Hilfe!!! Sicherungskasten in Thailand

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Autor
Hilfe!!! Sicherungskasten in Thailand

    







BID = 1037999

snowgard

Gerade angekommen


Beiträge: 13
Wohnort: Chonburi
 

  


Hallo,

nachdem ich in unserem Haus ständig beim Anfassen des PC-Gehäuses oder Kühlschrank, .. einen gewischt bekommen habe, habe ich gestern mal den Sicherungskasten geöffnet und war geschockt, das da gar nichts geerdet war.

Die Steckdosen etc. lassen sich jetzt nachträglich auch nur mit einem Riesenaufwand erden, da ich gar keine Kabel durch die Rohre gezogen bekomme.
Es ist alles nur auf Last/Null aufgebaut.

Was kann ich nachträglich trotzdem ändern um zumindest etwas mehr Sicherheit zu bekommen?

1. Sicherungskasten Null bzw. Erde nachträglich mit Erdungskaben und 1 oder 2 Erdstäben (2m lang im Abstand von 2-3m isoliert) verbinden lassen?

2. Den Hauptschalter rausnehmen und stattdessen einen FI-RCBO einbauen lassen?

oder

den Hauptschalter belassen und einen zusätzlichen RCBO einbauen lassen?

Die roten Kabel (2,5mm) sind jedenfalls LAST und die schwarzen NUll (2,5mm).

Es wäre super, wenn Ihr mir weiterhelfen könntet.

























LG aus Thailand

Klaus

BID = 1038000

snowgard

Gerade angekommen


Beiträge: 13
Wohnort: Chonburi

 

  

Details zum RCBO: https://www.lazada.co.th/products/a......html



Details zum Safe-T-Cut: https://www.lazada.co.th/products/s.....rch=1

BID = 1038004

perl

Ehrenmitglied



Beiträge: 11110,1
Wohnort: Rheinbach


Zitat :
war geschockt, das da gar nichts geerdet war.
Das war in D bis zum 2.Wk auch nicht üblich.
Die Gefahr besteht ja hauptsächlich darin, dass man ein geerdetes Metallteil und einen Netzspannung führenden Leiter gleichzeitig berührt.
Die Häuser damals hatten Holzfußböden, und die Radiogeräte meist isolierende Gehäuse aus Holz oder Kunststoff. Zentralheizungen mit ihren geerdeten und berührbaren Heizkörpern waren nicht sehr verbreitet.
Außerdem waren den Leuten damals noch die allgemeinen Gefahren durch elektrischen Strom bewusst.

Richtig gefährlich wurde es in den 1950er Jahren, als allgemein Schukosteckdosen installiert wurden, oftmals nur genullt und regelmäßig ohne FI.
Um das Übel komplett zu machen, hatte der allwissende VDE auch noch entschieden den Schutzleiter rot zu färben, was nach allgemeinem Verständnis "Gefahr" bedeutet.
In der Folge klemmten viele Privatleute den schwarzen, Spannung führenden Leiter auf den Schutzkontakt und den scheinbar gefährlichen roten Draht an einen der Steckkontakte. Geht doch!

Warum also glaubst du, dass alles geerdet sein muss, obwohl vielleicht gar keine entsprechenden Steckdosen vorhanden sind?


P.S..
Zitat :
beim Anfassen des PC-Gehäuses oder Kühlschrank, .. einen gewischt bekommen habe
Bei geringer Luftfeuchtigkeit, oder Sohlen bzw. Kleidung aus manchen Kunststoffen kann der Effekt auch durch elektrostatische Aufladung bedingt sein. Typisch dafür sind sichtbare und hörbare Millimeter lange Funken bei der Annäherung an das Metallteil. Das bekommst du durch Erdung der elektrischen Anlage nicht weg, sondern du musst dich selbst entladen.

_________________
Haftungsausschluß:



Bei obigem Beitrag handelt es sich um meine private Meinung.



Rechtsansprüche dürfen aus deren Anwendung nicht abgeleitet werden.



Besonders VDE0100; VDE0550/0551; VDE0700; VDE0711; VDE0860 beachten !


[ Diese Nachricht wurde geändert von: perl am  1 Mai 2018 18:11 ]

BID = 1038005

snowgard

Gerade angekommen


Beiträge: 13
Wohnort: Chonburi

Das hat gar nichts mit statischer Aufladung zu tun. Man bekommt definitiv immer leichte Stromschläge.

Da es in Thailand grundsätzlich heiss ist, man viel schwitzt, Barfuß im Haus herumrennt kann das manchmal durch den nassgeschwitzten Körper schon ganz schon heftige Schläge geben.

