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Bildbericht - Installation in Ungarn |
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BID = 925085
Trumbaschl Inventar
Beiträge: 7574 Wohnort: Wien
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Letztes Wochenende war die Veranstaltung "Budapest 100", bei der im jahr 1914 gebaute Wohnhäuser, Fabriken etc. öffentlich zugänglich waren, mit Führungen, Ausstellungen, Konzerten usw. Mein Auge war natürlich nicht ganz unwesentlich auf den Elektroinstallationen, auch weil mich die Sache an diese Diskussion erinnert hat:
https://forum.electronicwerkstatt.d.....art=0
Bild 1: eine alte Munitionsfabrik, nach der Wende ein riesiger Supermarkt, bis ca. 2011 in Betrieb. Die gezeigte Installation war stillgelegt, parallel dazu eine moderne AP-Installation.
Bild 2: Feuchtraum-Abzweigdosen bei der selben Beleuchtung. Was die fliegende Leitung war weiß ich nicht.
Bild 3: zum Teil war die Installation schon deutlich verbastelt. Seltsam sind hier die Aderfarben, 3x schwarz, rot und blau. An sich waren so weit ich weiß die Aderfarben in Ungarn wie in D und A, L schwarz, N grau und PE rot.
Bild 4+5: ganz ungeschoren geblieben ist auch die neue Installation nicht.
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"Und dann kommen's zu ana Tür da steht oben "Eintritt verboten!" und da miaßn's eine!" |
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Trumbaschl Inventar
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Immer noch in der Munitionsfabrik. FIs habe ich keine gesehen. Der untere Teil mit den C6 ist "Nachtbeleuchtung", was oben steht verstehe ich auch nicht.
Die Steckdose war da sicher auch nicht immer.
Irgendwie wollen die Teile nicht so ganz zusammen passen.
Bild 4. sieht schon wesentlich historischer aus. Das war in den nicht als Supermarkt genutzten obersten Stockwerken.
Bild 5: 3x2,5 Al.
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Trumbaschl Inventar
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Eigenartige Aderfarben - 3x schwarz, blau und gn/ge.
Klemmen waren offenbar in den 50ern und 60ern nicht übermäßig populär.
Von der Fabrik ging es in das erste Wohnhaus. Hier gab es moderne Zählerkästen, Wechselstromzähler 5(30)A von Schlumberger mit Hauptsicherung F&G C32. Der LSS ist anscheinend ohne Plombenöffnung bedienbar.
Etwas älter und innen im Haus sieht das so aus: Zuleitung 3L+N+PE, unten ein NH-00-Lasttrenner (nicht original), oben Zählertafel mit Vorsicherungen U20 (6 kA Schaltvermögen), Drehstromzähler Siemens 10 (60) A.
Typisch für Budapester Altbauten ist auch der ungezügelte Aufputz-Leitungsverhau mit unzähligen Kästen. Stiegenhausbeleuchtung, Telefon, Gegensprechanlage, Kabelfernsehen, alles zieht sich in Rohren und Kanälen durch die Höfe. Der große Kasten relativ weit oben gehört UPC. Auch die Gasleitungen ziehen ihre rapsgelben Spuren durch die Häuser.
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Trumbaschl Inventar
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Zwei höchst aparte Abzweigdosen, eine davon halb hinter einem Rohr versteckt.
Ich nehme an das war ein Wohnungsanschluss, Hauptschalter und ein einsamer L10.
Die Leitung sieht aus wie aus der DDR importierte Alu-Stegleitung, war wohl eher nicht für AP-Verlegung vorgesehen.
Zwei antike LSS ohne Abdeckung, einer davon offensichtlich stillgelegt.
Wie weit das mit dem vorigen Bild zusammengehört war nicht zu eruieren, war jedenfalls relativ dicht nebeneinander.
Einzelader in Putz und Leitungsführungskanal kommt auch immer gut.
Und was man mit Hutschienen so alles anstellen kann (Magnetverschluss einer Aufzugs-Kabinentür)
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Trumbaschl Inventar
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Das Bild mit den Abzweigdosen hätte ich fast unterschlagen.
Vom Sammelsurium an unterschiedlich großen AP-Zählerkästen die durchschnittlich Budapester Altbau-Eingänge verschandeln waren das noch mit weitem Abstand die hübschesten.
Zuletzt noch etwas Hofverschandelung.
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Trumbaschl Inventar
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Das war offensichtlich die neuzeitliche Reparatur eines älteren Verteilers.
Dann kommt meine Behausung, keine Ahnung wozu die CEE gut war und wie sie angeschlossen war. Daneben jedenfalls zwei 2-polige FI/LS L25/30 mA.
Eine ungarische Telefonsteckdose nehme ich an, ziemliches Unding in der Größe einer Schuko oder eher noch größer.
Ein Hauptsicherungskasten, alles offen. Man sieht wieder: alles 5-adrig, 3x schwarz, N grau, PE rot.
Am obersten Ende der Dienstbotenstiege (so etwas hat jedes anständige Jahrhundertwendehaus in Budapest) eines Hauses in der Attila út war dieser Trafo montiert. Die Sicherungen müssen DI oder DL sein, eventuell auch G, jedenfalls sehr klein. Die offenen Klemmen waren jedenfalls nicht so nett.
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Trumbaschl Inventar
Beiträge: 7574 Wohnort: Wien
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Des Ungarischen Mächtige denken sich jetzt: "Wos jetzt, Licht oder Glocke?"
Besonders apart der Hausanschluss, bequem in Kinderhöhe. Beschriftet war die Tür wenn ich mich richtig erinnere (kann auch eine der danebenliegenden gewesen sein) mit Feuerwehrhauptschalter.
