Haus: alte Elektrik

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Autor
Haus: alte Elektrik

    







BID = 737325

nanem

Gerade angekommen


Beiträge: 1
Wohnort: Kiel
 

  


Hallo zusammen,
ich bin neu hier und hoffe, dass Ihr mir bei meinen Fragen weiterhelfen könnt. Würde mich sehr freuen!
Ich habe überhaupt gar keine Ahnung von Elekrik und konnte deshalb auch in anderen Beiträgen noch keine Antworten finden - also hier meine Fragen:

Wir möchten ein Haus aus dem Jahr 1969 kaufen, in dem ein zweiadriges System vorhanden ist. Es handelt sich um ein Haus aus Beton, die Leitungen sind leider nicht in Rohren verlegt, sondern müssten mit relativ hohem Aufwand aus der Wand entfernt werden. Der jetzige Eigentümer sagte, man müsse die Elektrik nicht unbedingt erneuern (er möchte natürlich das Haus verkaufen...) Meine Fragen:
Was genau ist der Nachteil bei einem zweiadrigen System?
Kann man einen Schutzschalter nachrüsten?
Kann man auch bei so einem alten System noch nachträglich Steckdosen hinzufügen?
Sind solche alten Systeme überhaupt noch erlaubt, bzw. darf man in so alten Systemen überhaupt Veränderungen vornehmen ohne die gesamte Elektrik zu erneuern?
Wie teuer ist soetwas?

Ich hoffe auf Eure Hilfe,
viele Grüße
nanem

BID = 737339

Homi

Gesprächig



Beiträge: 137

 

  

Hallo,


Zitat :
nanem hat am 31 Dez 2010 12:55 geschrieben :

die Leitungen sind leider nicht in Rohren verlegt, sondern müssten mit relativ hohem Aufwand aus der Wand entfernt werden.

müssten sie sehr wahrscheinlich nicht, die könnten sehr wahrscheinlich ungenutzt in der Wand verbleiben, da eine Neuverlegung nötig sein dürfte.

Zitat :

Der jetzige Eigentümer sagte, man müsse die Elektrik nicht unbedingt erneuern (er möchte natürlich das Haus verkaufen...) Meine Fragen:
Was genau ist der Nachteil bei einem zweiadrigen System?

Es gibt zahlreiche, teilweise sicherheitsrelevante, Nachteile, Suche hier im Forum oder im WWW nach PEN-Bruch, Tod durch Schutzmaßnahme, klassische Nullung usw. und du wirst genug dazu finden.

Zitat :

Kann man einen Schutzschalter nachrüsten?

Nein, RCD/FI Schutzschalter sind nur im TN(C)-S System, also mindestens 3-adrig, möglich.

Zitat :

Kann man auch bei so einem alten System noch nachträglich Steckdosen hinzufügen?

Es gibt (recht preisintensive) Steckdosen mit eingebautem Schutzschalter zum Erweitern, allerdings wären in einem solchen Fall vor Erweiterung weitere Rahmenbedingungen zu prüfen.

Zitat :

Sind solche alten Systeme überhaupt noch erlaubt, bzw. darf man in so alten Systemen überhaupt Veränderungen vornehmen ohne die gesamte Elektrik zu erneuern?

Wenn die Anlage zum Zeitpunkt der Errichtung den Vorschriften entsprach und noch in Ordnung wäre (was nach 41 Jahren alles andere als selbstverständlich ist) dürfte sie i.d.R. weiter betrieben, aber nicht relevant verändert werden.

Allerdings : das ist alles andere als sinnvoll, hier gehört nach dem Kauf alles neu gemacht, weil, wenn du das jetzt nicht von Grund auf tust, dann wahrscheinlich nie mehr.
Außerdem hat eine E-Installation eine begrenzte Nutzungsdauer, nach 41 Jahren ist ein Austausch kein Hochmut.


Zitat :

Wie teuer ist soetwas?

Wie teuer ist ein Auto ? So teuer wird deine Installation.
Je nach den Umständen und deinen Anforderungen kostet das soviel wie ein Auto. (ab 5000 Euro bis 25000 Euro sind üblich)
Wenn du nach Absprache mit dem Installationsbetrieb die arbeitsintensiven Abschnitte (Schlitzen usw.)
übernimmst, kannst du aber viel Geld sparen.



