Allgemeine Fragen zum Transformator

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Allgemeine Fragen zum Transformator
Suche nach: transformator (1302)

    







BID = 407040

ffeichtinger

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Beiträge: 1050
Wohnort: Traunkirchen im Salzkammergut
 

  


Hallo

Ich hab hier mal ein paar allgemeine Fragen zum Transformator:

In der Schule lernt man ja nur, dass das Verhältnis der Windungen das Verhältnis der Spannungen bestimmt (theoretisch). Und auch das Verhältnis der Stromstärken, die Leistung ja konstant bleibt (theoretisch). So weit so klar.

Nun hört man aber auch, dass ein angeschlossener Transformator im Leerlauf sich wie eine Spule verhält. Wie ist das aber nun unter Last? oder Halblast? Fällt da diese Induktivität wieder weg? Oder bleibt sie? (das wär meine Theorie) Wie groß ist diese Induktivität nun? So groß wie die erste Spule samt Kern? oder auch noch die zweite Spule?

Auch habe ich gehört dass der Wirkungsgrad des Trafo's mit der Frequenz steigt. (Schaltnetzteil) Warum?

Das wär fürs erste alles, aber vielleicht fällt mir noch was ein?

Danke

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BID = 407063

caes

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Beiträge: 473

 

  

Hallo ffeichtinger,

tja, der Trafo, das unbekannte Wesen.

Mal sehen...

>In der Schule lernt man ja nur, dass das Verhältnis der Windungen das Verhältnis der Spannungen bestimmt (theoretisch). Und auch das Verhältnis der Stromstärken, die Leistung ja konstant bleibt (theoretisch). So weit so klar.

Diese Gesetze gelten für den sog. idealen Übertrager, also einen Trafo ohne Leistungsverluste. Ein realer Trafo kann natürlich niemals beide Gesetze zugleich erfüllen, aber im Leerlauf stimmt es sehr gut für die Spannungen (Spannungswandler) und im Kurzschlussfall für die Ströme (Stromwandler).


>Nun hört man aber auch, dass ein angeschlossener Transformator im Leerlauf sich wie eine Spule verhält.

Fast. Es fließt der Magnetisierungsstrom, der der Spannung um bis zu 90 Grad nacheilt. Dieses Verhalten entspricht einer RL-Schaltung.


>Wie ist das aber nun unter Last? oder Halblast? Fällt da diese Induktivität wieder weg? Oder bleibt sie? (das wär meine Theorie) Wie groß ist diese Induktivität nun? So groß wie die erste Spule samt Kern? oder auch noch die zweite Spule?

Das Verhalten unter Last beschreibt man mit dem T-Ersatzschaltbild. In der Horizontalen liegen dann zwei Widerstände und zwei Längsinduktivitäten und dazwischen (nach Masse) eine RL-Parallelschaltung. Dabei ist noch zu beachten, dass die sekundärseitigen Werte mit dem Faktor ü anzupassen sind.

Die Praxis folgt dieser Theorie sehr gut, solange das Eisen nicht in Sättigung geht. (Dann würden Widerstände zu Funktionen der Ströme).

Die jeweiligen Werte bekommt man mit ein paar einfachen Messungen heraus.


>Auch habe ich gehört dass der Wirkungsgrad des Trafo's mit der Frequenz steigt. (Schaltnetzteil) Warum?

Stell Dir einen 1:1-Übertrager im Leerlauf vor. u1 verursacht einen Magnetisierungsstrom i1 und dieser einen magnetischen Fluss Phi, der die Spannung u2 induziert. Das gilt für jede Frequenz.

Erhöht man f, so nehmen i1 und Phi ab, bei allerdings GLEICHEM u2. Man kann also die gleiche Spannung u2 mit weniger magnetischem Fluss induzieren. Das geht deshalb, weil dPhi/dt gleich bleibt. Also kommt man mit weniger Magneteisen aus. Weniger Phi und weniger Magneteisen dezimiert die Hysterese- und Wirbelstromverluste. Darum verbessert sich der Wirkungsgrad.

Ich hoffe, es ist nun etwas klarer.