Können die von mir genannten Änderungen Abhilfe schaffen oder zumindest vor tödlichen Stromstössen schützen?

Was könnte ich sonst noch ändern lassen ohne das ganze Haus komplett neu verkabeln zu lassen?

BID = 1038006

Elektro Freak

Inventar



Beiträge: 3434
Wohnort: Mainfranken

Sawadee Kha!

Der Thai und seine Elektrik - das ist eine Sache für sich selbst!
Ebenso wie in Deutschland gibt es auch in Thailand Normen, wie Elektroinstallationen ausgeführt werden sollen.
Leider Interessiert das den Thai genausowenig, wie auch den bastelwütigen Deutschen.


Ich sehe bei deiner Installation Zwei Hauptprobleme:

1. Viel zu hohe Absicherung. Normale Steckdosen sollten mit maximal 16A (laut TH-Norm 15A) abgesichert werden, die bei dir verwendeten 2,5mm² Einzeladern können jedoch auch bei anderen Verbrauchern, aufgrund der bei euch hohen Umgebungstemperaturen, nur mit maximal 20A abgesichert werden.
2. Der fehlende Erdleiter. Sofern er nicht nachgezogen werden kann, bleibt nur eine Aufputzverlegung oder einer der zitierten, nicht so schönen Lösungen.


Zitat :

Zum Thema 2-Adrige Verkabelung, hier sind mehrere Varianten möglich!

Sofern wirklich nur Steckdosen ohne Erdkontakt verbaut sind und in Leuchten die Erdklemme freigelassen wurde, so kann man immer einen FI-Schutzschalter einbauen (lassen).
Der FI-Schutzschalter fungiert dann hier allerdings nur als "Notbremse". Das heißt, erst wenn ich das unter Spannung ("Strom) stehende Gehäuse eines Gerätes berühre und ordentlich "eine gewischt bekomme", dann löst der Schutzschalter aus.
Diese Installationsform ist in Deutschland seit 1958 verboten! In den aktuellen Thai-Normen ist Sie nicht mehr vorgesehen.
Vorteil: Man ist bei berühren von blanken Adern geschützt, wie in einer modernen, aktuellen Elektroanlage, nach deutschem Standard
Nachteil: Ist ein Gerät kaputt und bekommt einen Erdschluss, so wird der Strom nicht selbsttätig abgeschalten. Erst wenn jemand das Gehäuse berührt und einen Stromschlag erhält, schaltet der FI-Schutzschalter ab.

Eine andere Variante wäre die klassische Nullung anzuwenden. Hier kann kein FI-Schutzschalter eingesetzt werden! Im Sicherungskasten wird der Neutralleiter ("Rückleiter") mit einem Erdspieß verbunden. Die Steckdosen werden gegen Steckdosen mit Erdkontakt getauscht. Die Phase geht auf den einen Pol der Steckdose. Der Neutralleiter, welcher durch die Erdung im Verteiler ein Nullleiter bzw. PEN-Leiter wurde, geht in der Steckdose auf den Erdkontakt sowie auf den anderen Pol der Steckdose.
Diese Installationsform ist in der BRD seit 1973, in der DDR seit 1989 verboten! In den aktuellen Thai-Normen ist Sie nicht mehr vorgesehen.
Vorteil: Bei Gerätedefekt löst sofort die Sicherung aus, keine unter Spannung stehenden Geräte bei Fehlern
Nachteil: Kein Schutz beim berühren blanker Stromleitungen. Bei Unterbrechung des PEN-Leiters stehen sämtliche Geräte unter Spannung (Daher unbedingt Verbindung mit Erdspieß im Verteiler herstellen!)

Beide Varianten sind nicht ideal und in Deutschland schon lange nicht mehr vorgesehen. Hier muss jeder entscheiden, was für Ihn besser erscheint.


Wer sich etwas über das in Thailand üblich Installationsmaterial schlau machen kann, der kann gerne mal hier: http://www.safe-t-cut.com/en/ schauen, oben dann mit der Maus auf "Products" fahren. Ganz ehrlich halte ich von dem Material nicht viel, obwohl es problemlos, zumindest laut Datenblatt, europäische Standards erfüllt oder sogar übertrifft.
ABB ist ganz gut, hatte aber schon einige Rückrufe wegen nicht auslösenden FI-Schutzschaltern (RCDs). Auch ist viel gefälscht Ware im Umlauf! Also Vorsicht!
Mein persönlicher Favorit ist Eaton, die Qualität ist immer noch super, obwohl Sie auch hier früher mal besser war. Achtung! Eaton FI-Schalter darf man nicht mit Nennstrom absichern.
Also 25A FI-Schalter mit max. 16A Vorsicherung, 40A FI-Schalter mit max. 25A Vorsicherung, 63A FI-Schalter mit maximal 40A Vorsicherung.


