer Wechsel- und Kreuzschaltung habe ich in einem Buch von 1940, dort werden sie nicht als etwas Ungewöhnliches bezeichnet.
Seit dem Posten dieses Threads habe ich allerdings Kreuzschalter von ca. 1910 gefunden... scheint es also schon lange zu geben, nur nicht wirklich üblich gewesen zu sein.
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Hallo Trumbaschl,
Reinalu hat dieselbe Macke wie Kupfer, nämlich
nach einigen "Biegungen" hart zu werden und zu brechen.
Da man an Klemmen mit Aludrähten öfter "nachhelfen" mußte,
war das langfristig wirklich ein Problem.
Ich kenne das von einigen Zimmern im Hause meiner Schwiegermutter,
da war um 1970 Erneuerung fällig, als einige Lampenanschlüsse
bündig mit der Decke abbrachen.
Ich hab mal in meinen alten "Bilderbüchern" geblättert,
zur Jahrhundertwende waren Wechsel- und Kreuzschalter
für Treppenhäuser oder z. B. "Hotelschaltung" wohl absolut
gängig.
Schon vor der Elektrifizierung findet man "Polwender" und
ähnliches in Experimentieraufbauten oder an Induktorien.
(allerdings nicht im 18. Jahrhundert! :=)
"Erfunden" waren diese Schalter somit schon lange,
die wohnraumtauglichen laienfesten Ausführungen dürften
mit den Edisonnetzen aufgekommen sein.
Gruß
Georg
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BID = 491858
Trumbaschl Inventar
Beiträge: 7574 Wohnort: Wien
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Interessant!
Nach dem was ich in Wien so beobachtet habe (Häuser für die obere Mittelschicht) könnte man meinen wirklich Verbreitung hätten solche Schaltungen erst in den 1930erjahren erreicht.
Einziges Gegenbeispiel war die erwähnte Jahrhundertwende-Installation.
Zum Thema Al: ich hatte bislang nur mit stillgelegten Anlagen zu tun, Al ist in Wien extrem rar. Aber ALLE Anlagen die ich bis jetzt gesehen habe, wiesen großzügige Schmorstellen auf.
In den USA war es noch bis nach dem 1. Weltkrieg durchaus üblich gar keinen Schalter zu installieren, sondern nur einen Zugschalter an der Leuchte zu haben - ich kenne Leute, die in Altbauten dort heute noch im Dunkeln durch das halbe Zimmer tappen. Schalter waren zusätzlicher Luxus.
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BID = 491955
Hellumm Gesprächig
Beiträge: 140 Wohnort: München
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Eure Meinungen zu meinem Beitrag haben mir keine Ruhe gelassen.
Deßhalb habe ich heute einen Schalter aus der Treppenhausbeleuchtung ausgebaut und mal im Vergleich mit einer Ader aus einer 3x1,5qmm NYM-Leitung abgelichtet.
Die Schnittkante auf dem zweiten Bild ist frisch abgesetzt.
Ich glaube nicht, daß das verzinntes Cu ist!
Und der Querschnitt ist offensichtlich dünner als 1,5qmm.
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BID = 491958
sam2 Urgestein
Beiträge: 35330 Wohnort: Franken (bairisch besetzte Zone)
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Das ist doch Lötdraht...
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BID = 491983
Hellumm Gesprächig
Beiträge: 140 Wohnort: München
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Danke Sam2 für den Joke mit dem Lötdraht!
Im Vergleich mit meinem bevorzugten Lötdraht "Fluitin 1532 1mm" ist mir aufgefallen, daß die Leitung noch viel dünner ist als dieser!
Das erste was mir einfiel, Klingelleitung.
Flugs den Wecker ausgebaut, und was soll ich sagen?
Exakt die gleiche dünne Al-Leitung für Klingel und Türöffner.
Die haben damals echt Klingelleitung für die Treppenhausbeleuchtung verwendet.
Da die Beleuchtung ausschließlich aus einer 100W AGL besteht, kann man das wohl verantworten. Angenommen 0,8qmm, die max. 0,5A wird´s schon verkraften.
Immerhin läuft die Anlage seit 70Jahren.
Aber schon geil, was man nach 15 Jahren über sein Haus noch erfährt...
