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Wie gefährlich sind Zeilentrafos? |
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BID = 811312
68Andy Stammposter
Beiträge: 296 Wohnort: 72764 Reutlingen
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Hallo,
mich interessiert, wie gefährlich ein Stromschlag aus einem Zeilentrafo ist, zu lesen sind darüber verschiedene Meinungen.
Weiß da jemand was über konkrete Todesfälle ?
Gruß
Andy |
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BID = 811318
perl Ehrenmitglied
Beiträge: 11110,1 Wohnort: Rheinbach
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Du denkst vermutlich an die Hochspannung.
Der Lichtbogen ergibt schmerzhafte Löcher im Fell, vor allem aber ist es die Schreckreaktion, durch die man sich verletzen kann.
Die Hochspannung selbst erreicht kaum wirklich gefährliche Stromstärken, aber an solch einem Trafo gibt es ja noch einige niedrigere Spannungen, z.B. die Betriebsspannung, die durchaus lebensgefährlich werden können.
Außerdem gibt es, falls die Hochspannung durch einen gerätefremden Gegenstand, das kann auch eine Person sein, abgeleitet wird, die Möglichkeit, daß dabei die Schutzisolation des Netztrafos zerstört wird.
Von da an sind sämtliche externen Anschlüsse leitend mit dem Stromnetz verbunden und das Gerät als solches stellt eine potentiellen Gefahr dar.
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Haftungsausschluß:
Bei obigem Beitrag handelt es sich um meine private Meinung.
Rechtsansprüche dürfen aus deren Anwendung nicht abgeleitet werden.
Besonders VDE0100; VDE0550/0551; VDE0700; VDE0711; VDE0860 beachten ! |
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BID = 811390
68Andy Stammposter
Beiträge: 296 Wohnort: 72764 Reutlingen
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Danke perl, ja ich habe an die Hochspannung gedacht und natürlich an Berichte, wo tatsächlich jemand durch einen Zeilentrafo zu Schaden gekommen ist.
Gruß
Andy
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BID = 811404
nabruxas Monitorspezialist
Beiträge: 9266 Wohnort: Alpenrepublik
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Wie geschrieben hängt es davon ab wo Du hingreifst.
Die Anodenspannung (rote Leitung mit Saugnapf) kann Dir den Tag verderben.
Es bringt Dich nicht um, aber beißt ganz gehörig.
Wenn die Hand ausfährt sollte niemand hinter Dir stehen, sonst hat derjenige schnell ein blaues Auge.
Auch die Focusspannunungen sind nicht zu unterschätzen.
Freiwillig greift hier niemand hin - meine bekannten Fälle sind immer unter Zeitdruck und Schlampigkeit zurückzuführen.
Fazit:
Hohe Spannung = hohe Sorgfältigkeit!
Im Übrigen ist die +B und G2 am DST auch recht unsympathisch!
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0815 - Mit der Lizenz zum Löten!
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BID = 811413
Mr.Ed Moderator
Beiträge: 36187 Wohnort: Recklinghausen
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Das gilt aber auch nur bei gesunden Menschen. Bei einem Herzfehler, der durchaus auch unerkannt sein kann, kann das durchaus mal lebensgefährlich sein.
Bei Röhrenmonitoren liegt manchmal auch eine Spannung aus dem Trafo an einer aufgedruckkten Antenne rund um die Platine an. Auch die beißt schonmal böse.
Ich habe mal, statt am G2 Regler, an einer Diode neben einem Trafo gedreht. Eine fast volle 1kg Rolle Lötzinn, die auf dem Tisch stand, hat ein Praktikant an den Kopf bekommen, als ich den Tisch kurzerhand leergeräumt habe.
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-=MR.ED=-
Anfragen bitte ins Forum, nicht per PM, Mail ICQ o.ä. So haben alle was davon und alle können helfen. Entsprechende Anfragen werden ignoriert.
Für Schäden und Folgeschäden an Geräten und/oder Personen übernehme ich keine Haftung.
Die Sicherheits- sowie die VDE Vorschriften sind zu beachten, im Zweifelsfalle grundsätzlich einen Fachmann fragen bzw. die Arbeiten von einer Fachfirma ausführen lassen.
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BID = 811419
GeorgS Inventar
Beiträge: 6450
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Wie hoch ist eigentlich die Kapazität der Anode
einer Bildröhre gegen Umgebung?