Zur Netzform in Thailand:

Gemäß Thai-Normen wird ein TNC-S Netz gefordert. Was bedeutet das? Ins Haus kommen 2Adern bei Wechselanschluss, 4Adern bei Drehstromanschluss. 1 bzw. 3 der Adern sind Spannungsführend ("Die Phase/n","L1-L3","R,S,T"), die andere Ader ist nicht Spannungsführend und beim Trafo geerdert ("Der Nulleiter", "PEN"). Die Thai-Normen fordern offiziell, dass dieser Leiter im Sicherungskasten mit einem Erdspieß oder einer vergleichbaren Erdung verbunden wird. Im Sicherungskasten wird dieser Leiter auf den Schutzleiter ("Erdung", "PE") und den Neutralleiter ("N", "Mp") aufgeteilt. Diese Netzform ist übrigens auch die in Deutschland häufig angewendete Netzform. Nur die Auftrennungspunkte sind früher.
In dieser Netzform kann ohne Gefahr 3-Adrig ohne jeglichen FI-Schutz installiert werden! Ein FI-Schutzschalter ist jedoch sehr sinnvoll und sollte IMMER eingesetzt werden.

Eine andere Möglichkeit wäre das TT-Netz. Hier wird der ankommende Nulleiter nicht geerdet, er wird nur als Rückleiter benutzt. Die Erdung kommt separat von einem Erdspieß und geht auf eine eigene Schiene im Verteiler.
Diese Möglichkeit ist in den Thai-Normen nicht vorgesehen! Es sind zwingend FI-Schutzschalter für JEDEN Stromkreis zu verwenden, da sonst bei Erdschluss nicht sicher abgeschalten wird.

Vom IT-Netz würde ich auf jeden Fall absehen! Diese Netzform funktioniert nur in kontrollierten und mit Isolationsüberwachung versehenen Netzen, wie Sie z. B. in Krankenhäusern und Labors üblich sind.

Bei Bedarf und Interesse kann ich bei konkreten Fragen und Problemen eine Ausführung für den lokalen "Fachmann" aufzeichnen, sofern er es nicht selbst hinbekommt ;D
Einen guten Fachmann in Thailand zu finden, ist ja bekanntlich sehr schwierig

Wer sich mal den vollen Wahnsinn der Thai-Normen antun will, der kann dies hier tun:
https://law.resource.org/pub/th/manifest.th.html
Achtung! Nicht alles ist auf dem neuesten Stand!


Hier etwas allgemeinwissen zur Thai-Normung. Das ganze hatte ich an anderer Stelle schon einmal ausgearbeitet:


Zitat :
Farbkennzeichnung der Adern in Thailand NACH 2006 (exakt wie in Deutschland :D):

Braun: L1, erste Phase
Schwarz: L2, zweite Phase (nur selten im normalen Haushalt) oder Schalterleitung
Grau: L3, dritte Phase (nur selten im normalen Haushalt) oder Schalterleitung
Blau: Neutralleiter "N" - Rückleiter für den Strom
Grün / Gelb: Schutzleiter "PE" - Erdung

Farbkennzeichnung der Adern in Thailand VOR 2006 (exakt wie in Deutschland vor 1965 :D):

Schwarz: L1, erste Phase
Rot: L2, zweite Phase (nur selten im normalen Haushalt) oder Schalterleitung
Blau: L3, dritte Phase (nur selten im normalen Haushalt) oder Schalterleitung
GRAU: Neutralleiter "N" - Rückleiter für den Strom
Grün / Gelb, Gelb, Grün oder blanke Ader: Schutzleiter "PE" - Erdung

Sofern es keinen Schutzleiter gibt, wurde gerne die graue Ader für Neutralleiter und Erdung verwendet. Die gleiche Vorgehensweise war übrigens bis 1973 in der BRD und bis 1990 in der DDR komplett zulässig. Lustigerweise mit exakt den gleichen Farben bis 1965.

Noch ein paar wichtige Fachbegriffe:

MCB = Mini Circuit Breaker = LS-Schalter = "Sicherungsautomat"
RCD = Residual Current Device = FI-Schutzschalter = "FI-Schalter" = "Fehlerstromschutzschalter" --> Schützt euch und eure Installation, indem er "Strom auf falschen Wegen" erkennt
SAFE-T CUT = Kombination aus FI-Schutzschalter und (großem) Sicherungsautomat

Ganz wichtig! Aktiven Personenschutz gibt es nur bei FI-Schutzschaltern bis max. 30mA Auslösestrom! Alles darüber bringt keinen Personenschutz, sondern nur Anlagenschutz. Heißt, wenn ihr hängen bleibt, dann habt ihr keinen Schutz. Alles über 300mA bringt weder Personen- noch Brand- und Anlagenschutz.



