Hallo Markus,
erstmal Willkommen im Forum!
Auch wenn es manche alten oder auch jungen Hasen nicht glauben wollen - N-Überlastung gibt es sehr wohl. Aber sie kann aus verschiedenen Gründen auftreten.
Daher muß man sauber unterscheiden, worum es jeweils geht.
Das schon angesprochene Problem mit der dritten Harmonischen (Oberwellen) z.B. bei Häufung von Geräten mit Schaltnetzteilen ist aber ne andere Baustelle, die wir bitte in diesem Thread nicht weiter vertiefen!
(das hatten wir erst kürzlich, bitte dort nachsehen oder im Bedarfsfall neues Thema aufmachen)
Hier geht es ja mit dem Herd um einen (praktisch) rein ohmschen Verbraucher.
Aber auch da kann es zu Schwierigkeiten kommen.
Hinweis:
Ich habe keine Ahnung von den genauen tatsächlichen Verhältnissen und Regelungen in der Schweiz, kann daher nur begründet spekulieren.
Vorab:
Ja, es trifft zu, daß die meisten E-Herde für Privatanwendung in Deutschland (aber auch in sehr vielen anderen Ländern) als 3x230/400V-Geräte (3~
N,PE) ausgeführt sind. Echte Drehstromverbraucher gibt es dabei weder im Sinne eines benötigten Drehfelds noch wegen Dreickschaltung von Heizwiderständen. Bei Anschluß an 3x230/400V liegen sämtliche Heizwiderstände in Sternschaltung an 230V. Üblicherweise nutzt das Backrohr einen Außenleiter und je zwei Platten teilen sich die anderen beiden.
Das hat mehrere Vorteile, insbesondere können solche Geräte auch durch einfaches Umklemmen an 1x230V (viele Wohnungen haben noch keinen Drehstrom) oder an 3x230V-Netzen (3~PE, also ohne mitgeführten N - die gibt es noch immer in manchen Gegenden, insbesondere in Neufünfland) betrieben werden.
Ich kann mir nun gut vorstellen, daß die EVU (manche/alle?)in der Schweiz Geräte mit relativ hoher Last und hohem Gleichzeitigkeitsfaktor (wie sie E-Herde nun einmal darstellen, insbesondere in nicht sehr stark industrialisierten Gegenden) gerne ohne oder mit nur geringer N-Last hätten.
Möglicher Hintergrund: Es gibt Versorgungsnetze, in denen der N-Querschnitt in den Hauptleitungen geringer ist als die Außenleiterquerschnitte!!! Normalerweise ist das auch bei unsymmetrischen Lasten kein Problem, da ja nicht wenige große, sondern viele kleine Lasten vorhanden sind, solange sich diese gleichmäßig auf die drei Außenleiter verteilen.
Bedingt durch die frühe Elektrifizierung sind die eigenössischen Stromnetze in manchen Bereichen nicht ganz so belastbar ausgeführt wie z.B. in Deutschland. Es gibt z.B. in Hausinstallationen zahlreiche Leitungen mit nur 1mm²Cu, was der VDE in Deutschland nicht einmal zu Zeiten der extremen Buntmetallknappheit während des Dritten Reiches zugelassen hat! Dafür können die üblichen Steckdosen dort auch nur 10A ab.
Insofern wäre eine dementsprechende Vorschrift u.U. sinnvoll und nachvollziehbar.
Was mich allerdings irritiert, ist die Verschaltung in Deinem Beispiel. Das wäre ja eine Mischung aus 230V- und 400V- Heizwiderständen. Das würde (zumindest
so) nicht besonders viel Sinn machen. Denn wir haben ja im Herd meist 5 (wesentliche) Einzelverbraucher und nicht etwa drei. Selbst wenn man nur drei hätte, verlagerte diese Schaltung die Unsymmetrie nur. Wenn schon, müßte man entweder ALLE Heizwiderstände für 400V ausführen (und dann wieder in den bekannten drei Gruppen, aber eben im Dreieck verschalten) oder (was ich für wahrscheinlicher halte) die Backröhre als 400V zwischen L1 und L2, dann aber Platten 1 und 2 in 230V von L3 auf N, Platte 3 in 230V von L1 auf N und Platte 4 in 230V von L2 auf N schalten.
Nicht ganz nachvollziehen kann ich aber, daß eine N-Überlastung im Mittelspannungsnetz befürchtet wird. Oder was hattest Du mit "Überlandverteilung (1´300V)" gemeint? Das soll doch wohl 1300V bedeuten, oder?
In allen mir bekannten Mittelspannungsnetzen wird nämlich aus Gründen der Materialersparnis gar kein Neutralleiter mitgeführt, sondern eine allfällige unsymmetrische Last über Zickzackschaltung der Trafos zum Hochspannungsteil hin ausgeglichen!
Aber schon diese sehr geringe Mittelspannung (in D sind dafür 6kV bis 20kV üblich) wäre wieder ein Hinweis auf sehr alte Netze und deren nicht besonders leistungsstarke Auslegung. Und ganz ausschließen kann ich auch nicht, daß manche schwyzerischen Mittelspannungsnetze doch MIT Neutralleiter arbeiten...
Insofern würde ich dem anderen Tippgeber durchaus in erster Näherung Glauben schenken. Es spricht doch auch nichts dagegen, beim dort zuständigen EVU diesbezüglich einfach mal nachzufragen!
Ein anderer Punkt ist, ob bei einem trotz nicht erteilter Zustimmung erfolgten Anschluß dieser bemerkt werden oder gar zu tatsächlichen Problemen führen würde.
Aber darauf würde ich es nicht unbedingt ankommen lassen. Sollte es zu Folgeschäden kommen, stellt sich nämlich sofort die Haftungsfrage!
Ich hoffe, Dir mit diesem kleinen Gedankenspaziergang etwas weitergeholfen zu haben.
Würdest Du uns bitte im Gegenzug verraten, wo diese vorausgegangene Diskussion stattfand?
Danke!
Gruß,
sam2
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"Das Gerät habe ich vor soundsoviel Jahren bei Ihnen gekauft! Immer ist es gegangen, immer. Aber seit gestern früh geht es plötzlich nicht mehr. Sagen Sie mal, DA STIMMT DOCH WAS NICHT???"