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Beinahe-Unfall durch unberechtigte Person im Schaltraum |
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BID = 450073
Tobi P. Schreibmaschine
    
Beiträge: 2168 Wohnort: 41464 Neuss
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Servus!
Vorhin hätte es mich beinahe erwischt. Situation war folgende:
In einem Schaltfeld einer NSHV musste am Schienensystem ein neuer Abgang für einen NH-Trenner aufgelegt werden. Aufbautrenner war aus Platzgründen nicht möglich, daher musste ich den Trenner auf der Montageplatte montieren. Die Arbeiten erfolgten unter Spannung, da ein Freischalten des Schienensystems den gesamten Komplex lahm gelegt hätte. Da die Leitung, die am neuen Abgang aufgelegt werden sollte, auf dem Gang vor dem Schaltraum ausgelegt war, konnte die Tür nicht geschlossen werden, es hing jedoch eine Absperrkette mit einem "Betreten verboten, Arbeiten an spannungsführenden Teilen!"-Schild im Türdurchgang. Es war soweit alles vorbereitet, der Trenner war montiert, die kurzschlussfesten Leitungen zum Schienensystem am Trenner angeschlossen. Als nächstes erfolgte das auflegen der Verbindungsleitungen am Schienensystem. Ich war dabei aus verständlichen Gründen sehr konzentriert, so dass ich nicht merkte, dass sich von hinten ein Mitarbeiter des Kunden näherte.
Als ich gerade die Sammelschienenklemme für den zweiten Aussenleiter montieren wollte, schlug mir der Mitarbeiter plötzlich die Hand auf die Schulter und fragte, wie lange es noch dauert. Vor Schreck liess ich die Klemme fallen, berührte mit der Hand die Sammelschiene und schlug mir auch noch den Kopf an einer geerdeten Abfangschiene an.
Passiert ist glücklicherweise nichts. Als PSA wurde von mir eine Isoliermatte in 50kV-Ausführung, Sicherheitshandschuhe in 10kV-Ausführung, ein 1kV-Sicherheitshelm mit Visier und eine feuerfeste Jacke verwendet. Hätte ich keine PSA benutzt, wäre die Geschichte wohl nicht so glimpflich ausgegangen.
Die Arbeiten wurden nach einer kurzen Unterbrechung und einer Unterredung mit dem Kunden fortgesetzt.
Der Mitarbeiter, der für den Unfall verantwortlich war, ist sich selbstverständlich keiner Schuld bewusst. Er hätte das Recht, jederzeit Zugang zu allen Gebäudebereichen zu haben, ungeachtet etwaiger durch Fremdfirmen angebrachter Warnschilder
Na toll, dann lass ich das nächste Mal die Tür zum Traforaum offen und häng ein Warnschild davor, dann muss ich mir so einen Blödsinn nicht noch einmal anhören.
Das ganze ereignete sich übrigens im Rahmen einer Gefälligkeit für einen langjährigen guten Freund von mir, mein Chef hat damit also nichts zu tun.
Gruß Tobi
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"Auch wenn einige Unwissende etwas anderes behaupten, bin ich doch der Meinung, dass man nie genug Werkzeug haben kann" |
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BID = 450075
Lightyear Inventar
     
Beiträge: 7911 Wohnort: Nürnberg
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Klassischer Fall von:
-Werkzeug zusammenpacken
-Kurzer Erklärung dem Chef / Auftraggeber gegenüber
-Verlassen der Baustelle
-Rechnung schreiben
Mann muss nicht Alles tolerieren
P.S. Du hast die Zusatzausbildung für AuS..?
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Gruß aus Nürnberg,
Lightyear
Alles unter 1000°C ist HANDWARM!
Alle Tipps ohne jegliche Gewähr, die Einhaltung aller Vorschriften obliegt dem Ausführenden! |
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BID = 450083
Tobi P. Schreibmaschine
    