Zitat :
Meine Empfehlungen für Querschnitte in den warmen Ländern für 230Volt (1-Phase) und 400Volt (3-Phasen):
6A, 10A (Lichtkreise): 1,5mm²
15A, 16A, 20A: 2,5mm²
25A,: 4mm²
30A, 35A, 40A: 6mm²
50A, 63A: 10mm²

Entspricht folgenden Leistungen bei 230Volt Einphasig:
6A = 1380Watt = 1,38kW
10A = 2300Watt = 2,3kW
15A = 3450Watt = 3,45kW
16A = 3680Watt = 3,68kW
20A = 4600Watt = 4,6kW
25A = 5750Watt = 5,75kW
30A = 6900Watt = 6,9kW
35A = 8050Watt = 8,05kW
40A = 9200Watt = 9,2kW
50A = 11500Watt = 11,5kW
63A = 14490Watt = 14,49kW

Und folgenden Leistungen bei 400Volt Dreiphasig:
3x 6A = 4140Watt = 4,14kW
3x 10A = 6900Watt = 6,9kW
3x 15A = 10350Watt = 10,35kW
3x 16A = 11040Watt = 11,040kW
3x 20A = 13800Watt = 13,8kW
3x 25A = 17250Watt = 17,25kW
3x 30A = 20700Watt = 20,7kW
3x 35A = 24150Watt = 24,15kW
3x 40A = 27600Watt = 27,6kW
3x 50A = 34500Watt = 34,5kW
3x 63A = 43470Watt = 43,47kW

Wie man an dieser Auflistung schön sehen kann, kann man mit 400 Volt 3-Phasen Drehstrom viel mehr Leistung bei gleichem Querschnitt übertragen, als bei 230Volt 1-Phasenstrom. Daher sollte man immer, sofern möglich, auf Drehstrom zurückgreifen. Das spart Kupfer und somit Nerven und Geld.

Zurück zur eigentlichen Frage, dem Durchlauferhitzer. In Deutschland empfehle ich folgende Leistungen für Durchlauferhitzer:
2kW = Ein Rinnsal heißes Wasser. Reicht gerade so zum Händewaschen auf dem Gästerklo. Finger weg!
5 kW = Reicht zum Händewaschen mit lauem Wasser
11kW = Ok für die Küchenspüle, wenn man etwas Geduld beim Füllen des Beckens hat
18kW = Für genügsame Duscher ausreichend (= wenig Wasser bei wenig Temperatur)
24kW = Hier kann man schon gemütlich Duschen
27kW = Hiermit kann man endlich auch mal eine Badewanne füllen
Soll mehr als 1 Bad gleichzeitig versorgt werden, würde ich schon auf 35kW gehen. Das Wasser in Deutschland ist im Winter sehr kalt!

Die Einphasigen Geräte kannst du für Deutschland vergessen. Damit kriegst du es nicht warm. Zumal man in Deutschland sowieso keine Großgeräte mit mehr als 4,6kW Einphasig anschließen darf. Für Thailand sind diese jedoch ok, da das Wasser dort viel viel wärmer ist! Dort reichen unter anderem schon mal 3kW - 10kW für gemütliches Duschen oder Baden. Wobei 10kW Einphasig auch schon wieder grenzwertig ist.



Zitat :

Profil anzeigen E-Mail Private Mitteilung (Online)

Re: Der Thai und seine Kabel
« Antwort #353 am: 28. Februar 2017, 21:23:19 »

AntwortZitat

Und nun kommt endlich die lang erwartete Antwort vom Elektriker ;}

In Thailand auf dem Lande habt ihr ein sogenanntes "TT-Netz". Sowas gibt es auch in Deutschland, dort allerdings mit klaren Regelungen und Vorgaben Diese wären:

- Erder aus Edelstahl (V2A) oder besser. --> Empfehle ich auch für Thailand dringend, sonst ist der Erder sehr schnell weg
- 10mm² Mindestquerschnitt vom Erder auf die Potentialausgleichsschiene bzw. die Erdungsschiene im Sicherungskasten. --> Für Thailand dürften 4mm² bzw. 6mm² ausreichend sein
- Mindesteinschlagtiefe 2 Meter --> In Thailand würde ich so tief wie möglich gehen bzw. einen Ringerder legen, da der Boden trockener und somit weniger Leitfähig ist
- Höchster Erdwiderstand bei 30mA FI-Schutzschalter und 50 Volt Berührspannung: 1667Ohm. Bei Tierhaltung muss man auf 25Volt runtergehen, somit ist hier der maximale Erdwiderstand 833Ohm. Es darf keine Stromkreise ohne FI-Schutz geben!