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BID = 492051
Trumbaschl Inventar
Beiträge: 7574 Wohnort: Wien
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Bei Klingeldraht hätte ich mehr Sorgen um die Spannungsfestigkeit der Isolierung... nach 70 Jahren erst recht, der österreichische Monarchie-Klingeldraht (wenn mich nicht alles täuscht 0,75mm2 Cu) ist absolut die Hölle - Textil + Gummi und wenn man ihn nur berührt ist der Gummi weg und liegt in Bröseln am Boden.
Bei uns ist wenigstens die ganze Allgemeinbeleuchtung mit mindestens 1mm2 gelöst und nur mit 10A abgesichert.
In den Wohnungen konnte man aber Meisterleistungen bis zu 2 Schukosteckdosen an Yzwl 2x0,75mm2 (=Zwillingsleitung) und PE von der Plastik-Wasserleitung an 16A-Schmelzsicherung finden... also Murks der Extraklasse. A) ist Yzwl für feste Verlegung (UP) denkbar ungeeignet, b) sind 0,75mm2 viel zu wenig für 16A und c) hätte schon die ganze davorliegende Installation mit 1mm2 niemals auf 16A raufgesichert werden dürfen. d) fehlten auch noch die Paßschrauben vom einen Stromkreis, wirklichen Schutz boten also nur die 20A-Vorzählersicherungen. Beim anderen Stromkreis waren 2 16A-Paßschrauben drin. Im Kasten ein riesiger Haufen Reservesicherungen (3 Schachteln), was auf nicht gerade sparsamen Verbrauch hindeutet...
Meine erste Tat in der Wohnung (noch vor jeglicher Renovierung) war, da 10A-Sicherungen einzuschrauben. Dann habe ich Zimmer für Zimmer jeden Zentimeter Elektrik neu verlegt.
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BID = 492071
GeorgS Inventar
Beiträge: 6450
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Zitat :
Hellumm hat am 16 Jan 2008 22:55 geschrieben :
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Die haben damals echt Klingelleitung für die Treppenhausbeleuchtung verwendet.
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Hallo Hellumm,
das hat schon der GröGKWaZ (größte GesamtKunstWerker aller Zeiten)
erkannt und mit Reim für die Ewigkeit festgehalten:
"In Nöten findet manches statt,
was sonst nicht stattgefunden hat!"
Gruß
Georg
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BID = 492107
Hellumm Gesprächig
Beiträge: 140 Wohnort: München
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Ja GeorgS, so wird es sein. Bevor ich hier eingezogen bin, hatte meine Wohnung exakt zwei Sicherungen, Küchensteckdosen und der Rest. An E-Herd o.ä. war garnicht zu denken.
@Trumbaschl:
Solche textilummantelte Leitungen, die bei Berührung zerbröseln, hatte ich auch schon. Gott sei Dank ist bei den o.a. Klingeldrähten die Isolation einwandfrei.
Gerade habe ich mal spaßeshalber den Sicherungskasten für die Wohnung im 1.OG aufgemacht. Die Adern sind zwar auch textilummantelt, aber immerhin 1,5 qmm Cu.
[ Diese Nachricht wurde geändert von: Hellumm am 17 Jan 2008 14:44 ]
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BID = 492120
Trumbaschl Inventar
Beiträge: 7574 Wohnort: Wien
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In WIen findet man in besseren alten WOhnungen systematisch noch Klingelleitungen zu allen Leuchten, isoliert mit Baumwolle in den schillerndsten Farben... beige, braun, grün, blau, rot, orange, violett,... und das Zeug zerbröselt eben gigantisch sobald man wagt es zu biegen oder gar die Baumwolle zu entfernen. Im Gegensatz zu normalen Adern sind sie nicht mit einem Gewebe umsponnen, sondern lediglich in 2 Lagen Faden eingewickelt. Die oberste Lage ist bunt, die untere naturfarben und innen ist Gummi. Liegt oft in den gleichen Rohren wie die 230V-Verkabelung.
Bei uns haben die sogar wohnungsübergreifend das ganze Haus durchzogen, ich halte für möglich, daß man da dem Hausmeister läuten konnte.
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