Hallo Danni,
gerne. Wenn Jemand fragt, gibt es doch gar keinen Gruind, sich aufzuregen. Im Gegenteil - nur dann, wenn Jemand aufgrund fehlenden Wissens oder gar entgegen besserem Wissen Unsinn behauptet.
Also:
Ich weiß zwar nicht, was diese Woche wieder für ein Unsinn zu diesem Thema in der Wikipedia steht (das von Dir Zitierte z.B. wäre großer Unfug), es ist aber eigentlich gar nicht so schwer. Man muß nur die Begriffe sauber auseinanderhalten.
Vorab:
In der hierzulande üblichen öffentlichen Stromversorgung gibt es Adern mit grundsätzlich verschiedenem Zweck
a) Betriebstromhinleitung (führt meist Spannung gegen Erde)
b) Betriebsstromrückleitung (führt meist keine oder nur geringe Spannung gegen Erde)
c) Schutzleiter (weist annähernd Erdpotential auf)
Das Netz kann - je nach Region und Alter etc. - technisch unterschiedlich aufgebaut sein!
Am meisten verwendet werden in Dtl. TN- und TT-Versorgungsnetze. Sie unterscheiden sich vor allem in Hinblick auf die Art der Erdung. Grob kann man sagen, bei TN liefert der Stromversorger die Erdung mit, bei TT muß man sie im Haus selbst machen.
Alle Netze haben Außenleiter (häufig, aber nicht korrekt auch "Phase" genannt), das Kurzzeichen dafür ist "L". In Drehstromnetzen gibt es davon drei Stück (L1 , L2, L3, früher R,S,T). In Wechselstromnetzen zumeist nur einen.
Außenleiter führen ausschließlich Betriebsstrom.
Die meisten Niederspannungsnetze (also mit den üblichen 230V/400V, wie sie ins Haus kommen) haben auch einen Neutralleiter, Kurzzeichen "N" (früher Mittelpunktleiter "Mp" genannt).
Er führt ausschließlich Betriebsrückstrom, aber hat keine Schutzfunktion.
In den Endstromkreisen (also ab der Unterverteilung -vulgo "Sicherungskasten" - im Haus) gibt es zusätzlich auch einen Schutzleiter, Kurzzeichen "PE" (für engl. "protection earth" = Schutzerde), früher "SL".
Er führt nie Betriebsrückstrom, sondern dient ausschließlich dem Schutz (bei fehlerhaften Betriebsmitteln).
Nun kommt der Sonderfall:
Bei TN-Systemen muß in alten Installationen durchgängig und auch bei modernen Installationen im Abschnitt Trafostation bis Hausanschlußkasten oder Hauptverteilung (Zähler) oder Unterverteilung eine Ader zwei Aufgaben zugleich erfüllen. Nämlich Betriebsstromrückleitung und Schutzleiter.
Dann heißt dieser Leiter PEN-Leiter, Kurzzeichen "PEN". Früher wurde er Nulleitrr genannt.
Die Verwendung von solchen PEN-Leitern ist nicht ungefährlich und daher nur noch unter bestimmten Bedingungen erlaubt.
In TT-Netzen gibt und gab es dagegen niemals Nulleiter.
Problem:
Viele Leute (leider auch zahlreiche Fachleute) benutzen die Bezeichnung "Nulleiter", wenn sie eigentlich den Neutralleiter meinen.
Entweder aus Faulheit oder aus Dummheit oder weil sie es schon immer so gemacht haben.
Es gibt sogar Elektriker aus TN-Gebieten, die gar nicht wissen, daß es auch TT-Gebiete gibt...
Abgesehen davon, daß Nulleiter also eine veraltete Bezeichnung ist, die man vermeiden sollte, sind Nulleiter und Neutralleiter aber verschiedene Dinge, für die auch völlig unterschiedliche Bestimmungen gelten!
In einem über Stecker angeschlossenen Gerät (somit auch in jeder Verlängerungsleitung etc.) z.B. kann es NIEMALS einen Nulleiter (PEN) geben, unabhängig von der Netzform.
So, ich hoffe, das war halbwegs verständlich ausgedrückt.
Falls es Dir "zu kompliziert" war, bitte melden!
Grß,
sam2
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"Das Gerät habe ich vor soundsoviel Jahren bei Ihnen gekauft! Immer ist es gegangen, immer. Aber seit gestern früh geht es plötzlich nicht mehr. Sagen Sie mal, DA STIMMT DOCH WAS NICHT???"