Zitat :
GeorgS hat am 31 Jan 2010 14:07 geschrieben :
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Hallo Trumbaschl,
das ist ja eine recht ungewöhnliche Konstruktion.
(Bis) Wann wurde so was gebaut?
Wie groß sind denn die Spannweiten solcher Decken?
Das Ganze klingt für mich nach "Holzverschwendung",
bzw nach (im Vergleich zu heute) billigem Bauholz.
Gruß
Georg
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Vor dem ersten Weltkrieg waren das die einzigen üblichen Brandschutzdecken und wurden meistens als oberste Geschoßdecke eingesetzt, sehr selten auch im ganzen Haus.
Um 1900 gab es teilweise schon verschiedene Arten Spannbetondecken, aber so richtig durchgesetzt hatten sie sich (außer in sehr großen und repräsentablen Häusern) noch nicht.
Die Spannweiten gehen üblicherweise bis ca. 6m. Die Standard-Konfiguration des Mehrfamilienhauses in Wien ist mit minimalen Variationen immer gleich - Haus ist ca. 11m tief, in der Mitte geteilt durch eine tragende Kaminmauer parallel zur Fassade, Decken liegen jeweils an der Fassade und der Kaminmauer auf. Eingang entweder symmetrisch in der Mitte oder ganz auf einer Seite, ein breiter Durchgang bis fast zur Hofseite, das Stiegenhaus entweder an der Hofseite oder sogar außen vorgebaut. Bei Kleinstwohnungen (Zimmer + Küche) in jedem Stockwerk an der Hofseite ein komplett durchlaufender Gang auf jedem Stockwerk, bei Häusern aus dem 18. Jh. nur ein Balkon.
Gebaut wurde damals massiv... Tramdecken (vulgo Balkendecken) waren oft mit Balken 10x30cm ausgeführt, darauf eine zöllige Bretterschalung, deren Fugen mit 15mm starken Leisten abgedeckt. Darüber eine Dämmschüttung aus lehmigem Sand, Hochofenschlacke, Bauschutt, Hausmüll (zerbrochenes Glas, Porzellan, Altpapier,...) und allem was gerade da war, bis zu halben Ziegelsteinen. Schwimmend auf dieser Schüttung dann Staffeln 5x8cm oder gar 5x10, die Zwischenräume nochmals bündig mit Schüttung aufgefüllt, und darauf entweder Bretterboden oder Blindboden+Parkett.
Bei Dippelbaumdecken entfällt natürlich die Bretterschalung, da kommt die Schüttung gleich auf die runde Seite der Bäume.
Bietet für Holzdecken die bestmögliche Trittschalldämmung, hat aber auch ein paar kleine Nachteile. 1) die Schüttung setzt sich mit der Zeit und sackt ab. 2) wenn gepfuscht wurde, türmt die Schüttung durch Spalten im Sturzboden in den Hohlraum zwischen den Balken, und keiner kann sich erklären, warum der Boden ausgerechnet am Rand um 6cm absackt und in der Mitte noch seine originale Höhe hat. 3) es staubt immer durch die Fugen des Bodens durch wenn man geht.
Macht einem heute kein Mensch mehr, aber in Anbetracht der Schalldämmung haben wir uns seinerzeit bei der Renovierung in Wien entschlossen, wieder so vorzugehen. Hält jetzt seit fast 8 Jahren.
Kleiner Witz am Rande: angeblich gab es in der Bauordnung um 1900 einen Passus (oder in der Flächenwidmung, das weiß ich nicht), daß Häuser maximal vierstöckig durften (also EG+4 Obergeschoße), allerdings mit dem Schlupfloch, daß keine eine Höhe angegeben war und man den 1. Stock beliebig unterteilen durfte. In Gegenden, wo Grund besonders teuer war, findet man daher Häuser mit Parterre, Hochparterre, Mezzanin, 1.-4. Stock und Dachgeschoß. Das dann bei Geschoßhöhen um die 4m und manchmal ohne Aufzug. Kann die unschuldige Angabe "3. Stock" ziemlich schweißtreibend machen
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"Und dann kommen's zu ana Tür da steht oben "Eintritt verboten!" und da miaßn's eine!"