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Waren Würgeverbindungen in der Netzinstallation jemals zulässig? |
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BID = 770515
Oertgen Schreibmaschine
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Beiträge: 1111 Wohnort: Duisburg
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Man findet solche Würgeverbindungen recht häufig in Nachkriegsinstallationen: Die zu verbindenden Drähte wurden einfach über einige cm Länge miteinander verdrillt und anschliessend mit Bitumenisolierband isoliert.
War sowas jemals zulässig oder sind solche Konstrukte eher aus Mangelsituationen nach dem Krieg entstanden?
Wobei ich sagen muss, dass ich noch nie verschmorte Würgeverbindungen gesehen habe - verschmorte Abzweigklemmen (mit unverdrillten Drähten) jedoch jede Menge.
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BID = 770649
Trumbaschl Inventar
Beiträge: 7574 Wohnort: Wien
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Ich glaube fast, daß das nie zulässig war, aber glauben ist nicht wissen. In der Urzeit, vor Schraubklemmen (Klemmsteine in Dosen waren in Wien nie üblich, es wurde immer mit fliegenden Klemmen in Abzweigdosen gearbeitet) wurden Ösen gebogen, mit Schraube M3, Beliagscheibe und Mutter verbunden und dann mit Bitumenisolierband umwickelt. Haltbarkeit: zweifelhaft wie alle Schraubverbindungen.
Mein Vater meint er hatte schon in durchgehend beheizten, trockenen Wohnungen Würgeverbindungen, die so oxidiert waren, daß sie keinerlei Kontakt mehr gaben. Ansonsten dürften die (wenn ordentlich verzwirbelt) sehr haltbar sein. Irgendwer (ich meine es wäre Mr. Ed gewesen) hat hier im Forum auch schon mal gemeint eine richtig ausgeführte Würgeverbindung wäre haltbarer als fast alles andere. Institutionalisiert und (wenn mich nicht alles täuscht) mit VDE-Zulassung gibts das dann mit den Drehverbindern, Plastikhütchen mit einer konischen Innenspiralfeder, die gleichzeitig die Aderenden verwürgt und sich fest auf die Verbindung aufschraubt und diese zusätzlich sichert und gleichzeitig isoliert. Gab es mal in der blauen Apotheke, in den Niederlanden scheinen sie Standard zu sein.
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BID = 770675
sam2 Urgestein
Beiträge: 35330 Wohnort: Franken (bairisch besetzte Zone)
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Wie so oft nur eine Frage der richtigen Wortwahl:
"Kaltpreßschweißung" klingt nämlich viel solider als "Würgeverbindung" oder "russische Flickstelle"...
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"Das Gerät habe ich vor soundsoviel Jahren bei Ihnen gekauft! Immer ist es gegangen, immer. Aber seit gestern früh geht es plötzlich nicht mehr. Sagen Sie mal, DA STIMMT DOCH WAS NICHT???"
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BID = 770708
corvintaurus Schreibmaschine
Beiträge: 1267 Wohnort: Berlin Tegel
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Würgeverbindung???
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BID = 770748
henryunsen Gesprächig
Beiträge: 196 Wohnort: Hameln Ortsteil Unsen
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Würgeverbindungen: Die bewußten Verbinder mit konischer Spirale drin (die übrigens verflucht hart ist und aus spitzkantigem Draht gewickelt, ich habe gerade so ein Biest vor mir) heißen in den USA "wire-nuts" also wörtlich "Draht-Schraubenmuttern", und sind bestehende Praxis. Die damit hergestellten Verbindungen sind (richtig gemacht, Übung ist von Vorteil) offenbar sehr zuverlässig, die Verbindung beruht nicht allein auf dem Verwürgen, auch das geringfügige Eindringen der Spirale ist für die Zerstörung von Oberflächenschichten von Bedeutung. Und das VDE Zeichen ist auf der Klemme vor mir auch drauf. Es gibt Fälle, wo man sie in der Praxis gut brauchen kann und dann hatte ich nie ein schlechtes Gewissen deswegen.
Henry
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BID = 770761
Trumbaschl Inventar
Beiträge: 7574 Wohnort: Wien
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Ich habe von den Dingern einige Kartons US-Import aus den 50ern und 60ern (grob geschätzt) liegen, sind mal bei einer Lagerräumung abgefallen. Eine Schachtel ist sogar für Verbindungen Al-Cu zugelassen...
Gelegentlich (wenn auch sehr selten) tauchen die hier in Wien in Installationen aus den letzten Jahrzehnten auf. Wie gesagt in den Niederlanden scheinen die genauso üblich zu sein wie in den USA.
In Italien gibt es sowas auch, allerdings ohne Feder, stattdessen mit ordinärem Innengewinde und normalerweise für feindrähtige Leiter (N07V-K) verwendet... DER Kombi traue ich definitiv nicht mehr seit ich mal in IT eine Steckdose montieren durfte und mir die Dinger dabei fast entgegen kamen (strafverschärfend kam hinzu, daß die ein Linkshänder verkehrt herum verwendet hatte, aber richtig herum halten sie auch nicht viel besser).
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BID = 770776
fuchsi Schreibmaschine
Beiträge: 1704
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Zitat :
Trumbaschl hat am 14 Jun 2011 23:36 geschrieben :
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Ich habe von den Dingern einige Kartons US-Import aus den 50ern und 60ern (grob geschätzt) liegen, sind mal bei einer Lagerräumung abgefallen. |
Du scheinst wohl auch zu den Leuten zu gehören, die nichts wegschmeissen wollen. Quai ein eSammler!
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BID = 770798
:andi: Inventar
Beiträge: 3205 Wohnort: Bayern
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vielleicht bekommt Trumbaschl in Sam2s hoffentlich irgendwann gegründetem Museum eine eigenen Abteilung
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"Gestern gings noch, da kann net viel sein"
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BID = 770806
Trumbaschl Inventar
Beiträge: 7574 Wohnort: Wien
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Meine Bestände reichen eher schon für ein eigenes Museum... wobei manche dieser Stücke durchaus noch völlig legal sind und ich sie verbaue, Schukosteckdosen und Kippschalter aus den 50ern zum Beispiel.
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BID = 771058
Oertgen Schreibmaschine
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Beiträge: 1111 Wohnort: Duisburg
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Danke für die Infos, dann werd ich mir mal einige Twist-On-Klemmen besorgen und die Verbindungen damit sichern.
(Abschneiden und Wagos aufsetzten entfällt, da die Adern dann wieder verdammt kurz wären. Scheint sich in diesem Fall auch um vermessingten Kupferdraht zu handeln (goldglänzende Oberfläche) und von Korrosion/Oxidation keine Spur)
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BID = 771063
Trumbaschl Inventar
Beiträge: 7574 Wohnort: Wien
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Ob das bei bereits verwürgten Adern eine gute Idee ist, ist in den USA Thema andauernder hitziger Diskussionen... fast so Cola- und popcornwürdig wie "gehört der Schutzkontakt bei den üblichen US-Steckdosen nach oben oder nach unten?" (oder bei uns "L bei Schukosteckdosen links oder rechts, bei waagrechter Montage oben oder unten?"
Im Endeffekt hat es aber kein mir bekannter Hersteller explizit untersagt. In den USA hat das letzte Wort der AHJ (schöner juristischer Begriff für die Person von der Baubehörde, die letztlich zuständig ist, offiziell Authority Having Jurisdiction, inoffiziell Asshole Having Jurisdiction).
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