Lotpest (was ist hier passiert und wie gehe ich vor?)

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Autor
Lotpest (was ist hier passiert und wie gehe ich vor?)

    







BID = 1080257

Ltof

Inventar



Beiträge: 9268
Wohnort: Hommingberg
 

  


Moin,

es handelt sich hier um den Vorverstärker einer halbakustischen Gitarre (Yamaha APX-7), aber das nur am Rande, denn das Problem ist m.E. grundsätzlicher Art. Sowas hab ich noch nie gesehen.

Mittlerweile haben sich drei der SMD-Elkos verabschiedet. Das Lot sieht seltsam aus - und das nur bei den Elkos! Alle anderen Lötungen sehen vernünftig aus. In Anlehnung an "Zinkpest" nenne ich das "Lotpest". Kennt das jemand und was ist die Ursache?

Erst dachte ich an Elektrolyse, aber das kann nicht sein. Da ist sich das Lot anscheinend in sich selbst uneinig.

Wie verhindere ich, dass das nach Reparatur wieder auftritt? Ich will alle Pads (mehrfach) neu verzinnen und mit Entlötlitze entlöten und hoffe, dass es dann länger hält. Nehme ich dafür besser bleihaltiges oder bleifreies Lot?

Danke und Gruß,
Ltof




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„Schreibe nichts der Böswilligkeit zu, was durch Dummheit hinreichend erklärbar ist.“
(Hanlon’s Razor)

BID = 1080258

Mr.Ed

Moderator



Beiträge: 36034
Wohnort: Recklinghausen

 

  

Da sind die Elkos ausgelaufen. Mit Glück ist die Platine darunter noch nicht zerfressen.
Runter mit dem Müll, altes Zinn weitgehend entfernen, Platine reinigen und neue Elkos drauf.


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-=MR.ED=-

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Für Schäden und Folgeschäden an Geräten und/oder Personen übernehme ich keine Haftung.
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BID = 1080259

Jornbyte

Moderator



Beiträge: 7074

Ich sag auch das die Elkos ausgelaufen sind. Sowas habe ich auch schon bei 10 Jahren alten Geräte gesehen.

_________________
mfg Jornbyte

Es handelt sich bei dem Tipp nicht um eine Rechtsverbindliche Auskunft und
wer Tippfehler findet, kann sie behalten.

BID = 1080261

driver_2

Moderator

Beiträge: 11933
Wohnort: Schwegenheim
ICQ Status  

Einige wenige Motor ECU der ersten Lexus LS400 hatten das auch... habe schon einige gelötet.



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VDE Sicherheitsregeln beachten !Haftungsausschluß:
Bei obigem Beitrag handelt es sich um meine private Meinung.
Rechtsansprüche dürfen aus deren Anwendung nicht abgeleitet werden.
Wer absolut keine Ahnung hat rufe eine Elektrofachkraft !
Diskussionen über Ersatzteilpreise sinnlos, interessiert mich nicht.
Antwortuhrzeiten: irgendwo zwischen 9-21 Uhr

BID = 1080264

Ltof

Inventar



Beiträge: 9268
Wohnort: Hommingberg

Vielen Dank für die Antworten!

Inzwischen bin ich über den Umweg "Zinkpest" auf die Begriffe "Zinnpest" und "Zinnfraß" gestoßen. Manche verwenden die Begriffe synonym, anscheinend sind es aber verschiedene Phänomene:


Zitat :
Zinnpest ist eine allotrope Umwandlung von Zinn, die Gegenstände aus Zinn zerstört.

Sie ist zu unterscheiden vom Zinnfraß, einem durch Einschlüsse aggressiver Stoffe in die Oberfläche entstehenden chemischen Korrosionsprozess. Zinnpest ist ebenfalls nicht verwandt mit der Zinkpest, einem Korrosionsprozess des Zinks. ...


( https://de.wikipedia.org/wiki/Zinnpest )

Ausgelaufene Elkos als Ursache für Zinnfraß will ich nicht ganz ausschließen, aber eigentlich ist mir das Schadbild zu gleichmäßig dafür und konsequent nur an den Lötungen dieser Elkos.

