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Selektivität Hauptzuleitungsabsicherung / Erdungsmaßnahme |
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BID = 787850
diwa73 Neu hier
Beiträge: 43 Wohnort: Rheinland-Pfalz
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Hallo Ihr Lieben,
zunächstmal herzlichen Dank an das Forum und die Moderatoren für die vielen tollen Posts. Habe schon viel Interessantes und Wissenswertes hier gelesen.
Diesmal habe ich jedoch selber zwei Fragen an Euch, die ich bisher noch nicht klären konnte (oder hab' ich's doch nur überlesen?).
Zur Situation:
Es geht um die Sanierung der Elektroinstallation in einem Objekt, das aus zwei Betriebsgebäuden, die ca. 50 Meter voneinander entfernt sind, besteht.
Beide Gebäude sind durch Erdkabel 4x50qmm Kupfer, kupferumspannt, miteinander verbunden.
Ursprünglich wurden diese von einem 15kW-dreiphasen-Dieselgenerator versorgt, mit größtenteils abenteuerlicher Verkabelung, vorzufinden war alles denkbare und undenkbare. Vor ca. 15 Jahren wurde die Anlage dann über ein 2,3km langes Erdkabel (NAYY 4x50qmm) in unverändertem(!) Zustand an das EVU-Netz angeschlossen (wie das passieren konnte, wird sich mir vermutlich nie mehr erschließen).
Der Zähler ist über einen Lasttrennschalter direkt an den EVU-Trafo angeschlossen, dahinter 3x20A Neozed-Sicherung (schon im Kundenbereich), dann die 2,3km Erdzuleitung zum Objekt, dort nochmal 20A-NH-Sicherungen und weiter zu mehreren Unterverteilungen.
Netzform: prinzipiell TN, wegen der langen "dünnen" Zuleitung aber (mittlerweile) lokal als TT ausgeführt.
Alle Unterverteilungen und Endstromkreis sind mittlerweile saniert.
Die ankommende Hauptzuleitung ist (objektseits) mit einem Überspannungsableiter (Typ 2, 3-phasig + Funkenstrecke) und 100mA selektivem FI-Schutzschalter versehen, bevor es zu den UV geht.
Die UV sind ihrerseits jeweils mit 3xC20-Automaten vorabgesichert, alle Endstromkreise ausnahmslos mit 30mA-FI und B10-Automaten für Steckdosenkreise bzw. B6-Automaten für Lichtkreise abgesichert.
Beide Gebäude verfügen über Fundamenterder und (mittlerweile) umfassenden Potentialausgleich.
Jetzt zu meinen Fragen:
1. Um Teilselektivität in der Absicherung der Hauptzuleitung zu erreichen (bisher wie gesagt davor und dahinter 20A-Schmelzsicherungen): Können die NH-Sicherungen objektseits durch SLS E25 und die Diazed-Sicherungen zählerseits durch 25A ersetzt werden? Welche Ideen habt Ihr?
2. Die beiden Gebäude sind wie gesagt mit Erdkabel verbunden, das eine Kupferumwicklung hat, geschätzter Querschnitt der Ummantelung ca. 16qmm. Beide Gebäude (ca. 50m entfernt voneinander) haben Fundamenterder.
Dürfen nicht - können - sollen die beiden Fundamenterder durch die Ummantelung miteinander verbunden werden?
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BID = 787866
TF_tronikfan Stammposter
Beiträge: 372 Wohnort: Stuttgart
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Zitat :
| 1. Um Teilselektivität in der Absicherung der Hauptzuleitung zu erreichen (bisher wie gesagt davor und dahinter 20A-Schmelzsicherungen): Können die NH-Sicherungen objektseits durch SLS E25 und die Diazed-Sicherungen zählerseits durch 25A ersetzt werden? |
Das mit den 20A könnte eng genug sein.
Rechne mit ca 3 Ohm hast Du schon mal den Schleifenwiderstand/Netzinnenwiderstand gemessen?