Denn deren Entladung im Betrieb könnte wesentlich höhere
Ströme verursachen als der nakte Zeilentrafo.
Gruß
Georg
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Dimmen ist für die Dummen
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BID = 811424
nabruxas Monitorspezialist
Beiträge: 9266 Wohnort: Alpenrepublik
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Wie hoch die Kapazität der Bildbirne ist, hängt auch von der mechanischen Größe deren ab. Ich müsste einmal in ein DB nachsehen um einen Richtwert zu haben.
Sicher ist, dass die gesunde Watschn aus der Röhre selbst deutlich heftiger als aus dem DST ist.
Dies passiert wenn man vorschriftsgemäß die Röhre entladen will, jedoch unvorschriftsmäßig die Masseleitung nicht anhängt, weil man ganz nebenbei Telefoniert. (So ne Art Multitasking bei der ein Task abstürzt)
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0815 - Mit der Lizenz zum Löten!
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BID = 811429
der mit den kurzen Armen Urgestein
Beiträge: 17434
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20 kV bei Strömen um 1mA sind Lebensgefährlich und der Entladestrom einer BR kann durchaus auch mehrere 10 mA erreichen! Im günstigsten Fall lernt die Glotze das fliegen, im ungünstigsten Fall lernt der Depp das Dauerliegen 6 Fuß unter der Rasenunterkannte.
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Tippfehler sind vom Umtausch ausgeschlossen.
Arbeiten an Verteilern gehören in fachkundige Hände!
Sei Dir immer bewusst, dass von Deiner Arbeit das Leben und die Gesundheit anderer abhängen!
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BID = 811430
wulf Schreibmaschine
Beiträge: 2246 Wohnort: Bozen
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Zitat :
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So ne Art Multitasking bei der ein Task abstürzt
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Und dann das "Betriessystem" kurzerhand mitreist und einen Zwangsreboot auslöst.
Meine Hochspannungserfahrungen beschränken sich glücklicherweise auf den "Hiaterbua" (el. Weidezaun) und ESD.
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Simon
IW3BWH
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BID = 811502
perl Ehrenmitglied
Beiträge: 11110,1 Wohnort: Rheinbach
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Zitat :
| Wie hoch ist eigentlich die Kapazität der Anode einer Bildröhre gegen Umgebung? |
Wenige nF.
Nicht so sehr gegen Umgebung, sondern es ist absichtlich ein (Sieb-)Kondensator vorhanden, dessen Elektroden aus der Innenmetallisierung des Kolbens und dem Aquadag auf der Außenseite des Konus besteht.
Bei den alten SW-Röhren waren es um 2,5nF, bei der uralten Farbbildröhre A63-11X ist es nicht viel mehr geworden.
Aufgrund der ständig wachsenden Ablenkwinkel und vermutlich dickerem Glas hat sich daran auch bei bei späteren größeren Röhren nicht viel geändert.
Bei der 29" Röhre A68QCU770X51 von Philips aus 2002 wird die Kapazität mit 2500..2900pF angegeben.
Die Betriebsspannung dieser Röhre beträgt 30kV.
Das ergibt eine gespeicherte Energie von max. 1,3 J.
Ich glaube mich erinnern zu können, daß Joe mal eine VDE-Vorschrift ausgegraben hatte, wonach es ab 7,5 mJ gefährlich wird.
Das entspräche z.B. einem auf 300V aufgeladenen Kondensator von 167nF.
Wer schon mal einen derartigen aufgeladenen X-kondensator unvorsichtig berührt hat, weiß, das man dann schlagartig hellwach ist.
Wegen der Isolationsschwierigkeiten bei so hohen Wechselspannungen wurde das Konzept einer einzigen Wicklung für die gesamte Hochspannung schon bald nach Einführung des Farbfernsehens zugunsten der bekannten Verdreifacher-Kaskade aufgegeben.
Heute werden vorzugsweise DST (Diode Split Transformer) verwendet, die mehrere hintereinandergeschaltete Sekundärwicklungen haben, wobei jede Wicklung eine eigene Hochspannungsdiode besitzt, welche mit eingewickelt wird.
Auf diese Weise reduziert man die schädliche Wicklungskapazität (wichtig bei hohen H-Frequenzen) und ein solcher Zeilentrafo liefert an den entsprechenden Anschlüssen fertige Gleichspannungen wodurch die HF-bedingten Sprüh- und Oberflächenentladungen völlig vermieden werden.