Beiträge: 2168 Wohnort: 41464 Neuss
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AuS-Ausbildung, AuS-Werkzeug sowie komplette PSA ist vorhanden, desweiteren ausreichend Erfahrung. Wir waren bei dem Einsatz übrigens, wie es sich gehört, zu zweit. Mein Partner war allerdings im Doppelboden mit der Verlegung der neuen Leitung auf der Kabeltrasse beschäftigt und hat den Unfallverursacher deshalb auch nicht kommen sehen/hören.
Mit dem verlassen der Baustelle ist das so ne Sache. Wie bereits erwähnt war das eine Gefälligkeit für einen Freund und ich wollte den nicht hängen lassen. Er kann ja auch nichts dafür, wenn einer seiner Angestellten dermassen Mist baut.
Das Schienensystem ist übrigens mit 300A abgesichert. Glücklicherweise ist es nicht zu einem Kurzschluss durch das fallengelassene Werkzeug gekommen. Achso, ganz vergessen: Bei dem Gebäude handelt es sich um eine große Schlosserei.
Gruß Tobi
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BID = 450088
DMfaF Inventar
     
Beiträge: 6670 Wohnort: 26817 Rhauderfehn
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Tobi, Freund hin oder her. Ich hätte alles stehen und liegen gelassen! Wäre zu meinem Freund gegangen und hätte mit ihm geredet. In etwa so:
Wieviel liegt Dir an unserer Freundschaft und meinem Leben? Hätte ihm dann sachlich die Situation erklärt und gesagt, daß dieser und jede andere Mitarbeiter in seiner Firma mindestens sich 5m von der Absperrung fern zu halten haben, ansonsten sofortige beendigung der Arbeit und auch keine wiederaufnahme. Wenn dann dieser Spezialmitarbeiter ( der auch noch lebensmüde ist ) vor meinen Augen dazu verdonnert wäre, würde ich erst weiter machen.
Gruß
Bernd
Eins sollte man sich immer vor Augen halten: Die eigene Gesundheit ist MEHR WERT als jede Freundschaft. Wir wollen Dich doch nicht verlieren!!!
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BID = 450089
psiefke Schreibmaschine
     Beiträge: 2636
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Ich wollte grad schon schreiben, dass es bei ordnungsgemäßer arbeit nach BGR A3 eigentlich nicht zu diesem Vorfall hätte kommen können. Aber beim Tippen hab ich den Text irgendwie ins Nirvana geschickt.
Dieser Vorfall sollte nun auf jeden Fall zu zwei Dingen führen.
1. Baustellenabsicherung und die generelle Arbeitsweise sollte überdacht werden.
Ich bin der Meinung, dass der zweite Mann im Moment des Auflegens der Leitungen nicht mit anderen Arbeiten betraut werden darf, als den unter Spannung arbeitenden Monteur zu überwachen und abzusichern. Nur so lässt sich die Forderung aus BGR A3 3.1.6 Erste Hilfe wirklich gut erfüllen. Außerdem hätte er so gleichzeitig die Baustellenabsicherung persönlich übernommen. Ein Komischer Vogel, der meint er hat einem unter Spannung arbeitenden Techniker auf die Schulter klopfen zu müssen hätte dein zweiter Mann davon abhalten können.
2. Der betreffende Mitarbeiter deines Kunden sollte eine Unterweisung erhalten, dass er als Laie den NSHV Raum nicht zu betreten hat. (Insbesondere nicht, wenn dort arbeiten an Spannungsführenden Teilen durchgeführt werden. Generell nur bei Begleitung durch eine EFK)
Eine generelle Unterweisung nach BGV A1 wäre sicherlich auch nicht so doof...
PS: bei mir wären in dieser Situationen definitiv einige Sicherungen rausgeknallt und ich hätte den Mitarbeiter des Kunden selbständig "rundgemacht". Eine Wieraufnahme der Arbeit wäre in meinen Augen auch nur zu Verantworten gewesen, wenn dieses Subjekt in irgend ein Büro eingeschlossen worden wäre.
Welche Position hat der Kerl denn nun in der Firma gehabt?
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phil
PS:
Ein Millimeter ist so klein, daß tausend übereinandergestapelt nur einen Meter hoch wären.
[ Diese Nachricht wurde geändert von: psiefke am 13 Aug 2007 17:51 ]
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BID = 450104
Tobi P. Schreibmaschine
    