Blei in der Legierung soll Zinnpest verhindern. Die Elektronik ist von '92, da ist bleifrei eher unwahrscheinlich. Vielleicht eine Wechselwirkung zwischen dem Lot und dem Material der Anschlüsse der Elkos?

Interessant, der Lexus stammt aus der gleichen Zeit!

driver_2, hast Du ein spezielles Vorgehen und Langzeiterfahrungen?

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BID = 1080267

BlackLight

Inventar

Beiträge: 5219


Zitat : Ltof hat am 29 Mär 2021 09:34 geschrieben :
Vielleicht eine Wechselwirkung zwischen dem Lot und dem Material der Anschlüsse der Elkos?
Wurde der Verstärker viel bewegt? (Drinnen <-> Draußen?)
Könnte mir ja gut vorstellen, dass die Alubecher wegen der Wärmeleitfähigkeit gut Kondenswasser anziehen.
Weiß aber ehrlich gesagt nicht mehr wie abgesoffene Blei-Lötstellen ausschauen.

BID = 1080268

Mr.Ed

Moderator



Beiträge: 36034
Wohnort: Recklinghausen

Da braune Zeig ist definitiv Elektrolyt. Das graue könnte ein anderes Elektrolyt sein das da kristallisiert ist.
Der unbedruckte Elko oben rechts scheint ein anderer Typ zu sein und hat dieses Problem nicht.
Wie auch immer, runter mit dem Müll, reinigen, neu bestücken.


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BID = 1080270

Ltof

Inventar



Beiträge: 9268
Wohnort: Hommingberg

Das graue Zeug ist das Lot, das seinen Zustand geändert hat. Es wirkt wie aufgeschäumt und ist bröselig. Der "oben rechts" hat das Problem auch.

An Korrosion durch Feuchtigkeit dachte ich zuerst auch. Aber dafür ist der Zustand der restlichen Elektronik optisch zu gut.

Es ist übrigens der Vorverstärker in der Gitarre. Temperaturwechsel hat die durch Transport usw. natürlich auch schon erlebt.

Natürlich werden die Elkos alle erneuert bzw. die kleinsten (100n, 220n) durch Folienkondensatoren ersetzt. Die drei verlorenen Elkos konnten inzwischen anhand des Servicemanuals zugeordnet werden.

Gestern bei der Recherche bekamen wir heraus, dass andere das Problem auch hatten und nach und nach die Elkos verloren gehen.




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BID = 1080271

IceWeasel

Moderator

Beiträge: 2347

Sowas ähnliches hatte ich mal mit unbekanntem Lot erlebt, das Flußmittel trat als braune kochende Soße aus dem Lot und das matschige Lot hat Blasen geschmissen.
Die Elkos werden ihren Teil dazu abgesondert haben.

Nachgelötet wurde das zuvor aber nicht von jemandem?

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Wenn's kracht und zischt, war das nüscht!

Ich bin kein Berufsgutmensch - ich bin nur zivilisiert und weiß, mich zu benehmen.

BID = 1080279

Ltof

Inventar



Beiträge: 9268
Wohnort: Hommingberg


Zitat :
IceWeasel hat am 29 Mär 2021 16:28 geschrieben :

Nachgelötet wurde das zuvor aber nicht von jemandem?

Das kann ich ausschließen.

Inzwischen hab ich ein paar Lötpads leidlich freigekratzt. Die lassen sich kaum benetzen, sind aber immerhin noch vorhanden. Ich muss mir einen Glasfaserradierer besorgen. Beim Rumhantieren sind noch zwei Elkos freiwillig abgehauen.

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BID = 1080286

perl

Ehrenmitglied



Beiträge: 11110,1
Wohnort: Rheinbach


Zitat :
Ltof hat am 29 Mär 2021 20:18 geschrieben :


Zitat :
IceWeasel hat am 29 Mär 2021 16:28 geschrieben :

Nachgelötet wurde das zuvor aber nicht von jemandem?

Das kann ich ausschließen.