Zur Erklärung der Berührspannung. Im Fehlerfall teilt sich der Fehlerstrom über den Erder und einen evtl. Menschen auf, der das defekte Gerät berührt. Die Berührspannung beschreibt die Restspannung, die der Mensch trotz Erdung abbekommt. Sie darf nie größer als 50Volt sein. Für Tiere gelten 25Volt.
Deswegen sollte man immer darauf achten, dass der eigene Erder gut funktioniert und ein FI-Schutzschalter mit höchstens 30mA, besser 10mA verwendet wird. Einfach einen Draht in die Erde stecken oder um ein Wasserrohr tüddeln hilft zwar gegen Kriechströme, im Fehlerfall bekommt man aber trotzdem noch eine ordentliche Ladung Strom ab.

Erder und FI-Schutz kann man übrigens relativ leicht testen. Bei einem 30mA FI-Schutzschalter schaltet man einfach testweise einen Verbraucher mit ca. 6 - 7 Watt zwischen Phase und Erdleiter einer Steckdose. Löst der FI-Schalter aus, so kann man beruhigt sein.
ACHTUNG! Vorher sicherstellen, dass keiner irgendwelche "geerdeten" Teile berührt. Bei defektem Erder oder defektem FI-Schutz, würden 230Volt auf der kompletten Erdungsanlage anliegen.
Die Größe des gewählten Verbrauchers richtet sich nach dem Auslösestrom des FI-Schalters!
6mA:1 - 2 Watt
10mA: 2 - 3 Watt
20mA: 4 - 5 Watt
30mA: 6 - 7 Watt
100mA: 23 Watt
300mA: 69 Watt
500mA: 115 Watt



Zitat :
Fi-Schalter mit einem Auslösestrom kleiner als 30mA sind selbst in Deutschland recht unüblich und teuer. Nur wer Zusatzschutz für empfindliche Geräte oder empfindliche Bereiche, wie z. B. OPs, Labore und manchmal auch Bäder, möchte, der verbaut in Deutschland 10mA. Hier muss man allerdings beachten, dass es in Deutschland für die Neuinstallation de facto nur noch geerdete 3-Adrige Installation gibt, also eigentlich gar kein Strom über den Mensch abfließen kann, außer man packt in offene Kontakte oder fährt mit dem Rasenmäher über ein Verlängerungskabel. Seit 1958 müssen Steckdosen geerdet werden, seit 1973 muss zwingend 3-Adrig verlegt werden.

Zu Thailand:
Da Steckdosen oft nicht oder nur schlecht geerdet sind, geht man mit dem Auslösestrom weiter herunter, um trotzdem eine Sicherheit für den Menschen zu erreichen. 6mA "kribbeln" schon ordentlich. Danach braucht man keinen Kaffee mehr. 30mA sind nur die absolute Notbremse. Vor allem zu beachten ist, dass der FI-Schutzschalter nicht den Strom durch den Menschen begrenzt, sonder nur die Zeit! So können über einen problemlos bis zu 1A oder mehr fließen, bis der FI-Schutzschalter auslöst. Die Zeit ist halt auf wenige Millisekunden beschränkt. Für Menschen mit schwachen Herzen ist das aber manchmal schon zu viel...
Sofern noch 2-Polige Steckdosen verbaut sind, würde ich in keinem Fall höher als 10mA bis max. 20mA gehen.

Zum Thema Fehlauslösungen. Da gibt es auch wieder etwas zu beachten...
Jegliche 3-Polig angeschlossene Geräte, insbesondere Warmwassererzeuger, Computer, Pumpen, Klimaanlagen, Motoren, Waschmaschine und Trockner, produzieren einen sogenannten "Ableitstrom". Das ist ein Strom gegen die Erde, der Betriebsbedingt entsteht. Umso älter oder feuchter die Geräte sind, umso höher wird dieser. Pro 1kW Leistung eines Gerätes sind 1mA Ableitstrom zulässig.
Demzufolge sollte man insbesondere die Großgeräte auf mehrere FI-Schalter aufteilen, da sich sonst die Ableitströme summieren und jede Menge Fehlauslösungen produzieren können. Das Kribbeln bei manchen ungeerdeten, aber eigentlich Erdungspflichtigen Geräten, ist auf diesen Ableitstrom zurückzuführen. Das kann manchmal schon sehr unangenehm sein...