Beiträge: 2168 Wohnort: 41464 Neuss
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Servus!
Der betreffende Mitarbeiter ist Maschinenführer. Unterweisung fand natürlich statt, erst durch mich, dann durch Vorgesetzen. Wobei ich glaube ich eine Spur netter war. Der betreffende Mitarbeiter erhält zusätzlich noch eine Abmahnung. Die Absicherung der Baustelle erfolgte durch eine doppelte Absperrkette, eine auf Brusthöhe, eine auf Hüfthöhe. Beide mit Warnschildern versehen. Ich halte das durchaus für ausreichend. Ich habe eine solche Sicherung auch früher schon eingesetzt und bis heute war noch nie jemand so bescheuert, sie zu ignorieren.
Mein Partner arbeitete im Doppelboden unmittelbar neben mir, einen Unfall hätte (und hat er in diesem Fall auch) definitiv mitbekommen.
Ich fahre morgen nach der Arbeit wahrscheinlich noch mal dort vorbei um eine CEE-Steckdose zu montieren, dann mache ich mal ein Foto der Anlage.
Gruß Tobi
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BID = 450127
Ltof Inventar
     
Beiträge: 9367 Wohnort: Hommingberg
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Zitat :
Tobi P. hat am 13 Aug 2007 18:36 geschrieben :
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...war noch nie jemand so bescheuert, sie zu ignorieren...
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Ignoranten können wirklich alles ignorieren. Das durfte ich auch schon erfahren. Nicht so unmittelbar lebensgefährlich, aber dennoch erstaunlich dumm.
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„Schreibe nichts der Böswilligkeit zu, was durch Dummheit hinreichend erklärbar ist.“
(Hanlon’s Razor)
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BID = 450131
sam2 Urgestein
     
Beiträge: 35330 Wohnort: Franken (bairisch besetzte Zone)
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Was ein Glück, daß heute erst Montag war!
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BID = 450136
DMfaF Inventar
     
Beiträge: 6670 Wohnort: 26817 Rhauderfehn
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Und nicht Freitag der 13.
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BID = 450180
Tobi P. Schreibmaschine
    
Beiträge: 2168 Wohnort: 41464 Neuss
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Am vorletzten Freitag den Dreizehnten hing ich ne Stunde im Aufzug fest. Der Aufzugswärter war leider verhindert - der bin dort nämlich (nach mittlerweile erfolgreich absolviertem Lehrgang) dummerweise ich und ne Austiegsluke haben dort nur die Fahrkörbe der Feuerwehraufzüge
Der betreffende Mitarbeiter meines Freundes hat sich übrigens gerade reichlich zerknirscht am Telefon für sein unverantwortliches Verhalten entschuldigt. Ist auch das mindeste......
Gruß Tobi
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BID = 450184
Kabelkasper Stammposter
   
Beiträge: 497 Wohnort: Niedersachsen
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Wir wollen die Fotos....
KK
PS: Hmm, naja, vielleicht ist er doch einsichtig...
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BID = 450206
faustian.spirit Schreibmaschine
    
Beiträge: 1388 Wohnort: Dortmund
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Klingt so als hätte der noch Glück gehabt der Mitarbeiter... wäre uns Tobi nicht so beherrscht gewesen hätte das wirklich noch einen "Unfall" geben können.
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BID = 450233
DMfaF Inventar
     
Beiträge: 6670 Wohnort: 26817 Rhauderfehn
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Moin Tobi! Ich würde dem Herrn Maschinenführer mal ein Video zeigen ( gibt es hier ja genug ) was ein Kurzschluß so anrichten kann. Der ist dann bestimmt geläutert!
Gruß
Bernd
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BID = 450366
Primus von Quack Unser Primus :) nehmt ihn nicht so ernst
  
Beiträge: 7443
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...ist ja nicht zu fassen
...den hätte ich an Ort und Stelle mit einem ordentlichen Ar....tritt abgefertigt
egal wer das ist und was der da alles darf
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...geguckt wird mit den Augen, nicht mit den Fingern!
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BID = 450381
cholertinu Inventar
     
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Schau an...
Unser Primus hat einen eigenen Rang erhalten
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