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BID = 797667
Monkey-Chris Stammposter
Beiträge: 367 Wohnort: Hannover
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Ich muß jetzt einfach mal fragen, nachdem ich mir einige Berichte zu Stromunfällen durchgelesen habe.
Was mir noch nie klar gewesen ist: warum schlägt/springt der Strom bei nassen Isolatoren nicht über? Also wenn ich mir so ein Umspannwerkbei Starkregen anschaue, frage ich mich, warum da nirgends der Strom überspringt. Bei starkem Regen müsste doch alleine die nasse Luft genügen!? Wer bringt Licht in mein Dunkel? |
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BID = 797675
perl Ehrenmitglied
Beiträge: 11110,1 Wohnort: Rheinbach
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Z.B. weil das Wasser, das vom Himmel fällt, salzfrei ist und nur eine relativ geringe Leitfähigkeit aufweist.
Außerdem würde das Wasser durch die Stromwärme schlicht verdampfen -der Isolator ist dann wieder trocken-, einen Überschlag gibt es da noch lange nicht.
Um einen Lichtbogen zu erzeugen braucht man -zumeindest punktuell- sehr hohe Temperaturen von einigen tausend °C, durch welche Elektronen aus dem Metall "herausgekocht" werden können, oder sehr hohe Feldstärken, wie sie an Spitzen auftreten.
Die erste Gefahr kann man durch Auswahl geigneter gut wärmeleitender aber schlecht emittierender Materialien verringern, die zweite durch abgerundete Formen und die Vermeidung von Spitzen.
Darüberhinaus sind die Hochspannungisolatoren tatsächlich sehr lang, und durch die Formgebung wird der Kriechweg noch verlängert. http://de.wikipedia.org/wiki/Isolator
Zwischen fallenden Regentropfen ist auch eine Menge Abstand, die Spannungsfestigkeit der Luftstrecke wird dadurch nicht wesentlich beeinträchtigt. |
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BID = 797749
GeorgS Inventar
Beiträge: 6450
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Zitat :
| Z.B. weil das Wasser, das vom Himmel fällt, salzfrei ist und nur eine relativ geringe Leitfähigkeit aufweist. |
Das ist nu gar kein Grund! Die Leitfähigkeit auch des
saubersten Regenwassers ist allemal ausreichend, um bei
Hochspannung Probleme zu machen.
Daß dies nicht geschieht, liegt an der Gestaltung der
Wulste der Isolatoren (Umwege oder oft sogar pagodendachartige
gestaltung) und an dem kontinuierlichen "Wegbrennen" des Feuchtigkeitsfilms.
Ich empfehle mal bei Nebelnässe oder feinem Sprühregen
unter einer Hochspannungsleitung die Ohren aufzustellen.
Das mit 100 Hz modulierte Rauschen ist die stille Entladung
entlang der feuchten Isolatoren.
Was die feuchte Luft betrifft, ist das ein typischer Laien-Trugschluß.
Wasser in der Luft als Dampf ändert praktisch nichts an der
Durchschlagspannung.
Gruß
Georg
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Dimmen ist für die Dummen
[ Diese Nachricht wurde geändert von: GeorgS am 15 Nov 2011 13:53 ]
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BID = 797758
Mirto Schreibmaschine
Beiträge: 2236 Wohnort: Sardinien (IT)
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Zitat :
| Daß dies nicht geschieht, liegt an der Gestaltung der
Wulste der Isolatoren (Umwege oder oft sogar pagodendachartige
gestaltung) und an dem kontinuierlichen "Wegbrennen" des Feuchtigkeitsfilms. |
Hier (auf der Insel) gibt es jeden Herbst einen interressanten Effekt:
Im Laufe es Sommers bilden sich auf den Isolatoren Salzablagerungen (durch die Meeresluft). Wenn dann im Herst der erste Sprühregen einsetzt oder die Temperatur der feuchten Luft nachts unter den Taupunkt fällt, leuchten die Hochspannungsmasten (die Isolatoren) wie Weihnachtsbäume
Früher wurden die Leitungen gegen Ende des Sommers kurzzeitig abgeschaltet, un die Isolatoren vom Boden aus mit einer Art Hochdruckreiniger abgespritzt. Das ist mittlerweile wohl dem Rotstift zum Opfer gefallen. Dementsprechend unzuverlässig ist die Versorgung z. Zt.
Gruß von der Insel
Rainer
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Fehler passieren immer wieder. Wichtig dabei ist, anschliesend noch in der Lage zu sein, davon berichten zu können!!
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BID = 797788
Monkey-Chris Stammposter
Beiträge: 367 Wohnort: Hannover
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Danke für die Antworten. Wieder eins meiner Alltagsrätsel gelöst.