In einem Wohnhaus in der noblen Donáti utca fanden sich im Keller die einzigen Spuren von etwas das nach klassischer Nullung aussah - 2-adrige Leitungen mit sw und ge/gn. Auch zu Lichtschaltern.
Ganz besonders heruntergekommen war das Haus Vörösmarty utca 7.
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Trumbaschl Inventar
Beiträge: 7574 Wohnort: Wien
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Hier gab es Einerseits Reste der Ursprungsinstallation auf Porzellanisolatoren, andererseits wesentlich neuere Basteleien.
Besonders spannend war an diesem Haus der seit Jahrzehnten stillgelegte originale Aufzug. Der anwesende Hausbewohner meinte er wäre seit der Umstellung von 110 auf 220 V außer Betrieb. Das kann in Anbetracht der Warnschilder "Achtung! 380 V!" wohl nicht allzu viel mit der Realität zu tun haben.
Zuletzt das Bedientableau des Aufzugs. Diese Steuerungen waren recht simpel. Jeder Taster schaltet den Antrieb ein und schiebt außerdem einen Bolzen an der Kabine nach außen. Im jeweiligen Stockwerk drückt ein hölzernes Schleifstück im Schacht den Bolzen wieder in die Ausgangslage, damit wird der Antrieb abgeschaltet und die Kabine bleibt stehen. Die Fahrgäste öffnen Fahrkorb- und Schachttür, steigen aus, schließen beide Türen wieder und der Aufzug fährt automatisch zurück ins EG. In Wien sind die aus verschiedenen Gründen gerade im Aussterben, einerseits weil Dachausbauten häufig zu Verlängerungen der Aufzugsschächte führen und andererseits neue Normen Nachrüstungen bedingen.
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Trumbaschl Inventar
Beiträge: 7574 Wohnort: Wien
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In der zu einer Notwohnung umgebauten Waschküche im DG waren wir dann auch noch. Die Sicherungssockel kommen Österreichern sicher bekannt vor.
Bild 2: Küchenelektrik, man beachte die kuriose Häufung roter Adern. Das H05VV-F 2X0,75 kommt auch gut.
Auch hier wieder definitiv keine klassische Nullung, bloß die Aderfarben sind reichlich kreativ.
Zusammenfassend mein Eindruck: die Sparwut regiert, solange was funktioniert wird auch nur das absolut notdürftigste daran gemacht, vor allem in den Allgemeinbereichen. Das gilt nicht nur für Installationen sondern auch für Farbe usw, nicht selten hat die Hoffassade in jedem Stockwerk eine andere Farbe. An Selektivität ist der VNB offensichtlich nicht sonderlich interessiert mit diesen ganzen LSS als Hauptsicherungen.
Die Netzform ist vermutlich vom VNB aus TN, aber in den Häusern ist ziemlich konsequent mit separaten Schutzleitern installiert. Theoretisch könnte es sich auch um ein altes TT mit SEHR niederohmigen Erdern handeln, sprich Wasserleitungsnetz. Jedenfalls ist mir in einigen Häusern im Bereich des HAK eine separat ankommende rote Ader mit erheblichem Querschnitt (ich würde meinen >50 mm2) aufgefallen, das sieht schon fast wie die Haupterdungsleitung im TT aus.
Jedenfalls sind die Ungarn erheblich netter als die Tschechen, immerhin hat man Zugriff auf die Vorzählersicherungen.
Die Zähler sind teilweise im Hof, teilweise in den Wohnungen, selten zentral im Hauseingang.
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BID = 925102
Primus von Quack Unser Primus :) nehmt ihn nicht so ernst
Beiträge: 7389
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...na nu stell dich mal nicht so an, das ist doch alles noch Tiptop in Schuss und in einer Munitionsfabrik muss man eh ufpasse damit nix passiert
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...geguckt wird mit den Augen, nicht mit den Fingern!
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BID = 925145
MDM_5 Neu hier
Beiträge: 49 Wohnort: Tirol
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boah, das gibt dem Begriff "Kaputtsparen" eine ganz neue Dimension.
Nach dem gesehenen wunderts mich schon wieder etwas mehr, das es nicht mehr Elektrounfälle gibt.
Grüsse aus Tirol an die Wiener Kollegen
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BID = 925156
Trumbaschl Inventar
Beiträge: 7574 Wohnort: Wien
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War schon beeindruckend!
Es waren nicht viele wirklich unglaublichen Sachen dabei, aber dermaßen geballt findet man sowas in Wien nicht - das war die Ausbeute eines einzigen Wochenendes!
Offtopic :
| Aus Tirol hab ich übrigens auch noch eine nette Anekdote von einem Kollegen, den es später nach Wien zur Bahn verschlagen hat. Die haben in Innsbruck einen Jahrhundertwende-Bau saniert. In einem Badezimmer(!) haben sie eine Eigenbau-Steckdose gefunden. Zwei Nägel in die Wand, L und N angeschlossen und das Gerät mit Drahtschlaufen über die spannungsführenden Nägel gehängt! |
Grüße nach Tirol!
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walterm Gesprächig
Beiträge: 187 Wohnort: Wien
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Noch nie in Griechenland oder Türkei gewesen? Dort ist das alles normal...
[ Diese Nachricht wurde geändert von: walterm am 4 Mai 2014 14:44 ]
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BID = 925178
Sauwetter Verwarnt
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So vielleicht, oder ähnlich!
Aber es gibt ja dann noch die "Sicherheitstruppe"!
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Es gibt nichts praktischeres, als eine gute Theorie.
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BID = 925187
Goetz Schreibmaschine
Beiträge: 1947 Wohnort: Dresden
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und jetzt suchen alle bei ebay nach gebrauchten Gummistiefeln........
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