[ Diese Nachricht wurde geändert von: Homi am 31 Dez 2010 14:35 ]

BID = 737342

Chris11

Stammposter



Beiträge: 465

Schau die die Bude genau an. Beton atmet nicht, hat keine nennenswerte Dampfdiffusion. Wahrscheinlich müssen Heizung Wasser etc auch neu. Setz mal den Grundstückswert minus Abrisskosten an, dann ist es wahrscheinlich realistisch.

MFG
Christian

BID = 737350

Schwachströmer

Gerade angekommen


Beiträge: 5
Wohnort: Norddeutschland

Hallo

fangen wir mal so an: Erlaubt im Sinne von rechtlich i.O. sind sie noch, solange man nix weiter dran verändert. -Punkt-

Ohne das Objekt jetzt zu kennen behaupte ich einfach mal dass du für den heutigen Stand der Wohnungseinrichtung garantiert zu wenig Steckdosen haben wirst. Kein Wunder, damals gab's im Wohnzimmer ein Radio, vielleicht noch einen Fernseher und eineStehlampe...das war's dann meistens aber auch.
Und genau an den Punkt der Nachrüstung von Steckdosen wirst du mit den vorhandenen System (TN-C) scheitern. Für Schukosteckdosen ist der Einsatz von RCD's (FI-Schutzschalter)bei Neuinstallationen bzw. Erweiterungen vorgeschrieben, und das lässt sich aus technischen Gründen mit einer 2-Adrigen Leitung nicht realisieren. Man kann zwar Schukosteckdosen mit eingebauten RCD's verwenden, aber abgesehen vom finanziellen Faktor würd ich auch aus Sicherheitsgründen bezüglich der "alten" Steckdosen davon abraten.
Da sind wir jetzt auch beim weiteren großen Nachteil des 2-adrigen TN-C Systems. Bei diesem System wird der Neutral-und der Schutzleiter auf einer Ader kombiniert bis zur Steckdose gelegt. In der Steckdose gibt es eine Drahtbrücke zwischen den Schutzleiteranschluß und den Neutralleiteranschluß. Wenn es nun zu einer Unterbrechung des kombinierten Schutz-Neutralleiters (PEN-Leiter) kommt, steht der geerdete Teil eines Betriebsmittel unter Spannung, da der Neutralleiter fehlt. Und glaub mir, solche Unterbrechungen kommen häufiger vor als man als Laie denkt. Damals waren Schraubklemmen Stand der Technik, d.h. in den Abzweigdosen wurden mehrere Adern unter einer Schraubklemme zusammen geführt. In den ganzen Jahrzehnten schwindet das Kupfer der Adeern ein wenig, die Klemmen lockern sich, es fließt weiter Strom über diese losen Klemmenverbindungen, es entsteht hierdurch Wärme was die Adern noch massiver angreift bis eben irgendwann zum Aderbruch kommt. Spreche da aus Erfahrung.
Ein weiterer Punkt ist, dass ich ebenfalls davon ausgehe, dass die Absicherung der einzelnen Stromkreise für eine Zeitgemäße Wohnungseinrichtung nicht ausgelegt ist. Gerade im Bereich der Küchengeräte hat sich da in den letzten Jahrzehnten einiges getan.

Alles in allen kann ich Dir nur dringend dazu raten, wenn Du dir dieses haus wirklich kaufen willst, dann mache es mit der Elektroinstallation gleich von Anfang an richtig. Sprich plane (am besten zusammen mit einen Fachkundigen) wo du Steckdosen, Lampenauslässe etc. später in welcher Anzahl benötigst. Vielleicht hast du ja die Möglichkeit einen "Deal" mit einen Betrieb deines Vertrauens einzugehen. Ihr plant zusammen, du beziehst das Material über ihn und legst die Leitungen nach Vorgaben selbst und der Elektriker übernimmt danach den Anschluß und die Abnahme der Anlage.
Wenn's der Geldbeutel hergibt und du auf Komfort Wert legst, dann gibt so eine Komplett-Sanierung eine gute Chance auch über "intelligente Gebäudetechnik" ernsthaft nachzudenken. Da wird Dir ein kompetenter Betrieb vor Ort aber einen besseren Einblick in die bestehenden Möglichkeiten und unterschiedlichen Systeme geben können.