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BID = 798178
:andi: Inventar
Beiträge: 3205 Wohnort: Bayern
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Zitat :
Mirto hat am 15 Nov 2011 15:36 geschrieben :
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Hier (auf der Insel) gibt es jeden Herbst einen interressanten Effekt:
Im Laufe es Sommers bilden sich auf den Isolatoren Salzablagerungen (durch die Meeresluft). Wenn dann im Herst der erste Sprühregen einsetzt oder die Temperatur der feuchten Luft nachts unter den Taupunkt fällt, leuchten die Hochspannungsmasten (die Isolatoren) wie Weihnachtsbäume |
das würde ich gern mal sehen, hast Du mal ein Foto gemacht?
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"Gestern gings noch, da kann net viel sein"
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BID = 798181
Mirto Schreibmaschine
Beiträge: 2236 Wohnort: Sardinien (IT)
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Zitat :
| hast Du mal ein Foto gemacht? |
Ist mir leider noch nicht gelungen. Es handelt sich um ein unregelmäßiges "Aufblitzen" der Isolatoren. Ich müsste also mit Stativ und entsprechend langer Belichtungszeit arbeiten. Leider ist im Fall des Falles die nötige Ausrüstung meist nicht griffbereit, aber ich werde dranbleiben.
Gruß
Rainer
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Fehler passieren immer wieder. Wichtig dabei ist, anschliesend noch in der Lage zu sein, davon berichten zu können!!
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BID = 798226
gboelter Stammposter
Beiträge: 216 Wohnort: Davao City (Philippines)
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Lieber Georg,
Zitat :
GeorgS hat am 15 Nov 2011 13:52 geschrieben :
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Was die feuchte Luft betrifft, ist das ein typischer Laien-Trugschluß.
Wasser in der Luft als Dampf ändert praktisch nichts an der
Durchschlagspannung.
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das mag ja alles stimmen, aber Du wolltest perl nicht wirklich als Laien darstellen, oder ... ?
Vermissen tue ich in all den Beitraegen den Hinweis, dass Wasser entgegen landlaeufiger Meinung, so es denn nur Wasser, also sauber ist, praktisch ueberhaupt nicht leitet.
Die urspruengliche Frage finde ich allerdings schon interessant und eine Diskussion wert.
Sorry, damit will ich Deinen Wissensstand nicht anzweifeln. Ich vermute nur, dass das nicht so ruebergekommen ist, wie Du es tatsaechlich gemeint hast.
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Gruss
Guenther
Davao City, Philippines, Planet Earth, 31.0 °C (im Schatten!)
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BID = 798320
GeorgS Inventar
Beiträge: 6450
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Mein lieber gboelter,
lies nochmal was perl und ich geschreieben haben.
Zuerst vielleicht das mit der feuchten Luft, dann das andere
abwechselnd.
Dabei merkst vielleicht, daß ich perl bei der feuchten Luft
nicht widersprochen, sondern bestätigt habe....
Was die (geringe) Leitfähigkeit von Regenwasser als Ursache der
Nichtprobleme an Hochspannungsisolatoren betrifft,
habe ich perl widersprochen, was für Schlüsse du daraus
ziehen willst, ist deine Sache.
Gruß
Georg
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Dimmen ist für die Dummen
[ Diese Nachricht wurde geändert von: GeorgS am 17 Nov 2011 22:08 ]
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BID = 802644
treppensteiger Gelegenheitsposter
Beiträge: 66 Wohnort: Dresden
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Wenn Luftfeuchtigkeit keine Rolle spielt, wieso ist dann die Spannung bei elektrostatischer Aufladung von dieser abhängig, wie ich kürzlich einem Fachbuch entnehmen konnte?
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BID = 802861
GeorgS Inventar
Beiträge: 6450
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Hallo treppensteiger,
du solltest mal nachschauen, wie das wortwörtlich
in dem Buch geschrieben steht.
Denn so wie du es aufgefaßt hast, ist es falsch.
Isolierung bei hohen Spannungen ist fast immer
eine Frage des Oberflächenwiderstands, selten mal
der Durchschlagsspannung des Dieelektrikums.
Schon die Tatsache, daß in Tabellen zur Schlagweite in Luft
nichts über Luftfeuchtigkeit steht, sollte zu denken geben.
Und dann kommt die Frage des Zusammenhangs des
Oberflächenwiderstands mit der rel Luftfeuchte....
Das ist leider oft auch den Autoren von Fachbüchern
nicht klar.
Das sind "Fachleute" die Hochspannung meist nur daher
kennen, daß sie in der Anfängervorlesung elektrostatische
Versuche vorführen müssen. Wenns nicht klappt, war die
Luftfeuchtigkeit schuld, ohne daß sie wissen wie die sich
auswirkt, bzw daß das Problem weitaus geringer wäre, wenn
man mal die Isolatoroberflächen sachkundig reinigen würde.
Gruß
Georg
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Dimmen ist für die Dummen
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BID = 803375
treppensteiger Gelegenheitsposter
Beiträge: 66 Wohnort: Dresden
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Es war bloß ne Tabelle, aber deine Erklärung ist ja sinnvoll und nachvollziehbar, Danke!
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