Zitat :
| 2. Die beiden Gebäude sind wie gesagt mit Erdkabel verbunden, das eine Kupferumwicklung hat, geschätzter Querschnitt der Ummantelung ca. 16qmm. Beide Gebäude (ca. 50m entfernt voneinander) haben Fundamenterder.
Dürfen nicht - können - sollen die beiden Fundamenterder durch die Ummantelung miteinander verbunden werden? |
Zentrale Aussage Potentialausgleich in Ordnung!
Mit dem FI und einer "ordentlichen Verdrahtung" dürfte Schutz vor indirektem Berühren erfüllt sein. Das mit dem Brandschutz musst du eben noch regeln.
Können Deine Leitungen gefahrfrei abbrennen?
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BID = 787913
der mit den kurzen Armen Urgestein
Beiträge: 17434
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Lasttrennschalter 25 A NH >>> SLS 25 A >> Zähler >>> 20 A Neozed = SELEKTIV 20 A Neozed >> LS6 B Selektiv
Achtung ZI messen ob überhaubt bei dieser Länge der Kurzschlussstrom fliesen kann damit die NH Auslösen kann. Ist diese Bedingung erfüllt lösen auch die SLS rechtzeitig aus !
B10 und B16 sind nicht mehr selektiv !
Brandschutz und Personenschutz übernehmen im TT die RCD !!!
Gruß Bernd
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Tippfehler sind vom Umtausch ausgeschlossen.
Arbeiten an Verteilern gehören in fachkundige Hände!
Sei Dir immer bewusst, dass von Deiner Arbeit das Leben und die Gesundheit anderer abhängen!
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BID = 787919
Trumbaschl Inventar
Beiträge: 7574 Wohnort: Wien
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B10 und B13 sind im Überlastfall sehr wohl noch selektiv. Den Kurzschlußfall haben wir in der Planung bezüglich Selektivität nie berücksichtigt.
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"Und dann kommen's zu ana Tür da steht oben "Eintritt verboten!" und da miaßn's eine!"
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BID = 787990
diwa73 Neu hier
Beiträge: 43 Wohnort: Rheinland-Pfalz
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Danke schonmal für die Antworten!
Personen- und Brandschutz ist durch die FI's gegeben. Der Bereich vor dem sel. FI ist durch die örtlichen Gegebenheiten nicht brandgefährdet.
Schleifenwiderstand ist noch nicht gemessen - muß auf jeden Fall vorher noch gemacht und dann erst gerechnet werden. Im Überlastfall (nicht Kurzschluß) würde der SLS E25 jedenfalls etwas "früher" auslösen als jetzt die gL-20A. Fraglich ist also noch, ob die gL-25A im Kurzschlußfall überhaupt möglich sind.
Mir kommt jetzt aber noch was anderes: Die Hauptzuleitung selber ist so ja noch nicht gegen Fehlerströme geschützt (z.B. schadhafte Muffe oder Baggerarbeiten, bei denen nur ein Außenleiter verletzt wird), da der erste FI erst am Ende der Leitung sitzt.
Denkbar wäre, den sel. FI vor die Leitung in den Zählerkasten zu versetzen (unpraktisch, weil zu weit weg) oder dort einen zusätzlichen mit z.B. 300 oder 500mA einzubauen. Kann es dann Probleme mit dem Überspannungsableiter geben? Oder reichen periodische Isolationsmessungen aus? (Dem Baggerfahrer würde das zwar nicht helfen , aber das Kabel ist in den amtlichen Karten eingetragen.)
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BID = 787993
der mit den kurzen Armen Urgestein
Beiträge: 17434
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Nein die SLS sind zu gleichgroßen NH Selektiv das bedeutet ein SLS25 löst vor einer NH 25 aus und eine GL20 vor dem SLS 25 aus
Die Hauptleitung ist durch die NH geschützt.
Für die Auslösezeit von Schmelzsicherungen spielt die Baugröße eine Rolle, eine NH ist thermisch träger als eine Neozed.