Etwas wüsst, aber ich hoffe es hilft. Stehe dir gerne bei Fragen zur Verfügung.[/code][/u]


Gruß Micha

_________________

BID = 1038025

snowgard

Gerade angekommen


Beiträge: 13
Wohnort: Chonburi

Vielen Dank für die umfassende Antwort.

Ich bin ja leider kein Elektriker, weswegen ich versuche mir hier Rat zu holen.

Fachmänner gibt es hier ja sehr viele, aber leider nur sehr, sehr wenige, die auch wirklich Fachmänner sind. Und die sind leider noch schwerer zu finden.

Die Leitung vom Stromzähler ist 2 adrig.

Die Steckdosen sind hier nicht einzeln abgesichert. Das Haus hat 3 Zimmer, Küche, Bad. Jede Sicherung ausgenommen der Hauptsicherung ist jeweils für ein Zimmer (2 x 32A, 1 x 20A, 1 x 16A). Die 16A ist für Küche/Bad wobei wir GottSeiDank mit Gas kochen. Es läuft alles über die jeweilige Sicherung (Steckdosen, Licht, Klimaanlage, TV,..).

3 Zimmer (2 Schlafzimmer, ein Wohnzimmer) sind mit einer 13.000 BTU Klimaanlage (je AC 1.300W) ausgestattet. Die Schlafzimmer haben beide 49er LED TV, PC und andere Kleinelektrikgeräte. Im Wohnzimmer ist ein 55er LED TV, mehrere Lampen, Plazstation,... mit angeschlossen. Im Bad & Küche gibt es Licht, Heißwasserboiler mit 3.500 W, Kühlschrank, Mikrowelle und Waschmaschine.

Wenn ich das jetzt alles richtig verstanden habe sagst Du mir, wenn auch sehr viel umfassender & leicht verwirrend folgendes:

1.) Sicherungskasten Erden mittels Erdstäbe. Das lässt sich problemlos machen.

Steckdosen nachträglich Erden geht nicht. Die Leitungen sind in der Wand. Aufputz will ich nicht.

2.) Sicherungen austauschen & FI einbauen
1 x 20A Hauptsicherung
4 x 16A für die Zimmer

3. FI Schalter einbauen.
Kann ich den RCBO Schalter 20A gegen die Hauptsicherung austauschen? Laut Wikipedia:

"Ein RCBO, auch FI/LS-Schalter genannt, ist der europäische Harmonisierungsbegriff für einen kombinierten Fehlerstrom-Schutzschalter (FI oder RCD) mit Leitungsschutzschalter (LS)."

https://www.lazada.co.th/products/a......html

oder muß die Hauptsicherung drinbleiben?

Wie wäre dann die Reihenfolge?

a) Hauptschalter 20A, RCBO 25A, 4 x LS-Schalter 16A,
b) RCBO 20A, Hauptschalter 20A, 4 x LS-Schalter 16A,
c) RCBO 20A, 4 x LS-Schalter 16A,

Ich muß gestehen, dein Posting war so umfassend, das ich doch ein wenig verwirrt bin.

Und das liegt nicht an zuviel LEO oder CHANG!!!


[ Diese Nachricht wurde geändert von: snowgard am  2 Mai 2018  7:07 ]

[ Diese Nachricht wurde geändert von: snowgard am  2 Mai 2018  7:07 ]

BID = 1038040

Elektro Freak

Inventar



Beiträge: 3434
Wohnort: Mainfranken

Nabend ins Land des Lächelns

Ich hatte gestern nicht wirklich Zeit und Lust zu schreiben. Daher hatte ich einfach mal, was ich schonmal niedergeschrieben hatte, in den Raum geworfen.

Um deine Fragen zu beantworten, habe ich erst mal ein paar Fragen an dich bzw. brauche weitere Fotos.

1. Wie sehen den die Steckdosen bei dir aus, von Innen und Außen. Kannst du ein Foto machen?
2. Wie sieht den der Stromzähler und der Platz runderhum aus? Auch hier wären mehrere Fotos sehr hilfreich.
3. Gibt es vor oder nach dem Stromzähler oder vor dem Sicherungskasten noch eine Sicherung, falls ja wie groß ist Sie? Fotos helfen auch hier?

Als erstes würde ich dir raten, die Sicherungen für die einzelnen Stromkreise auf 16A zu reduzieren. Als Hauptsicherung sind max. 25A möglich. Sollte es mit den 16A Sicherungen nicht klappen, kann man einzelne Kreise auch mit 20A absichern, sofern dort keine Steckdosen angeschlossen sind. So wie ich lese, sollten die 16A aber eigentlich für alle Kreise ausreichend sein.

