Altes Wählscheibentelefon (vorsicht, viele Bilder!)

Im Unterforum Historische Technik - Beschreibung: Geräte, Bauteile, Installationen aus alter Zeit.

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Autor
Altes Wählscheibentelefon (vorsicht, viele Bilder!)

    







BID = 364426

Deneriel

Schriftsteller



Beiträge: 981
Wohnort: Westmünsterland
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Nabend...

Heute kam ein Kollege ins Büro und drückte mir das Gerät unten in die Hand. Seine Frau habe das auf nem Flohmarkt ersteigert und wollte es gerne benutzen (sic!)
Da ich ja nett (und außerdem technikbegeistert) bin habe ich mal einen Blick hineingeworfen.
Als Hersteller ist "Tefag" angegeben, damit kann ich aber nicht besonders viel anfangen. Es ist wie man sieht für Wandmontage ausgelegt.
Das Ding will ich jetzt schon aus Eigeninteresse restaurieren

Auf Anhieb fiele mir auf daß dort wohl ein paar Schrauben und ein Kondensator fehlen.
Außerdem ist die Leitung zum Hörer völlig vergammelt (Gummi- und Stoffisoliert) und wechselt bei Bewegungen ihren Widerstand zwischen 600 und 6k Ohm.
Die Drähte innen sind ebenfalls stoffisoliert, aber in gutem Zustand (nicht bröselig, etc)

Also nun meine Fragen:
- Kennt jemand diesen Gerätetyp?
- Welchen Wert müsste ein Ersatzkondensator haben?
- Was für ein Ding ist dieses kleine stehende Teil mitten drin mit den 3 Anschlüssen das im Schaltplan mit Wi bezeichnet wird? Eine alte Form eines Gleichrichters, Diode, oder sowas?
- Wo bekommt man eine historisch aussehende Ersatzschnur für den Hörer her? moderne Materialien ambientig umsponnen wären ebenfalls völlig in Ordnung dafür

Nu die Bilder:
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BID = 364453

Mr.Ed

Moderator



Beiträge: 36187
Wohnort: Recklinghausen

 

  

Das Gerät ist auf alle Fälle ein Vorkriegsmodell, danach gab es nämlich die Firma Tefag nicht mehr.
Aufgrund des Nummernschalters vermute ich 20er bis 30er Jahre.
Ab dem W38 (1938) gab es nämlich geänderte Nummernschalter mit dem bis heute üblichen, größeren Abstand zwischen der 1 und dem Anschlag. Dadurch wird verhindert das man die 1 zweimal kurz hintereinander wählen kann, das würde dann vom Wähler im Amt als 2 erkannt.

Kannst du das Schaltbild mal einscannen oder neu zeichnen? Auf dem Foto kann man nichts erkennen.

Was die Handapparatleitung angeht, da könntest du die vom W48 nehmen. Das Gerät wird ja immer noch produziert, Ersatzteile sind daher, sowohl für alte W48 als auch für die aktuellen, problemlos zu bekommen.

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Für Schäden und Folgeschäden an Geräten und/oder Personen übernehme ich keine Haftung.
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[ Diese Nachricht wurde geändert von: Mr.Ed am 29 Aug 2006 19:29 ]

BID = 364594

Deneriel

Schriftsteller



Beiträge: 981
Wohnort: Westmünsterland
ICQ Status  

Bittesehr, ich hab den Plan ein wenig gephotoshoppt um ihn lesbarer zu machen (klar, da wäre noch mehr gegangen, wenn man sich denn mit dem Programm besser auskennen würde )

Bild eingefügt

Kannst du einen Laden empfehlen der Ersatzteile für das W48 führt bevor ich selbst anfange zu suchen?

BID = 364596

Tom-Driver

Inventar



Beiträge: 8792
Wohnort: Berlin-Spandau
Zur Homepage von Tom-Driver


Zitat :
Was für ein Ding ist dieses kleine stehende Teil mitten drin mit den 3 Anschlüssen das im Schaltplan mit Wi bezeichnet wird?


Das scheint ein Drahtwiderstand mit den 2 Werten 400 und 1600 Ohm zu sein. Miß doch mal nach.


Gruß, Tom.

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BID = 364600

Deneriel

Schriftsteller



Beiträge: 981
Wohnort: Westmünsterland
ICQ Status  

Jup, das isses, die Werte kommen auch hin.

Jetzt muß ich aber mal mein Gedächtnis auffrischen:
Liege ich da richtig, daß vom Amt am konventionellen Telefonanschluss eine Gleichspannung angelegt wird (zwischen 40 und 60V)? Bei Aufgelegtem Hörer ist zwischen die Anschlüsse a und b ein Kondensator mit der Glocke in Reihe geschaltet. Der Kondensator wirkt für den Gleichstrom wie ein Widerstand nachdem er sich aufgeladen hat.
Zum Klingeln wird nun eine Wechselspannung auf die Leitung gegeben, der Kondensator kann sich umladen und die Glocke läutet.