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BID = 811548
GeorgS Inventar
Beiträge: 6450
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Mhmm,
einige nF, Danke perl. Das ist eine Menge, und erklärt,
warum man keine Glättungs"elkos" für die
Anodenspannung braucht :=)
Mit 30 kV und mal angenommen 1 Mohm Widerstand
ergäbe das einen Strom von 30 mA anfangs und
etwa 15 mA im Mittel mit einer Zeitkonstante
von 30 ms.
Verglichen mit einer Zeitdauer einer Netzhalbwelle
von 10 ms und 20 mA als Grenzwert für "lebensgefährlich",
ist somit so eine Bildröhre durchaus gefährlich.
Tatsächlich düfte ein Körperschluß deutlich weniger
als 1 Mohm haben, somit fiele der Strom evtl weitaus höher
aus, aber auch kürzer, wie das vom medizinischen zu bewerten ist?
Gruß
Georg
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Dimmen ist für die Dummen
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BID = 811627
joe Schreibmaschine
Beiträge: 1746 Wohnort: Ba-Wü
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Zitat :
| Ich glaube mich erinnern zu können, daß Joe mal eine VDE-Vorschrift ausgegraben hatte, wonach es ab 7,5 mJ gefährlich wird. |
Nicht schlecht, gutes Gedächtnis, ich hab da mal was angeführt das ist ja schon Jahre her...
Ich bin der Meinung es war ein Zitat aus der BGV A3 und die Durchführungsanweisung zu §8
Zitat aus der BGV A3:
"...Soweit in elektrotechnischen Regeln keine Grenzwerte festgelegt sind, darf unter Spannung gearbeitet werden, wenn
– der Kurzschlussstrom an der Arbeitsstelle höchstens 3 mA bei Wechselstrom (Effektivwert) oder 12 mA bei Gleichstrom beträgt,
– die Energie an der Arbeitsstelle nicht mehr als 350 mJ beträgt,
– durch Isolierung des Standortes oder der aktiven Teile oder durch Potentialausgleich eine Potentialüberbrückung verhindert ist,
– die Berührungsspannung weniger als AC 50 V oder DC 120 V beträgt oder
– bei den verwendeten Prüfeinrichtungen die in den vergleichbaren elektrotechnischen Regeln festgelegten Werte für den Ableitstrom nicht überschritten werden..."
Zitat Ende.
So steht es in der BGV A3 Stand: Aktualisierte Nachdruckfassung 2005
Ich hatte auch 7,5mJ im Gedächtnis und irgendwie passen die 350mJ nicht zu dem was in meinen grauen Zellen herumgeistert...
Es könnte sein das die 7,5mJ irgendwo im Buch "0100 und die Praxis" vom Autor Kiefer angeführt waren. Hab den allerdings nicht hier.
Ich schau mir den mal genauer an, in dem Buch gibt es auch Diagramme mit verschiedenen Frequenzen und Strömen und die Wirkung auf den menschlichen Körper.
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BID = 812099
68Andy Stammposter
Beiträge: 296 Wohnort: 72764 Reutlingen
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Danke für Eure Antworten, ich finde das sehr spannend.
MfG
Andy
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BID = 812718
Draht Stammposter
Beiträge: 263 Wohnort: Falkensee / Spandau City
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Zitat :
| ich finde das sehr spannend. |
Nimm das mal nicht zu wörtlich.
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Erst wenn die letzte Glühlampe für immer erloschen ist,
werden wir wirklich sehen, was uns verboten wurde.
Dieser Beitrag ist ein Spitzenprodukt des Kombinat VEB Wortmüllproduktion Falkensee
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BID = 813161
Beckenrandschwimmer Schreibmaschine
Beiträge: 1921 Wohnort: Altrip
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Ich habe mal einen Rückprojektionsfernseher bei mir auf dem Tisch gehabt. Noch mit 3 Bildröhren bestückt.
Seit dem ich mir von der Zeilenspannung eine eingefangen habe, will ich mit so ein Zeugs nix mehr zu tun haben!
Zum Glück war der Fernseher schon ca. 2 min ausgeschaltet, als ich das Kabel mit dem Seitenschneider zerschnitten habe (Keine Röhre hatte ein Bild, ich dachte, dass eventuell die Hochspannung defekt ist), und ich sonst die Platine nicht herausbekommen hätte.
Den Fernseher habe ich dann auch nicht hin bekommen
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