Zur Wahl der Hauptsicherung und ggf. FI-Schaltern (bzw. RCBOS, Safe-T-Cut) kann ich dir mehr sagen, wenn du meine Fragen beantwortet hast.


Offtopic :
Jaja, das gute Chang in Mengen Das wurde schon manchem Farang zum Verhängnis. Habe da schon teils Haarsträubende Stories gehört


Gruß Micha

_________________

BID = 1038041

winnman

Schreibmaschine



Beiträge: 1628
Wohnort: Salzburg

Außerdem muß sollte noch geklärt werden ob einer der Leiter (L oder N) geerdet werden dürfen, nicht dass das eigentlich 2 Außenleiter sind.

Sollte es möglich sein einen der kommenden Leiter zu erden, dann unbedingt Erder schlagen (möglichst mehrere rund ums Gebäude rum), Potschiene setzen und mit allen größeren metallischen Teilen (Wasserleitung falls aus Metall, . . . verbinden.

FI (RCD) ist auf alle Fälle für den Fehlerfall von großem Sicherheitsvorteil, hilft aber nicht gegen das "krippeln" sondern schaltet nur bei zu großem Fehlerstrom ab.

Gute Fotos schaden auf keinen Fall, besser wäre eine elektrotechnisch bewanderter, der wirklich weiß auf was da zu achten ist und auch vor Ort messen kann.


BID = 1038075

snowgard

Gerade angekommen


Beiträge: 13
Wohnort: Chonburi

Der Stromzähler ist ein 1 Phasen 2-adriger 400 kW/h.

Es gibt noch einen Hauptschalter. Stromschienenschalter mit 60A/600 Volt und eine 50A-LS-Sicherung (vermute ich mal). Von da geht es dann in den Sicherungskasten im Haus.

Alle Steckdosen sind 2 adrige (L/N) Aufputzsteckdosen (250V/16A) ohne Erde von Haco Thailand. Die 2 Kabel (Rot/Schwarz) kommen aus einem Rohr in der Wand.

Das die meisten Steckdosen nicht geerdet sind finde ich auch nicht weiter schlimm, da wir ausser 2 PCs, Kühlschrank, Microwelle und Waschmaschine keine Geräte haben die geerdet werden müßten. Alle anderen Gerate haben nur 2-adrige Flachstecker ohne Erde.

Beim Heisswasserboiler muß ich noch nachschauen. Der ist aber noch nicht angeschlossen. Ist noch komplett verpackt im Karton. Meine Frau möchte lieber einen Gas-Heisswasserboiler, weil hier jede Woche in den News berichtet wird das wieder jemand beim Duschen einen tödlichen Stromschlag erhalten hat.

Küche und Bad liegen direkt nebeneinander. Der Sicherungskasten ist ebenfalls in der Küche auf derselben Wand wie die Steckdosen für Waschmaschine, Microwelle, ...!!!

Dort könnte ich ohne großen Aufwand die Steckdosen erden bzw. austauschen gegen geerdete. Für den Heisswasserboiler müßte eine komplett neue Leitung gelegt werden. Der verfügt auch über eine eigene Schutzsicherung.

Das wäre es hoffentlich.

Gruß Klaus




















BID = 1038082

2N3055

Schreibmaschine



Beiträge: 1383
Wohnort: Sulzbach (Ts.)

Also der 50 A-Schalter von Mitsubishi scheint keine Sicherung zu sein, schließlich steht da "no fuse breaker" drauf.
Wofür allerdings die kleine rosa Taste gut ist?

Eine 63 A-Sicherung mit nur 2,5 mm2-Adern anzuschließen, ist allerdings sehr verwegen. Hui!
Kein Wunder, daß es in Thailand so heiß ist....

Interessanterweise ist in dem "Schaltplan" der Sicherungsverteilung ja bereits eine Erdung (sogenannte klassische Nullung) eingezeichnet.
Die beiden blanken Schienen oben sind mit einem Drähtchen verbunden, die linke ist für den Neutralleiter (N), die rechte für den Schutzleiter ("Erde", "Ground", PE="protective earth") vorgesehen.
N und G miteinander verbunden ergibt dann die klassische Nullung bzw. den "Nullleiter". Dafür muß allerdings auch eine Erdung vorhanden sein.

Woher weißt Du eigentlich, dass die Verdrahtung aus 2,5 mm2-Adern besteht?
Hast Du etwa den Durchmesser mit Isolierung gemessen?