Beim Abnehmen wird dann der Kondensator mittels dem Gabelkontakt weggeschaltet. Die Sprache wird über die Mikrophonkapsel und eine kleine Spule ähnlich wie eine "Störung" auf die Gleichspannung vom Amt aufmoduliert. Die so modulierte Gleichspannung wird durch einen Übertrager gejagt, wobei der Gleichspannungsanteil ausgefiltert wird und der Wechselspannungsanteil über eine 2. Spule wie in einem Trafo auf den Lautsprecher geführt.

Habe ich das Prinzip so verstanden?

Im Schaltplan vom W48 ist ein Kondensator mit 1µF Kapazität und ein Läutwerk mit 2x300 eingezeichnet. Ich vermute mal daß damit der Widerstand gemeint ist.
Der Widerstand des Läutwerkes in diesem Objekt beträgt tatsächlich gut 2x500 Ohm. Wäre also ein etwas kleinerer Kondensator mit ausreichender Spannungsfestigkeit geeignet? (z.b. 0.68µF ,100V)


[ Diese Nachricht wurde geändert von: Deneriel am 30 Aug 2006 10:47 ]

BID = 364616

Trumbaschl

Inventar



Beiträge: 7574
Wohnort: Wien

Also zumindest in Österreich ist die Ruhespannung kleiner, bei mir gemessene 24V DC. Nachdem Telefongeräte problemlos in beiden Ländern funktionieren, nehme ich einmal an, daß das in D gleich ist. 40-60V ist die sog. Weckerwechselspannung.

Hat der Apparat derzeit keinen Kondensator? Am Schaltplan kann ich leider zu wenig erkennen, an sich wirkt er ganz vertraut für alte Telephonapparate, sogar die Bezeichnungen der Bauteile sind weitgehend mit dem des österr. W48 ident.

Der Kondesnator wirkt für DC nicht wie ein Widerstand, sondern "sperrt" einfach wenn er aufgeladen ist. Für die Wechselspannung hingegen ist er ein Widerstand, daher kann ein Wechselstrom über den Kondensator fließen.

Mit dem Übertrager hast du soweit ich das sehe recht.

Alle Telephonkondensatoren die ich kenne, haben eine Spannungsfestigkeit von 200V DC, also Vorsicht!

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"Und dann kommen's zu ana Tür da steht oben "Eintritt verboten!" und da miaßn's eine!"

BID = 364652

Deneriel

Schriftsteller



Beiträge: 981
Wohnort: Westmünsterland
ICQ Status  

Nein, derzeit ist kein Kondensator enthalten, aber an der Stelle von Befestigungslöcher für einen Kondensator wären (eines noch mit Schraube) hängen ein paar Strippen wild in der Gegend rum. Laut Schaltplan gehört der da hin.

Kondensatoren mit der Spannungsfestigkeit muß ich sowieso besorgen, daher wäre nun die Kapazität interessant.
Bedeutet das die 2 auf dem Schaltplan 2µF oder muß ich raten? Meine Überlegung ging dahin: Höherer Widerstand der Glocke (im Vergleich mit dem W49) -> geringerer Strom bei gleicher Spannung -> kleinerer Kondensator.

BID = 364728

Mr.Ed

Moderator



Beiträge: 36187
Wohnort: Recklinghausen

W48 Teile gibt es beim Hersteller der Geräte, der Fa. Reiner.

http://www.telefonmanufaktur.de/



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BID = 364969

Deneriel

Schriftsteller



Beiträge: 981
Wohnort: Westmünsterland
ICQ Status  

Sodele...

Mit ein paar Folienkondensatoren versehen klingelt es schonmal wieder einwandfrei.

BID = 367346

GeorgS

Inventar



Beiträge: 6450

Hallo Trumbaschl,
die Leerlaufspannung der Schleifenstromquelle ist
bei der deutschen Telekom etwa 60 Volt.
24 Volt sind üblich bei Nebenstellenanlagen.
Ich gehe davon aus, daß das auch in
Österreich so ist, zumal die Rufwechselspannung
nach deiner Messung mit der im Reich übereinstimmt.
Für Deneriel:
Das Teil Wi mit den "Füßen" ist der Wecker intern,
Die Wählscheibe heißt unter Kennern "Fingerlochscheibe"
sie dient zum bedienen des "Nummernschalters". :=)
Gruß
GeorgS


BID = 367352

perl

Ehrenmitglied



Beiträge: 11110,1
Wohnort: Rheinbach


Zitat :
GeorgS hat am  7 Sep 2006 13:06 geschrieben :

...die Leerlaufspannung der Schleifenstromquelle ist
bei der deutschen Telekom etwa 60 Volt. ...