Einen bereits erfolgten Austausch schadhafter Elkos und nachfolgende Reinigung hatte ich allerdings auch angenommen, weil nur sehr wenig blaues Kupfersalz zu sehen ist, welches sich bei anliegender Betriebsspannung durch den Angriff des Elektrolyten auf die Leiterbahnen bildet.

Ansonsten sieht das schon nach elektrochemischer Korrosion aus. Diese benötigt nicht unbedingt eine externe Stromquelle, sondern auch mikroskopisch kleine Lokalelemente des Lotes (Pb-Sn-Eutektikum) mit Kupfer können in Verbindung mit dem gut leitenden Elektrolyten den benötigten Strom liefern.
Kupfer ist edler als Zinn ist edler als Blei.
Der Bleianteil in einer solchen Kombination wird vom Elektrolyten also in jedem Fall angegriffen, das Zinn nur, wenn auch Kupfer zugegen ist.

Besonders habe ich die Elkos mit der gelben Folie um den Bauch im Verdacht. Von derartigen SMD-Elkos musste ich vor Jahren einen ganzen Gurt entsorgen, weil alle -noch orginalverpackt-, nach ein paar Jahren Lagerung im eigenen Saft schwammen.

P.S.:
Meine defekten Elkos dürften hiervon https://de.wikipedia.org/wiki/Capacitor_Plague betroffen gewesn sein. Da hat das durch die Auflösung des Aluminiums entstehende Wasserstoffgas den Elektrolyten herausgedrückt.

Ob die Elkos deines Gitarrenverstärkers auch in das dort beschriebene Zeitfenster fallen, weiss ich nicht.




[ Diese Nachricht wurde geändert von: perl am 29 Mär 2021 23:37 ]

BID = 1080290

Mr.Ed

Moderator



Beiträge: 36034
Wohnort: Recklinghausen

Diese benötigt nicht unbedingt eine externe Stromquelle, sondern auch mikroskopisch kleine Lokalelemente des Lotes (Pb-Sn-Eutektikum) mit Kupfer können in Verbindung mit dem gut leitenden Elektrolyten den benötigten Strom liefern.

Und bei 2% Cu in einigen Loten ist alles dafür vorhanden.

Auslaufende SMD-Elkos gab es auch schon vor den massenweisen Ausfällen. Sony hatte da z.B. große Probleme mit. Es wird daher wohl kaum ein Video 8 Gerät geben, das noch funktioniert.

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BID = 1080297

Ltof

Inventar



Beiträge: 9268
Wohnort: Hommingberg

Ist übrigens nicht meine Gitarre. Sie ist in Erstbesitz und es wurde nicht daran rumgebastelt. Ursprünglich wurde sie gelegentlich elektrisch benutzt und nun soll das wieder gemacht werden. Dazu muss sie erst mal wieder funktionieren. Jahrzehnte war keine Batterie eingesetzt. Der Verstärker ist ausgebaut und kann nun in aller Ruhe instandgesetzt werden.

Die im Wikipedia-Artikel (was für ein Roman!) beschriebenen Geschichten sind zehn Jahre jünger als die Gitarre.

Die Baugruppe ist übrigens beidseitig SMD-bestückt. Auf der anderen Seite sind noch zwei TL062 in SO-8 und viel Hühnerfutter, hauptsächlich 0805 (für '92 ziemlich modern). Die Seite sieht auch noch gut aus. Eine Kontamination der Gegenseite durch offene Durchkontaktierungen und gleichartige Schäden sind nicht zu sehen.

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BID = 1081105

Ltof

Inventar



Beiträge: 9268
Wohnort: Hommingberg

So, das gute Stück funktioniert wieder!

Das war allerdings eine schwere Geburt.

Alle Elkos entfernen, PCB mit Glasfaserpinsel putzen, neue Elkos drauf und dann ging es erst richtig los. Gefühlte 10 mal haben wir den Verstärker ein- und ausgebaut, auf dem Labortisch Fehler gesucht, gefunden, beseitigt, Verstärker eingebaut - nur um dann festzustellen, dass es wieder nicht funktioniert. Leiterbahn-Unterbrechungen, Kurzschlüsse, Wackelkontakte - alles dabei.

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