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BID = 407181

Brizz

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Beiträge: 386
Wohnort: Rheine

Wenn man an einen Trafo sekundär nichts anschließt, wirkt er primärseitig wie eine Spule, weil er die Energie, die er beim Aufmagnetisieren gespeichert hat, bei fallender Spannung wieder an das Netz abgibt.

Wenn man sekundärseitig einen Widerstand anschließt, wird dort Energie verheitzt, das heißt, der Trafo gibt die Energie, die er bei der Aufmagnetisierung aufgenommen hat, nicht vollständig an das Netz zurück.

Primärseitig wirkt sich das so aus, als ob die Induktivität kleiner wird, und das zu dieser kleineren Induktivität noch ein Widerstand in Reihe geschaltet wird. Der Scheinwiderstand dieser "Reihenschaltung" ist dabei kleiner, als der Blindwiderstand des unbelasteten Trafos.

Wenn man mit einem Trafo Energie übertragen will, muss man ein Wechselfeld erzeugen, d.h. es wird ständig ein Magnetfeld auf- und abgebaut. Die Energie des Magnetfeldes ist 0.5*L*I*I. Von dieser Energie kann man mit Hilfe einer Sekundärspule einen Teil abnehmen. Die magnetische Energie, welche ein Eisenkern aufnehmen kann ist begrenzt. Damit ist die Energie, die man pro Ummagnetisierung entnehmen kann, auch begrenzt. Wenn man nun pro Ummagnetisierung eine gewisse Portion Energie übertragen kann, dann wird die übertragbare Leistung um so größer, je öfter ummagnetisiert wird.
Eine höhere Frequenz erhöht nicht unbedingt den Wirkungsgrad, sorgt aber dafür, dass bei gleicher Kernmasse, eine größere Leistung übertragen werden kann.

BID = 407221

caes

Stammposter



Beiträge: 473

Hallo Brizz,

>Die Energie des Magnetfeldes ist 0.5*L*I*I.

bei Gleichstrom. Aber welcher Trafo wird damit betrieben?



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BID = 407308

ffeichtinger

Schreibmaschine



Beiträge: 1050
Wohnort: Traunkirchen im Salzkammergut

Erstmal vielen Dank für die große Menge an Antworten!

Jetzt noch ein paar Frage:

Wenn ich die Wicklungszahlen an primär und sekundär Seite erhöhe, deren Verhältnis aber beibehalte, müsste der Trafo doch einen besseren Wirkungsgrad haben, oder? aber warum? gibt es da ein Optimum?

Zum Thema Frequenz: In wie fern steigt dann der Wirkungsgrad? oder sinkt er? Bei höheren Frequenzen müssten die Hysterese Verluste doch größer sein, oder?


Der Wirkungsgrad eines Transformators ist um so größer je:

* mehr Querschnitt der Eisenkern hat
* mehr Windungen er hat (bei gleichem Verhältnis)
* höher die Frequenz(?)
* größer der Leiterquerschnitt

ist das richtig?

PS: ein Trafo ist also nicht so primitiv wie einem in der Schule weis gemacht wird.

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BID = 407353

caes

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Beiträge: 473

Ahoi,

>Wenn ich die Wicklungszahlen an primär und sekundär Seite erhöhe, deren Verhältnis aber beibehalte, müsste der Trafo doch einen besseren Wirkungsgrad haben, oder? aber warum?

Der Trafo hat auch Kupferverluste. Diese steigen natürlich an, wenn man mehr Wicklungen verbaut.


>gibt es da ein Optimum?

ja, sicherlich, bei solchen Dimensionierungen geht es immer um technische oder finanzielle Optima.


>Zum Thema Frequenz: In wie fern steigt dann der Wirkungsgrad? oder sinkt er? Bei höheren Frequenzen müssten die Hysterese Verluste doch größer sein, oder?

Wenn man gleiche Durchflutung benötigen würde ja. Aber diese und damit B sinkt ja gerade reziprok-proportional zur Frequenz. Anders gesagt, die Hysterekurve wird zwar öfter durchlaufen, aber sie ist kleiner! Diese beiden Effekte heben sich also zumindest teilweise auf.

Ähnliches gilt für die Wirbelstromverluste. Ich vermute allerdings, hier schlägt die bei Frequenzerhöhung geminderte Masse an verbautem Eisen noch extra positiv zu Buche.