Deine Zuleitung ist ja schon vor dem Zähler durch die NH abgesichert und durch die SLS25 A vor dem Zähler. Am Eingang der UV sitzen 20 A Neozed und diese sollen Auslösen nicht die SLS oder die NH.
RCD lösen jedoch schon bei wesentlich kleineren Fehlerströmen aus.
Die Sicherungen übernehmen den Überlast und den Kurzschlussschutz.
Der selektive RCD wartet etwas ehe er Abschaltet um den nachgeschalteten RCD die Möglichkeit zu geben Selektiv abzuschalten. (30mA Selektiver RCD löst nach einem normalem 30mA RCD aus wenn dieser nicht rechtzeitig abschaltet).
Bei mehreren UV,s summieren sich aber die Fehlerströme am selektiven RCD was durchaus auch dazuführen kann da dieser zuerst auslöst.
Die Überspannungsableiter sind eh durch eigene Sicherungen geschützt, und gehören so nah wie möglich an die Last.
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BID = 788019
Trumbaschl Inventar
Beiträge: 7574 Wohnort: Wien
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Zitat :
| Der selektive RCD wartet etwas ehe er Abschaltet um den nachgeschalteten RCD die Möglichkeit zu geben Selektiv abzuschalten. (30mA Selektiver RCD löst nach einem normalem 30mA RCD aus wenn dieser nicht rechtzeitig abschaltet). |
Nein. Laut allen mir bekannten Unterlagen (z.B. Schrack FI-Planungshandbuch, als PDF im Internet verfügbar) sind selektive FIs NICHT slektiv zu A- oder AC-Typen gleichen Nennfehlerstroms, sondern erst bei einem Faktor 3. Gängige Praxis hierzulande ist 0,1A-S und 0,03A AC.
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BID = 788240
diwa73 Neu hier
Beiträge: 43 Wohnort: Rheinland-Pfalz
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@ den Kurzarmigen:
Das unterschiedliche Auslöseverhalten - Trägheit - der NH zu Neozed ist schon klar.
Im vorliegenden Fall ist die Anordnung aber blöderweise umgekehrt. Die Neozed sitzen beim Zähler, während die NH's erst 2,3km weiter in der Gebäudeeinführung sitzen - also genau falsch rum. Da beide auch noch den gleichen Wert (20A) haben, könnte man sich die NH's also eigentlich ganz sparen.
Die Überlegung war, diese NH's durch SLS zu ersetzen, damit im Überlastfall der SLS im Objekt auslöst und nicht die Neozed weit weg.
Die Neozed beim Zähler können nicht ohne weiteres gegen NH ersetzt werden, was ja das sinnvollste wäre, da die Sockel nur vom EVU durch deren Lasttrennschalter (verplombt) spannungsfrei geschaltet werden könnten.
Im Kurzschlußfall in einem Endstromkreis übernehmen die B10- bzw. B6-Automaten die Abschaltung. Tritt der Kurzschluß vor einem Endstromkreis auf, spielt eigentlich keine Rolle, ob die nahe oder entfernte Sicherung auslöst, da die Anlage dann sowieso überprüft und instandgesetzt werden muß.
Wünschenswert wäre nur im Überlastfall, daß das nahe Schutzorgan vor dem entfernten auslöst.
Die Schleifenwiderstandswessung wird vermutlich im Laufe der Woche durchgeführt.
@ Trumbaschl:
Das ist natürlich richtig. Ist im vorliegenden Fall aber auch gegeben: 30mA / [S]100mA = knapp über Faktor 3.
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BID = 788257
Trumbaschl Inventar
Beiträge: 7574 Wohnort: Wien
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Zitat :
diwa73 hat am 25 Sep 2011 22:37 geschrieben :
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@ Trumbaschl:
Das ist natürlich richtig. Ist im vorliegenden Fall aber auch gegeben: 30mA / [S]100mA = knapp über Faktor 3.
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Da hast du völlig recht, Bernd das Brot hat aber von 30mA-S und 30mA-A geredet und DAS ist eben nicht selektiv.
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