Gruß

BID = 737352

Lightyear

Inventar



Beiträge: 7911
Wohnort: Nürnberg


Zitat :
Chris11 hat am 31 Dez 2010 14:42 geschrieben :

Setz mal den Grundstückswert minus Abrisskosten an, dann ist es wahrscheinlich realistisch.


Sehe ich genauso. Kaum eine unsanierte Altbauimmobilie ist mehr wert, ggf. sogar bedeutend weniger.
Ich persönlich habe noch nie mehr gezahlt, als Grundstück minus Abriss - selbst in Toplagen ist diese Berechnung grob zutreffend.

_________________
Gruß aus Nürnberg,


Lightyear


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Alle Tipps ohne jegliche Gewähr, die Einhaltung aller Vorschriften obliegt dem Ausführenden!

BID = 737388

yehti

Schriftsteller



Beiträge: 723
Wohnort: Plattstedt

Moin!
Noch ein paar Bemerkungen nebenbei, wenn sowieso vieles neugemacht wird:
Über jede Steckdose zuviel ärgert man sich vielleicht einmal beim setzen oder bezahlen.
Über jede Steckdose zuwenig ärgert man sich jedesmal, wenn man sie braucht.
WLAN, schnurlose Telefone und Videofunkübertragungen machen gerade bei den Betonkonstruktionen der 60er und 70er Jahre viel Ärger.
Ein paar Leerrohre für Antennenleitungen, Telefon- und Netzwerkstrippen schonen da die Nerven.
Gruß Gerrit

_________________
SIE sagen, ich wäre VERRÜCKT!
SIE sagen, ich wäre WAHNSINNIG!!!
Ja, was soll ich dazu sagen...?
SIE haben recht!



Ottokar Funkenspotz aka MEGAVOLT

[ Diese Nachricht wurde geändert von: yehti am 31 Dez 2010 17:44 ]

BID = 737472

Trumbaschl

Inventar



Beiträge: 7574
Wohnort: Wien


Zitat :
Lightyear hat am 31 Dez 2010 15:21 geschrieben :


Zitat :
Chris11 hat am 31 Dez 2010 14:42 geschrieben :

Setz mal den Grundstückswert minus Abrisskosten an, dann ist es wahrscheinlich realistisch.


Sehe ich genauso. Kaum eine unsanierte Altbauimmobilie ist mehr wert, ggf. sogar bedeutend weniger.
Ich persönlich habe noch nie mehr gezahlt, als Grundstück minus Abriss - selbst in Toplagen ist diese Berechnung grob zutreffend.


Offtopic :
Hm, dann hätten die Käufer unseres Nachbarhauses noch Geld kriegen müssen. Ortsüblicher Grundstückspreis 500 Eur/m2 (ziemliche Randlage ohne Infrastruktur), 170m2 Grund, darauf ein völlig abbruchreifes Haus mit Asbestzementdach und -fassade (geschätzte Abbruchkosten laut Angebot eines örtlichen Unternehmers 4000 Eur.). Zum Zustand des Hauses: Dachstuhl total morsch, Mauern und Böden des nicht unterkellerten Hauses bis auf 1m über Fußboden naß und großflächig rot und schwarz verschimmelt, kein als solches zu bezeichnendes Bad, extreme Hanglage (fast die Hälfte des Hauses an der Rückseite unterirdisch), durch die dicken Mauern 45m2 Wohnfläche bei 84m2 verbauter Fläche. Letzter geforderter Kaufpreis lag bei 25kEur., begonnen hat der Spaß mit 45kEur. Eigentlich wollten meine Eltern das Haus ja kaufen um unser Grundstück zu vergrößern, 10kEur hätten sie sogar hingelegt, aber bei der Forderung von 45 sind wir spontan gemeinsam in schallendes Gelächter ausgebrochen sobald wie wieder Luft gekriegt haben (wissend, daß die Nachbarin gegenüber einige Monate zuvor 30kEur für ein Haus mit 450m2 Grund, teilmöbliert mit kompletter Tischlerwerkstatt, bezugsfertig bezahlt hat)


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"Und dann kommen's zu ana Tür da steht oben "Eintritt verboten!" und da miaßn's eine!"


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