Faustregel ist jedenfalls für die Eisenverluste: Wenn man den Wirkungsgrad über das Eisen verbessern will, dann geht das vor allem über den Werkstoff!


>* mehr Querschnitt der Eisenkern hat

Auch das gilt nicht automatisch. Große Querschnitte bedeuten ja auch viel Kupfer (Kupferverluste).


* mehr Windungen er hat (bei gleichem Verhältnis)

Umgekehrt.


* höher die Frequenz(?)

S. o.


* größer der Leiterquerschnitt

Grundsätzlich ja. Aber auch hier gibt es Gegeneffekte. Wenn man hohe Querschnitte verbaut, werden die Wicklungspakete dick. Dadurch entstehen Streufelder (Feldlinien, die außerhalb des Eisens verlaufen). Diese benötigen einen Extra-Magnetisierungsstrom (Kupferverluste!) Bei hohen Frequenzen bewirken diese Streufelder außerdem einen Leistungsverlust in Gestalt abgestrahlter elektromagnetischer Wellen.


>PS: ein Trafo ist also nicht so primitiv wie einem in der Schule weis gemacht wird.

Da sagst Du etwas sehr Wahres. Genau das dachte ich auch schon oft. Das Ding sieht so einfach aus, aber es steckt sehr viel Know-How drin.

Man kann oft nicht einfach den Einfluss eines Parameters isoliert betrachten, weil sich vieles gegenseitig beeinflusst. Da muss man dann jeweils im Einzelfall sehen, welcher Effekt die stärkste Auswirkung hat. Die Ingenieurskunst ist da allerdings schon sehr gut entwickelt, wenn man an den doch sehr guten Wirkungsgrade von Leistungstransformatoren denkt (ca. 99,5%). Wenn alle Maschinen so gut wären, das wär ja der reinste Energiehimmel.

Es gibt noch einen Formelbeweis mit folgendem interessanten Ergebnis: Der Wirkungsgrad eines Trafos ist immer dann optimal, wenn man ihn so dimensioniert, dass Eisen- und Kupferverluste gleich groß sind. Dabei spielen die Auslastungsgrade eine Rolle. Das heißt, ein Trafo hat bei verschiedenen Strömen unterschiedliche Wirkungsgrade, so dass man bei der Entwicklung auch ein Auge auf den Einsatzzweck haben muss.





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BID = 407361

ffeichtinger

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Du sagst also der Wirkungsgrad eines Transformators ist umso kleiner je mehr Windungen er hat? Das würde aber umgekehrt bedeuten, dass der Wirkungsgrad mit abnehmender Windungszahl stets zunimmt!! d.h. ein idealer Trafo bestünde aus 2 kurzen nebeneinander gelegten Kupferstäben mit einem Eisenmantel rundherum

Ich weis, man soll nicht immer in Extremen denken, aber irgendwas kann da nicht so ganz stimmen.

Jedenfalls danke, dass du meine Fragen so geduldig beantwortest!

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BID = 407376

caes

Stammposter



Beiträge: 473

Nabend,

>Du sagst also der Wirkungsgrad eines Transformators ist umso kleiner je mehr Windungen er hat?

ja, innerhalb *gewisser* Grenzen ist das tatsächlich so, aber das ist noch nicht alles.


>Ich weis, man soll nicht immer in Extremen denken, aber irgendwas kann da nicht so ganz stimmen.

Jawoll. Das Problem hierbei ist die zu geringe Hauptinduktivität (im T-Schaltbild die nach Masse geschaltete, L steigt mit N). Diese begrenzt durch ihren induktiven Widerstand den Leerlaufstrom. Fehlende Induktivität führt mehr oder weniger zu einem Kurzschluss. Ein solches Gebilde ließe sich darum gar nicht ans Netz anschließen. Fazit: Man kann eine Mindestanzahl an Windungen primärseitig nicht unterschreiten.


>Jedenfalls danke, dass du meine Fragen so geduldig beantwortest!

Bitte schön und danke für die Anerkennung. Eine Hand wäscht die andere. Ich hab hier auch schon manches gelernt.



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