Genauer gesagt "war".
Als sie vor 10 Jahren oder so anfingen TAE-Dosen zur Selbstmontage unters Volk zu bringen, haben sie die Spannung ganz diskret auf knapp 50V (48V ?) abgesenkt, sonst hätten die Laien ja nicht dranrumschrauben dürfen.



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Haftungsausschluß:



Bei obigem Beitrag handelt es sich um meine private Meinung.



Rechtsansprüche dürfen aus deren Anwendung nicht abgeleitet werden.



Besonders VDE0100; VDE0550/0551; VDE0700; VDE0711; VDE0860 beachten !

BID = 367369

Woscit

Stammposter



Beiträge: 223

So ungern ich Perl widerspreche (und das ist nicht ironisch gemeint), habe ich auch zu Zeiten, als Selbstmontage-TAEn längst üblich waren deutlich höhere Spannungen gemessen. Zumindest, wenn ISDN aufgeschaltet ist, waren es so knapp 90 Volt.

Ich denke, die Gefahr für den Menschen ist wegen des hohen Innenwiderstands der Quelle gering, oder?

BID = 367377

GeorgS

Inventar



Beiträge: 6450

Hallo Perl und Woscit,
60 Volt habe ich mal vor langer Zeit gemessen,
diese Spannung war ohnehin übertrieben.
Als das Netz noch teilweise aus Freileitungen
bestand und einzelne Anschlüsse kilometerlange
Leitungen hatten, war das sinnvoll.
Da der Schleifenstrom bei ca 20 mA liegt,
war Herabsetzung auf 48 Volt wohl angesagt.
Bei ISDN sieht alles anders aus.
Ich selbst habe ca. 100 Volt gemessen,
aber beim Versuch, den Schleifenstrom zu messen,
war die Stromquelle weggeschaltet.
Der Schleifenstrom ist evtl sehr gering, bei Schluß
wird möglicherweise abgeschaltet.
Vermutlich dient die Stromschleife nur noch der
Pflege der Klemmen, Schalter- und Relaiskontakte,
soweit noch vorhanden und nat. zur Speisung des NTBA.
Gruß
Georg

[ Diese Nachricht wurde geändert von: GeorgS am  7 Sep 2006 14:51 ]

BID = 367450

Trumbaschl

Inventar



Beiträge: 7574
Wohnort: Wien


Zitat :
24 Volt sind üblich bei Nebenstellenanlagen.
Ich gehe davon aus, daß das auch in
Österreich so ist, zumal die Rufwechselspannung
nach deiner Messung mit der im Reich übereinstimmt.

Stimmt, war hinter einer kleinen Nebenstellenanlage gemessen.

Die Weckerwechselspannung habe ich auch mal experimentell bestätigt... an einem Trafo mit 37V AC (gemessen) funktionieren die alten Dinger schon ganz solide.

Ich schätze W48 und ähnliche Apparate extrem - es kann de facto fast nichts kaputtgehen, und selbst wenn, die meisten Ersatzteile gibt es.

Ich mein was ist da drin? DIe österreichische Version hat: einen Kondensator, den Übertrager, Mikrophon- und Hörkapsel (erstere ist noch der anfälligste Teil, leider bin ich mir bei deutschen Ersatzteilen weder mechanisch noch elektrisch sicher ob die passen, die Form des Mundstücks ist eindeutig anders als beim deutschen W48), Gabelumschalter, Nummernschalter, Wecker und einiges an Leitung.

In der Teilanschlußversion kommt dann noch heute nicht mehr benötigtes Zeug wie Erdtaste und Schauzeichen dazu.
Aber mehr ist da nicht drin...

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BID = 367463

perl

Ehrenmitglied



Beiträge: 11110,1
Wohnort: Rheinbach


Zitat :
Woscit hat am  7 Sep 2006 14:02 geschrieben :

So ungern ich Perl widerspreche (und das ist nicht ironisch gemeint), habe ich auch zu Zeiten, als Selbstmontage-TAEn längst üblich waren deutlich höhere Spannungen gemessen. Zumindest, wenn ISDN aufgeschaltet ist, waren es so knapp 90 Volt....
Ich sehe da keinen Widerspruch.
Die Betriebsspannung der analogen Anschlüsse war früher 60V und wurde in den 90er Jahren, möglicherweise bei der Einführung der Tonwahl- und/oder ISDN-fähigen Vermittlungen, reduziert.

Daß die Versorgungspannung bei ISDN viel höher ist, ist auch mir schon lange bekannt.
Ich habe noch nicht den Kurzschlussstrom oder die U/I Charateristik gemessen oder eine entsprechende TR gesehen, aber ich nehme stark an, daß zur Vermeidung von Personenschäden der Strom anders begrenzt wird, als zu früheren Zeiten, in denen dafür ausschließlich Ohm'sche Widerstände verantwortlich waren.



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