_________________
Wo kommt nur dieses "eingeschalten" her, aus Neufünfland?
Entweder "einschalten" oder "eingeschaltet"!

[ Diese Nachricht wurde geändert von: 2N3055 am  3 Mai 2018 16:21 ]

BID = 1038084

der mit den kurzen Armen

Urgestein



Beiträge: 17434

Steht doch drauf. push to trip Dieser Schalter kann auch elektrisch ausgelöst werden.

_________________
Tippfehler sind vom Umtausch ausgeschlossen.
Arbeiten an Verteilern gehören in fachkundige Hände!
Sei Dir immer bewusst, dass von Deiner Arbeit das Leben und die Gesundheit anderer abhängen!

BID = 1038085

snowgard

Gerade angekommen


Beiträge: 13
Wohnort: Chonburi

No Fuse Breaker bedeutet das da keine Porzelan-Sicherung drin ist die kaputtgeht. Wenn die ausgelöst hat, kann man die Sicherung mit dem Knopf zurücksetzen. Sonst springt der Schalter beim Anschalten automatisch beim loslassen wieder auf OFF.

Das im Haus 2,5mm Kabel benutzt wurde konnte ich erkennen weil ich hier ein ca. 3m langes 3 poliges weisses doppeltisoliertes Kabel liegen habe, wo draufsteht 3 x 2,5mm. Und der Kupferdraht drinnen ist genauso stark. Ausserdem habe ich als Vergleich noch ein weisses 2 adriges Kabel wo drauf steht 2 x 1,5mm.

Ganz blöd bin ja nun nicht!!!

[ Diese Nachricht wurde geändert von: snowgard am  3 Mai 2018 17:57 ]

[ Diese Nachricht wurde geändert von: snowgard am  3 Mai 2018 17:58 ]

BID = 1038092

Trumbaschl

Inventar



Beiträge: 7574
Wohnort: Wien

Sieht aus als wäre die naheliegendste Vorgehensweise:
- größerer Kasten mit FI
- Erdspieß mit Verbindung zur Schiene im Kasten
- Steckdosen in der Küche und Warmwasserspeicher erden

_________________
"Und dann kommen's zu ana Tür da steht oben "Eintritt verboten!" und da miaßn's eine!"

BID = 1038095

Elektro Freak

Inventar



Beiträge: 3434
Wohnort: Mainfranken

Moin Klaus,

Dr. Google sagt, dass der 50A Schalter ein Leistungsschalter ist. Gibt es auch in Deutschland, aber nur für größere Leistungsbereiche.Denoch sind 50A viel zu viel für die Anlage. Sie ist wohl nur noch nicht abgeraucht, weil Ihr nicht so viel Leistung benötigt.

Die Vorgehensweise von Trumbaschl ist die richtige. Ich würde wie er Vorgehen und noch ein paar Sachen ergänzen.

Ich würde das "Holzbrett" mit dem Leistungsschalter und dem Trennschalter komplett demontieren. An die Stelle dann einen Aufputzverteilerkasten setzen. Dort rein einen Hauptschalter + eine max. 25A große Hauptsicherung. Idealerweiße eine Schmelzsicherung. In der Not geht auch ein Sicherungsautomat. Der löst allerdings dann immer mit aus, wenn im Haus schon ein Sicherungsautomat auslöst. Also nicht so komfortabel.

Den Sicherungskasten im Haus würde ich gegen einen größeren Tauschen, dort würde ich 16A Sicherungen für alle Stromkreise sowie 2 FI-Schalter mit maximal 30mA Auslösestrom und mindestens 25A Strombelastbarkeit einbauen. Die Stromkreise gleichmäßig aufgeteilt auf die beiden FI-Schalter.

Der eingeschlagene Erde geht auf die Erdungsschiene, welche keinerlei Verbindung zum ankommenden Stromnetz hat. Von der Erdungsschiene erdest du dann deine Steckdosen in der Küche und den Wasserboiler. Die Erde für den Wasserboiler kannst du auch separat vom Erdungsstab dorthin verlegen. Als vom Erdungsstab zum Sicherungkasten und Wasserboiler würde ich mindestens 4mm² verwenden.

So geerdet und geschützt ist der Wasserboiler wesentlich sicher, als eine unfachmännisch eingebaut Gasanlage!
25A Einphasige Leistung reichen beim Kochen mit Gas in der Regel auch völlig aus.

Solltest du es so umsetzen wollen, kann ich dir die Sache am Wochenende mal aufzeichnen, sofern ich Zeit finde.

Gruß Micha

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Zitat :

Elektro Freak schrieb am 2018-05-02 15:31


Offtopic :
Jaja, das gute Chang in Mengen Das wurde schon manchem Farang zum Verhängnis. Habe da schon teils Haarsträubende Stories gehört




Offtopic :

Deshalb hab ich immer Tiger-Beer geordert...


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